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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt
Autoren: Linda Lael Miller
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kannst du nur?«, fragte sie, obwohl sie es nur zu gut wusste. Die Situation war aussichtslos, und es wäre zwecklos gewesen, sich dagegen aufzulehnen.
    »Ich kann es kaum noch«, antwortete er heiser und suchte ihren Blick. Er sah unglaublich entschlossen, ja sogar grimmig aus. »Aber ich könnte mich selbst nicht mehr ertragen, wenn ich auf diese Weise einen Freund verraten würde. Ich würde dir als Ehemann nichts mehr nützen, Eve, obwohl ich dich mehr liebe als alles andere auf der Welt. Es würde uns beide zerstören.«
    Sie hatten dieses qualvolle Thema schon einmal besprochen. Evangeline fragte sich, welcher Teufel sie geritten haben mochte, es noch einmal anzuschneiden.
    Sie schniefte und tupfte sich über die Augen. »Tanzt Big John gern?«, fragte sie, um ein anderes Thema zu beginnen.
    Scullys Grinsen verblüffte und verletzte sie. Wie konnte er lächeln, wenn ihre Trennung schon so nahe war? »Ja«, antwortete er. »Und für einen so großen Mann ist er ausgesprochen leichtfüßig.«
    Sein heiterer Tonfall schmerzte Evangeline, obwohl sie sich natürlich zwang, es nicht zu zeigen. »Nun «, sagte sie mit einem resoluten Lächeln, »dann wird er ganz bestimmt eine Braut haben wollen, die den Hochzeitswalzer tanzen kann.«
    Scullys Gesicht verdüsterte sich. Vielleicht dachte auch er jetzt, genau wie Evangeline, an das, was auf die Trauung folgen würde - was geschehen würde, wenn die Gelübde erst gesprochen waren und der Tanz beendet war. Wenn sie und Big John endlich allein sein würden, in ihrem großen Ehebett.
    »Ich denke schon«, sagte Scully. Dann wandte er sich ab und ging hinein, um sein Gewehr zu holen und seine Jacke anzuziehen. Er brauchte ein bisschen Zeit für sich; sie kannte ihn gut genug, um es zu erraten. Mit etwas Glück würde er ein Kaninchen oder zwei von seinem Ausflug mitbringen, ein Bündel Forellen oder ein paar Schneehühner.
    Er kehrte wie üblich vor Sonnenuntergang zurück und brachte zwei große Kaninchen mit. Er war schlammbedeckt, als er durch die Tür kam und einen Moment auf der Schwelle stehen blieb, mit dem letzten Tageslicht in seinem Rücken, das ihm eine strahlende Aura verlieh und sein Haar wie reines Gold aufleuchten Heß.
    »Sieh dich an«, sagte Evangeline mit einem Blick auf seine Kleider, Stiefel und Gesicht. »Wieso bist du so schmutzig? Was ist passiert?«
    Er grinste. »Als ich aus dem Sattel stieg, um eins der Kaninchen aufzuheben, gab die Böschung unter meinen Füßen nach, und ich stürzte einen steilen Hang hinunter.«
    Evangeline schüttelte nur den Kopf.
    »Ich brauche ein Bad«, erklärte er.
    Das jagte ihr einen mächtigen Schrecken ein, und sie versteifte sich, obwohl sein Ansinnen durchaus logisch war. Wortlos holte sie den Waschzuber aus der Speisekammer und brachte ihn in den Anbau, bevor sie zum Herd zurückkehrte, um Wasser aufzusetzen. Es war noch immer kalt in dem kleinen Nebenraum, aber das würde Scully eben ertragen müssen, denn einen anderen Ort, wo er sich unbeobachtet hätte entkleiden können, gab es nicht.
    Er trug das heiße Wasser selbst hinein, und irgendwann schien die Wanne voll genug zu sein, denn er blieb in seinem Zimmer, und lange Zeit planschte und sang er fröhlich wie ein Cowboy am Ende eines langen Rinderauftriebs.
    Was Evangeline anging, so war sie selbst nicht in der Lage, solch gute Laune aufzubringen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre Big John Keating nie zurückgekehrt, und sie wäre frei gewesen, um Scully zu heiraten, frei, ihn zu lieben und seine Kinder zu gebären.
    Sie beschäftigte sich mit dem Abendessen - sie hatte eins der Hühner geschlachtet, um es zu braten, und würde die Kaninchen für den nächsten Tag aufheben -, aber sie war sich mit jeder Faser ihres Seins bewusst, dass Scully ganz in der Nähe badete, herrlich nackt und ungeheuer männlich, so wie der Herrgott ihn geschaffen hatte. Ihr Scully, der nicht der ihre war und es auch niemals wirklich sein würde.
    Als er endlich wieder aus dem Anbau kam, in dem Hemd, das sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, mit sauberen Hosen und mit feuchtem Haar, das im nachlassenden Tageslicht dunkler wirkte als gewöhnlich, sah er so unwiderstehlich aus, dass Evangelines Kehle plötzlich wie zugeschnürt war und ihr Herz sich zusammenzog, bis sie glaubte, dass es ganz zu schlagen aufhören müsse.
    »Dein Hühnchen riecht mindestens genauso köstlich wie all die anderen, die ich früher in Virginia gegessen habe«, sagte er.
    Es war keine tiefsinnige
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