Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
dich!”
“Dann denkst du wahrscheinlich auch an mich, wenn du Marie küsst, was? Die Arme kann einem wirklich leidtun. Und jetzt lass mich endlich los.” Heftig entzog sie ihm ihren Arm. “Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute.
Adjö
!”
Mit diesen Worten ließ sie ihn einfach stehen und ging weiter. Sie fühlte sich leer, wie ausgebrannt. Damals, vor fünf Jahren, hatte sie wenigstens noch ihren gerechten Zorn gehabt, der sie begleitete. Sie war von dem Wunsch beseelt gewesen, es allen zu zeigen. Heute erschien ihr die Zukunft wie ein endloses schwarzes Loch.
Sie stieg in ihren Wagen und fuhr los, Richtung Söderhus. Neben dem Haus stellte sie den Volvo ab und ging zielstrebig auf den Steg zu, an dem das alte Ruderboot ihres Vaters vertäut war. Sie band es los, kletterte hinein und senkte die Paddel ins Wasser.
Schon nach wenigen Ruderzügen fing Katrina an sich zu entspannen. Ihr Ziel war die kleine Insel, die schon als junges Mädchen immer ihr Zufluchtsort gewesen war. Dorthin wollte sie noch einmal, ehe ihre Tage in Schweden endgültig gezählt waren.
Seltsam, dass dieser Gedanke tatsächlich ein Gefühl der Traurigkeit in ihr hervorrief. Noch vor ein paar Wochen war ihr die Vorstellung, länger als ein paar Tage in Kronsfjället zu verweilen, beinahe unerträglich erschienen. Heute aber …
Als sie die Insel erreichte, stieg sie aus dem Boot. Am Ufer stand eine große Trauerweide, deren tief hängende Zweige die Wasseroberfläche berührten. Sie zog das Boot darunter und vertäute es am Stamm der Weide. Dann ging sie ein Stück weit am Ufer entlang, bis sie zu einer kleinen Bucht gelangte. Hier war damals das Bild entstanden, das sie bei ihrer Ankunft in Kronsfjället im Schaufenster der Galerie gesehen hatte.
Sofort wanderten ihre Gedanken zu Lars. Sie ließ sich ins niedrige Gras sinken und schaute zum Himmel hinauf. Unfassbar, dass Marie und er …
Sie zusammen zu sehen, vereint in einem innigen Kuss, hatte Katrinas Herz einen empfindlichen Stich versetzt. Vielleicht war es dumm, aber sie nahm es ihm trotz allem übel, dass er sofort wieder bei Marie Trost gesucht hatte.
Wahrscheinlich verdiente er es nicht einmal, dass sie sich überhaupt für ihn einsetzte. Sie musste nicht mit Andrew zurück nach New York gehen, wenn sie nicht wollte. Das einzige Druckmittel, das Andrew besaß, war Lars mitsamt seiner Galerie. Warum kümmerte es sie eigentlich, was aus ihm wurde?
Die Antwort war so naheliegend wie schmerzlich: weil sie ihn liebte.
Egal, was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war, sie konnte ihre Gefühle für ihn nicht länger verleugnen. Genau deshalb war es wahrscheinlich wirklich das Beste für alle Beteiligten, wenn sie in die Staaten zurückkehrte. Allerdings gewiss nicht, um mit Andrew noch einmal dort anzufangen, wo sie aufgehört hatten. Wenn er daran tatsächlich glaubte, würde er eine böse Überraschung erleben.
Dennoch war die Entscheidung somit getroffen: Sie würde nach Amerika gehen, ihren Job als Immobilienmaklerin wieder aufnehmen und weiterhin all ihre Kraft und Energie in die Karriere investieren.
Wofür auch sonst?
Nachdem nun kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass sie Lars liebte, kam ein anderer Mann für sie nicht mehr infrage. Vielleicht später einmal, sehr viel später, wenn ihre Gefühle für Lars ein wenig verblasst waren – falls es dazu jemals kommen sollte.
Katrina schloss die Augen. Eigentlich wollte sie nur ein paar Sekunden lang entspannen, aber als sie die Lider wieder aufschlug, dämmerte es bereits. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war an der Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. In knapp einer Stunde würde Andrew kommen, um sie abzuholen, und bis dahin gab es für sie noch einiges zu tun.
Mit beiden Händen schob sie die Zweige der Trauerweide beiseite und sah gerade noch, wie ihr Boot auf den See hinaustrieb. Verzweifelt versuchte sie, nach dem Seil zu greifen, das sich vom Baumstamm gelöst hatte. Dabei verfing sie sich mit dem Fuß in einer vorstehenden Wurzel, knickte um und stürzte mit einem Aufschrei zu Boden.
“Willst du denn niemals damit aufhören, ihr nachzulaufen?” Marie baute sich vor Lars auf. Ihre sonst so sanft dreinblickenden Augen sprühten Funken. “Verdammt, ist dir eigentlich klar, wie sehr du mich mit deinem Verhalten verletzt? Du hast mich gerade geküsst, und dann siehst du sie und …”
“Nicht ich habe dich geküsst, Marie – es war genau umgekehrt.”
Marie schnaubte. “Das ist doch
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