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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ganz so heiter wie zuvor. »Ich glaube, nicht«, antwortete er.
    »Und in meinem Strumpf ist auch etwas«, fuhr Abigail fort. »Ein Penny, ein paar Pfefferminzstangen und ein Kreisel.«
    Evangeline legte eine Hand auf die Hand ihrer Tochter, um sie zu beruhigen, aber sie konnte genauso wenig den Blick von Scully abwenden wie er seinen von ihr. »Danke«, formte sie mit ihren Lippen.
    Er zuckte die Schultern, ein wenig schüchtern fast, und löste sich vom Türrahmen. »Ich werde jetzt die Tiere füttern«, sagte er. Dann zog er seine Jacke an und verließ das Haus, ohne sich noch weiter aufzuhalten.
    Evangeline zog sich hastig an, bürstete und flocht ihr Haar und warf einen Blick in den Spiegel, als sie sich in die Wangen kniff, um ihnen etwas mehr Farbe zu verleihen. Dann holte sie die Päckchen mit den Geschenken für Scully und dem warmen Schal für Abigail und legte sie unter die duftenden Tannenzweige.
    Als Scully zurückkehrte, frühstückten sie, und Abigail plauderte unaufhörlich und schien wieder ganz die alte, was für Evangeline das schönste Weihnachtsgeschenk war, das sie sich vorstellen konnte. Sie hatte ihren Glauben wiedergefunden. Sie glaubte wieder an Güte und an Großzügigkeit, an Liebe und an Wunder, vielleicht sogar genauso sehr wie Abigail, und wenn auch nur für diesen Tag.
    Scully war sehr gerührt über die Geschenke, die Evangeline ihm nach dem Frühstück überreichte, und versprach mit feierlicher Miene, das Hemd für ganz besondere Gelegenheiten aufzuheben. Was die Socken betraf, nun ja, die brauche er ganz dringend, erklärte er augenzwinkernd, da seine letzten beiden Paare vorn an den Zehen bereits Löcher hätten. Er zog seine Stiefel aus, um es zu beweisen, und die neuen Socken an, bevor er den Truthahn hinausbrachte, um ihn in dem Kessel mit dem heißen Wasser einzuweichen.
    Am späten Vormittag garte der Vogel bereits im Ofen und duftete um die Wette mit dem Weihnachtsbaum, und Abigail, die vollkommen erledigt war, nachdem sie den ganzen Morgen mit ihrem neuen Kreisel gespielt und die verschiedenfarbigen Haarbänder ausprobiert hatte, hatte sich ins Bett zurückgezogen. Dort schlief sie jetzt, umringt von ihren neuen Schätzen, als Scully in den Anbau ging und mit einer Schachtel zurückkehrte, um die ein dünnes blaues Seidenband geschlungen war.
    Evangelines Hände zitterten ein wenig, als sie das unerwartete Geschenk annahm. Charles hatte ihr einmal zu Weihnachten eine Schürze geschenkt, ein anderes Mal Geschirrtücher. Er hatte den Austausch von Geschenken nie wirklich gebilligt, weil er der Ansicht war, dass sie vom eigentlichen Anlass dieses Festes ablenkten, obwohl er Abigail immer gestattet hatte, einige wenige bescheidene Geschenke zu erhalten.
    Da sie ihren Beinen nicht mehr traute, setzte Evangeline sich rasch auf einen Stuhl, bevor sie vorsichtig das Seidenband von der Schachtel abnahm. Als sie den Deckel hob, fiel ihr Blick auf eine silberne Haarbürste und einen dazu passenden Kamm und Spiegel. Sprachlos vor Staunen, schaute sie zu Scully auf.
    »Wenn du diese Dinge benutzt«, sagte er sehr sanft, »wirst du vielleicht an mich denken.«
    Sie wich seinem ernsten Blick nicht aus. »Als ob ich dich auch nur eine Minute lang vergessen könnte, Scully Wainwright.« Verwundert schaute sie auf die elegante Toilettengarnitur hinab, das schönste und unerwartetste Geschenk, das sie je erhalten hatte. »Wie ... wo ... ?«
    Scully grinste. »Die meisten Leute glauben, der Weihnachtsmann käme auf einem weißen Pferd dahergeritten - so erzähle ich es schließlich auch den Kindern - oder lenkte einen von Rentieren gezogenen Schlitten. Aber manchmal kommt er auch in einem Hausiererwagen, den irgendein armes altes Maultier zieht.«
    Calvin T. Murdoch. Natürlich. Scully hatte die Seidenbänder, die Pfefferminzstangen, den Kreisel und Evangelines wundervolles Geschenk schon vor langer Zeit bei dem Hausierer gekauft, als er vorbeigekommen war, und all diese Dinge die ganze Zeit über versteckt gehalten.
    »Du bist erstaunlich«, sagte Evangeline.
    Sein Grinsen wurde breiter. »So ist es«, pflichtete er ihr ohne auch nur einen Anflug von Bescheidenheit bei. »Das sagen alle.«

13
    Als Weihnachten vorüber war, kam es Evangeline so vor, als veränderte sich sogar die Zeit; sie schien jetzt immer schneller und schneller zu verstreichen, sich überschlagend wie ein großer runder Stein, der einen steilen Hang hinabrollt.
    Der Januar war bitterkalt und brachte Berge von Schnee und

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