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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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glauben können. Er strengte sein Gehör an, um das Grunzen zu hören. Es klang eher wie Murren oder Gemurmel. Nein, es waren Menschen! Aber Menschen, die auf allen vieren gingen.
    Höllriegl hatte schon gehört und gelesen, daß Biologen und Neurochirurgen in den UmL tolle Versuche begonnen hatten, mit dem Fernziel, den Menschen, genauer: eine gewisse Sorte Mensch, wieder zum Tier zurückzuentwickeln. Der Königsgedanke dabei war, daß eine höchstgezüchtete Herrenrasse, aus Edlen und Freien bestehend, ein nordisch heiler Blutadel, die Welt global beherrschen sollte, in der Herrschaft gestützt von eigens herangebildeten Vasallenvölkern, indes unterhalb dieser Völker von Dienstmannen und Lehensleuten die Erde nur noch von Tierarten, Tieren aller Intelligenzgrade und Entwicklungsstufen, bewohnt sein sollte. Das vorerst aus ganz minderwertigem oder verbrecherischem Tschandalenmaterial gewonnene Menschenvieh, beziehungsweise der Tiermensch, sollte eine besondere, ganz eigenartige Stellung in der Hierarchie der Säugetiere einnehmen. Die Tiermenschen waren für ein extremes Roboter- und Herdendasein bestimmt; soziologisch betrachtet, würden sie zwischen dem Haustier und der Maschine stehen. Die Maschine hatte sowohl die schwierigsten Denkaufgaben wie auch die schwere Massenarbeit zu bewältigen, der Tiermensch die niedrigste Fron zu verrichten, zu deren Durchführung noch so etwas wie Instinkt nötig war. (Das Ich des Menschen zu brechen, sein Denkvermögen in primitiven Instinkt zu verwandeln, ihn geschichtslos zu machen und die Triebe überwuchern zu lassen, diese Aufgabe hatte die Lobektomie.) Das ganze Konzept war zum Teil aus der weitverbreiteten Angst entstanden, die immer höher entwickelten, immer schwerer beherrschbaren Maschinen könnten sich eines Tages der Kontrolle durch die Oligarchie entziehen, sich sozusagen selbständig machen, selbständig zu denken und zu handeln beginnen. Diese Gefahr bestand bei genetisch veränderten Untermenschen nicht – niemals würden sie selbständig denken oder handeln, sie waren in allen ihren Lebensäußerungen automatenhafter als Maschinen und daher weniger gefährlich. Sklaven kamen auch billiger, man konnte sie leichter in Massen vernichten, ja sie dazu bringen, sich gegenseitig zu vernichten. In den Kreisen der Lebensreformer des NATMAT träumte man von dem Tag, da die Kultur nur noch aus den Reservationen der Viehvölker einerseits und hochentwickelten Maschinenparks anderseits bestehen würde – dies alles den Eliten untenan, die schon jetzt in den Reinzuchtkolonien, auf den Trutzburgen der SS und in den Walhallen der Ariosophen im werden waren. Wie jedermann wußte, steckten die Experimente zur Züchtung des Tiermenschen noch in den Kinderschuhen, und allgemein wurde bedauert, daß man die Juden vorschnell und so total ausgerottet hatte; sie wären wahrscheinlich das ideale Versuchsvolk für solche Pläne gewesen.
    Höllriegl kam plötzlich ein Satz in den Sinn, der sich ihm seinerzeit, als er für eine seiner Prüfungen büffeln mußte, unauslöschlich eingeprägt hatte: „Der Untermensch – jene biologisch scheinbar völlig gleichgeartete Naturschöpfung mit Händen, Füßen und einer Art von Gehirn, mit Augen und Mund – ist doch eine ganz andere, eine furchtbare Kreatur, ist nur ein Wurf zum Menschen hin, mit menschenähnlichen Gesichtszügen – geistig, seelisch jedoch tiefer stehend als jedes Tier.“ Er hatte auch gehört, daß man, bevor die gewissen Eingriffe in den Schädel gemacht wurden, Versuchsgruppen von Untermenschen jahrelang in ganz niedrigen Koben gefangenhielt, wie die Säue, wo sie, in ihrem Kot erstickend, ja ihn fressend, so lange zusammengepfercht blieben, bis die Überlebenden begannen, statt gebückt zu gehen, auf allen vieren zu kriechen oder sich rutschend fortzubewegen. Diese Fortbewegungsart wurde später zur Gewohnheit. Es bildete sich nämlich während der Koben-Zeit eine Versteifung – oder Verkrümmung – des Rückgrats heraus, auch eine Umstellung oder Anpassung der Muskulatur an die neue Gangart, so daß solche Wesen sich nur schwer wieder auf die Hinterbeine zu stellen, also aufrecht zu gehen vermochten. Zugleich nahmen die Vierfüßler allmählich das Äußere und Gehaben von Tieren an. Vom eigentlichen Endprodukt der Versuchsreihen, die zur Zeit in der ganzen abendländischen Welt unter den Deckbezeichnungen „Nilpferd“, „Thutmosis“ und „Ka“ („Ka“ war für die davon Betroffenen absolut tödlich)

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