Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
steckten?”
Die treue Seele des Söderhus zögerte einen Moment, schließlich nickte sie. “Ja, es stimmt. Sie wollten allerdings nie, dass du davon erfährst.”
Katrina nickte. “Ich bin froh, dass ich es nun endlich weiß. Allerdings wünschte ich, meine Eltern hätten mich eingeweiht. Wer weiß, vielleicht wären die Dinge anders verlaufen, wenn ich ihre Beweggründe gekannt hätte.”
Im Haus klingelte das Telefon. Katrina wollte aufstehen, doch Editha bedeutete ihr, sitzen zu bleiben. “Das ist immer noch meine Aufgabe”, sagte sie schmunzelnd und verschwand im Inneren des Söderhus. Kurz darauf kehrte sie zurück und reichte Katrina den Apparat.
Es war Lars. “Gunnar befindet sich auf dem Weg nach Kronsfjället”, sagte er, gleich nachdem Katrina sich gemeldet hatte. “Er hat mich gerade angerufen und mir mitgeteilt, dass er in etwa einer Stunde hier sein wird, um noch einmal vernünftig mit mir zu sprechen.”
“Aber das ist ja ganz wunderbar!”, stieß Katrina erfreut aus. “Genau das wolltest du doch.”
“Ja, schon, aber …” Sie hörte, wie er seufzte. “Ich fürchte, dass auch dieses Gespräch im Streit enden wird, wenn niemand da ist, der zwischen uns schlichten kann. Glaub mir, ich frage nicht gern, aber mir wäre wohler bei der ganzen Sache, wenn du dabei sein könntest.”
“Gib mir eine halbe Stunde!”, erwiderte Katrina und beendete das Gespräch. Sie fuhr sich durchs Haar. Gunnar kam nach Kronsfjället – was für eine überaus interessante Wendung. Die ganze Zeit hatte sie überlegt, wie sie ein erneutes Treffen zwischen den Brüdern in die Wege leiten konnte. Jetzt spielte ihr, wie es schien, das Schicksal in die Hände.
“Für mich brauchst du heute Abend nicht zu kochen”, teilte sie Editha mit, die gerade dabei war, den Tisch abzuräumen. “Ich fahre gleich zu Lars rüber. Es könnte spät werden.”
Editha musterte sie überrascht. “Du willst fort? Hat denn dein Kaufinteressent abgesagt?”
Katrina fuhr der Schreck in die Glieder. Der Kaufinteressent – an den hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht!
Lars schob die Gardine vor seinem Fenster zur Seite und schaute hinunter auf die Straße. Noch immer keine Spur von Katrina. Aus der versprochenen halben Stunde war inzwischen eine Dreiviertelstunde geworden. Gunnar konnte jeden Moment vor seiner Tür stehen. Wo sie bloß blieb?
Nach ihrer letzten Begegnung behagte es ihm ohnehin nicht, sie um Hilfe bitten zu müssen, doch unter den gegebenen Umständen wusste er sich einfach keinen anderen Rat. Ein Gespräch mit Gunnar allein würde nur wieder in einer Katastrophe enden.
Nervös wippte Lars auf den Zehenspitzen. Ob sie bei ihm ist?, fragte er sich unwillkürlich. Der Gedanke daran, dass Katrina womöglich gerade jetzt, in diesem Augenblick, in den Armen dieses Amerikaners lag, brachte ihn fast um den Verstand.
Jetzt wusste er, warum sie auf seine Frage nach einem Mann in ihrem Leben so ausweichend geantwortet hatte. Offenbar war es ihr nicht so schwer gefallen wie ihm, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Das war ja auch ihr gutes Recht, schließlich konnte nicht jeder so sentimental sein wie er. Aber wenn sie tatsächlich mit dem Amerikaner, diesem Andrew, zusammen war, dann hätte sie in Stockholm nicht mit ihm, Lars, schlafen dürfen!
Zum einen vertrat er den festen Grundsatz, sich niemals in eine andere Beziehung einzumischen. Auf der anderen Seite war in jener Nacht in Stockholm etwas mit ihm geschehen, das er nicht hatte vorausahnen können: Seine Gefühle für Katrina waren aufs Neue entflammt. Oder waren sie vielleicht niemals ganz vergangen?
Ein lautes, röhrendes Geräusch riss Lars aus seinen Gedanken. Als er auf die Straße hinausblickte, sah er einen windschnittigen schwarzen Sportwagen, der die Hauptstraße hinaufgefahren kam und schließlich direkt vor der Galerie hielt.
Er seufzte leise. Gunnar!
Kurz spielte er mit dem Gedanken, Katrina erneut anzurufen, entschied sich dann aber dagegen. Sie sollte nicht denken, dass er ohne sie verloren war. Das mochte zwar der Wahrheit entsprechen, aber er konnte es nicht mit seinem Stolz vereinbaren, erneut bei ihr um Hilfe zu betteln.
Trotzdem atmete er erleichtert auf, als er Katrinas Volvo an der Kreuzung entdeckte. Er ließ die Gardine zurückfallen und versuchte, sich innerlich auf die Begegnung mit Gunnar vorzubereiten – mit äußerst mäßigem Erfolg.
Unter normalen Umständen war Katrina eine vorausschauende und umsichtige
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