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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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zwischendurch untersuchte er sie. Sie schien nicht getroffen worden zu sein, die Schützen waren zu besoffen gewesen. Aber man hatte Ulla schwer geschlagen oder gefoltert, das sah man ihr an, die Haut zeigte überall dunkle Flecke, vielleicht waren auch Knochen kaputt.
    Als er den letzten Riemen durchschnitten hatte – heil dem Brotmesser! – fiel Ulla vornüber. Mit dem Gesicht nach unten lag sie vor ihm, die blonde Mähne, ein Strahlenkranz im Licht der Autoscheinwerfer, bedeckte die Schultern und den halben Rücken. Ihre Hose war über dem Gesäß aufgeschlitzt worden, vermutlich hatten sich die Säue an Ulla gütlich getan. Mit einem Blick umfaßte er das alles, und einen Herzschlag lang stand er überwältigt. Sie war schön.
    Draußen krachten Schüsse. Höllriegl hörte die Einschläge, Metall stöhnte auf, und Geller surrten durch den Raum. Rasch schleifte er Ulla an den Stiefeln hinter den nächstbesten Wagen und bettete sie auf einen Kotzen. Dort verschanzte er sich notdürftig, legte die Ersatzmagazine zurecht und lud den Karabiner. Da war es wieder: das Geräusch geworfener Erbsen, auch ein hartes Klatschen, der Verputz fiel von den Wänden. Glas zerbarst – einer der Scheinwerfer war in Scherben. Den andern zerschoß Höllriegl.
    Die Garage lag nun im Dämmerdunkel, draußen begann der Tag. Günstig! Wer ihm vors Visier kam, der war geliefert. Verdammter Qualm! Das konnte gefährlich werden, unter seinem Schutz konnten die Angreifer – wie viele waren es? – in die Garage eindringen und ihn überwältigen. Auch die Luft wurde immer beizender, der Atem ging schwer.
    Er schaute sich um und überlegte, sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Der Boden der geräumigen Remise war schräg, neigte sich gegen den Hintergrund zu, Decke und Mauern schienen aus dickem Beton zu sein, und schleusenartige Einstiege führten irgendwohin. Ein Bunker, vielleicht ein Tiefbunker, das wäre auszukundschaften. (Mit Ausgängen im Wald?) Er suchte die Wände ab, ob da wo ein Plan der Anlage hing, wie es Vorschrift war. Nichts. Wenn er hier tiefer vordrang und nicht mehr herausfand, würden die Bestien ihn ausräuchern und fangen. Es blieb dann immer noch die letzte Patrone – nein, zwei Patronen waren aufzusparen. Auch Ulla würde denen nicht mehr in die Hände fallen.
    In der Remise befanden sich drei Pkw und ein kleiner Lastwagen, Ullas grüner Opel-Kapitän stand quer, irgend jemand hatte damit dilettantisch herummanövriert. Ulla trug Reitdreß, also war sie nicht zum Begräbnis gefahren – wahrscheinlich hatten die Eyckes den Braten gerochen. Wo war Herr von Eycke? Der mußte wohl an der Trauerfeier teilgenommen haben. Oder war er rechtzeitig gewarnt worden und getürmt? Dann aber hätte er Ulla und die Kinder mitgenommen.
    Ullas Dreß bedeutete: auch sie wollte weg. Mit Manfred. Was war mit Erda? Erda, die Scharführerin – anzunehmen, daß sie bei der HJ Dienst machte und irgendwo im Einsatz stand. (Jemand hatte Höllriegl erzählt, Erda sei ein fanatisches Jungmädel und wollte in der Hingabe an Führer und Reich die Eltern noch übertreffen.) Ulla und Manfred waren allein im Schloß gewesen, als die Unholde kamen, so schien es.
    Sie bewegte sich schwach. Ein Waschkübel stand in Reichweite, den Höllriegl mit dem Gewehr zu sich herüberschob. Das bißchen Wasser war schmutzig, aber kalt. Er riß einen Streifen aus Ullas Hemd und kühlte mit dem nassen Fetzen ihre Stirn, rieb ihren Hals und die Brust. Als er ihren Busen massierte, schwindelte ihm. Ein merkwürdiges Gefühl. Verlangen? Glück? War er jetzt nicht ihr Herr?
    Sie öffnete die Lider und schloß sie sogleich wieder. Dann ächzte sie laut, ein Schauer schüttelte sie, und ihre Gliedmaßen fingen an, heftig zu zucken. Plötzlich klammerte sie sich an ihm fest, er spürte ihren vollen, geschmeidigen Leib, und das alte Begehren flammte wieder mächtig auf. Doch nur für einen Augenblick. Er schämte sich und tätschelte sie zärtlich, streichelte sie wie ein Kind, während Geschosse über das Versteck hinwegpfiffen. Eine heillose Situation.
    „Ulla!“
    Wieder öffnete sie die Lider, ihre dichten Wimpern waren wie betaut. Schräge Schlitze. Sie blickte ihn an, sah sein Gesicht ganz nahe, und ihr Blick wurde starr vor Entsetzen. Mit einem Schrei fuhr sie zurück.
    „Ulla! – – – Ulrike! – – – Frau von Eycke! Ich bin Ihr Freund. Hören Sie: Ihr Freund! Haben Sie keine Angst! Ich werde Sie retten, bleiben Sie doch ruhig …“ Und wieder versuchte

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