Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
Folter. Er erwartet uns nämlich bereits. Ich habe sein Gesicht vorhin am Fenster gesehen.”
Katrina atmete tief durch. Was jetzt wohl auf sie zukommen würde? Ihr schwante jedenfalls nichts Gutes.
10. KAPITEL
K napp eine Stunde später sah Katrina nicht, dass sie auch nur einen Schritt weitergekommen wäre.
“Du willst mir vorschreiben, wie ich meine Tochter zu erziehen haben?” Gunnar warf seinem Bruder einen feindseligen Blick zu. “Was bildest du dir eigentlich ein?”
“Entschuldige bitte, aber Ann-Sofie ist immer noch meine Nichte! Du kannst mir nicht verbieten, dass ich mir Gedanken um sie mache! Und ich muss sagen, dass mir deine Erziehungsmethoden nicht sonderlich gefallen.”
Katrina, die als Einzige noch auf ihrem Platz saß, schüttelte den Kopf. Ihr gefiel auch etwas nicht – und zwar die Entwicklung dieses Gesprächs. Majdal Slott war bisher nur ein Mal ganz am Rande Thema gewesen. Seitdem stritten die beiden Brüder miteinander.
“Aufhören!” Sie sprang auf und stellte sich mit ausgestreckten Armen zwischen Gunnar und Lars. Die waren so verblüfft über ihren plötzlichen Ausbruch, dass sie anscheinend sogar ihren Streit für einen Moment vergaßen. “Du lieber Himmel, seid ihr erwachsene Männer oder zänkische Waschweiber? Könnt ihr nicht ein Mal aufhören, euch anzubrüllen und stattdessen lieber wie zwei vernünftige Menschen miteinander reden?”
Lars fing sich als Erster wieder. Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Es ist nicht meine Schuld”, sagte er.
“Ach, wessen denn dann?” Gunnar runzelte die Stirn. “Meine etwa?”
“Und ob, ich …”
“Ruhe!”, forderte Katrina in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. “Jetzt hört endlich mit dem Unsinn auf! Ihr seid eine Familie, habt ihr das vergessen?”
“Hör zu”, sagte Gunnar, “ich weiß, du meinst es nur gut. Aber wenn du mich fragst, hat das alles hier keinen Sinn. So etwas wie eine Familie Persson gibt es nicht mehr.”
“Wie kannst du das sagen?”, brauste Lars auf. “Du hast doch nie ernsthaft versucht, mit uns ins Reine zu kommen. Magnus und ich …”
“Sprich seinen Namen nicht in meiner Gegenwart aus!”
“Du kannst mir nicht …!”
“Jetzt reicht es aber”, fiel Katrina ihm lautstark ins Wort. “Wir setzen uns jetzt alle hier auf die Couch, und dann sprechen wir ganz in Ruhe miteinander, einverstanden?” Die beiden ungleichen Brüder brummten etwas Unverständliches, kamen Katrinas Anweisung aber nach. “So, und nun will ich wissen, warum es euch Sturköpfen so schwerfällt, miteinander auszukommen. Früher habt ihr es doch auch irgendwie geschafft …”
Gunnar verschränkte die Arme vor der Brust, und auch Lars zeigte sich wenig gesprächig.
“Was ist? Habt ihr plötzlich das Sprechen verlernt?” Katrina seufzte auf. “Umso besser, dann könnt ihr mich wenigstens nicht unterbrechen, wenn ich euch jetzt eine kleine Geschichte erzähle.” Sie atmete tief durch. “Wie ihr beide wisst, bin ich vor einigen Jahren im Streit von zu Hause fortgegangen. Ich fühlte mich von meinen Eltern unverstanden und ungeliebt. Inzwischen weiß ich, dass ich mich getäuscht habe, aber es ist zu spät. Meine Eltern sind gestorben, ohne dass ich Gelegenheit hatte, mich mit ihnen zu versöhnen. Wollt ihr wirklich, dass es euch eines Tages genauso ergeht wie mir? Ich kann euch sagen, es ist kein schönes Gefühl, mit einem Menschen, den man im Grunde seines Herzens liebt, nicht mehr ins Reine kommen zu können.”
Für einen Moment herrschte betroffenes Schweigen. Die Stille im Raum war beinahe greifbar.
Dann endlich sagte Gunnar: “Also gut, lasst uns über Majdal Slott sprechen.”
Und Lars nickte stumm.
Katrina konnte es noch immer nicht fassen, als Gunnar und Lars sich zwei Stunden später zum Abschied die Hände reichten. Mit einem solchen Abschluss hatte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. Ihre kleine Geschichte hatte offenbar Wirkung gezeigt. Nicht ein einziges böses Wort war zwischen den Brüdern seitdem mehr gefallen. Und sie waren sogar zu einer vorläufigen Einigung gekommen.
Gunnar zeigte sich einsichtig, dass eine gewisse Summe in die Renovierung von Majdal Slott investiert werden musste, um das Anwesen zu einem vernünftigen Preis anbieten zu können. Außerdem kamen die beiden Brüder darin überein, dass es erst dann Sinn machte, nach einem Käufer zu suchen, wenn es ihnen gelungen war, Magnus zu finden.
Bei der Nennung des Namens des ältesten der drei
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