Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
kostete ihn einiges an Selbstbeherrschung, die Ruhe zu bewahren. Schließlich schüttelte er den Kopf. “Keine Sorge, Astrid”, sagte er zu dem Mädchen, das noch immer völlig verunsichert auf der Schwelle zum Badezimmer stand. “Ich werde dich nicht verraten. Aber wenn du nur ein bisschen Verstand hast, dann weißt du jetzt, dass du etwas Besseres verdient hast als diesen Schuft. Ich an deiner Stelle würde in Zukunft mehr darauf achtgeben, mit wem ich mich einlasse.”
Mit diesen Worten wandte er sich ab und eilte fort, um Katrina zu suchen.
12. KAPITEL
K ronsfjället war nicht gerade das, was man als große Stadt bezeichnete. Abgesehen von der Hauptstraße, die den Ort von Osten nach Westen durchzog, und dem Gamlavägen, dem alten Weg, gab es nur noch ein paar kleinere Seitenstraßen, die Lars mit seinem Saab im Nu abgefahren hatte. Allerdings ohne auch nur auf die geringste Spur von Katrina zu stoßen.
Anfangs war es ihm vor allem darum gegangen, sich mit Katrina auszusprechen und ihr klarzumachen, was für ein Mensch dieser Andrew Carson war, mit dem sie nach Amerika zurückkehren wollte.
Inzwischen aber begann er, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Katrina einfach so verschwunden war, ohne sich zu verabschieden. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er deutlich. Ihr Mietwagen stand noch vor dem Söderhus, sie musste also zu Fuß unterwegs sein. Frustriert schlug Lars mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Verflixt, allzu weit konnte sie doch auf diese Weise gar nicht gekommen sein. Warum fand er sie dann nicht?
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war Katrina in einer denkbar schlechten Verfassung gewesen. Und das Schlimmste daran war, dass er selbst die Schuld an ihrem Zustand trug. Was wohl in ihr vorgegangen sein mochte, als sie Marie und ihn zusammen in der Galerie gesehen hatte?
Lars schüttelte den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben. Vielleicht war ja auch alles ganz anders. Womöglich hatte sie herausbekommen, was zwischen ihrem Andrew Carson und Astrid Valmqvist lief, und war deshalb Hals über Kopf davongelaufen. Aber irgendwie zweifelte Lars an seiner eigenen Theorie. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Katrina dem Amerikaner gegenüber jemals auch nur einen Hauch von echter Zuneigung gezeigt hatte.
Ob sie überhaupt wirklich mit ihm verlobt war? Diese Information stammte von Marie, und inzwischen hatte er berechtigte Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit seiner langjährigen Freundin und Geschäftspartnerin.
Es war mittlerweile dunkel geworden, als Lars seinen Wagen zurück zum Söderhus lenkte. Er hoffte, dass Katrina zwischenzeitlich zurückgekehrt war, doch Edithas sorgenvoller Blick sprach Bände.
“Noch immer nichts?”
Sie schüttelte den Kopf. “Wo mag sie bloß sein? Ich mache mir Sorgen um sie, Lars. Ernsthafte Sorgen.”
“Ach was”, versuchte Lars sie zu beruhigen. “Katrina kennt hier jeden Stein und jeden Grashalm. Was soll ihr schon passiert sein? Sie wird einfach die Zeit vergessen haben, das ist alles.”
“Das glaubst du doch selbst nicht, oder?”
Nein, tat er wirklich nicht – doch das würde er Editha gegenüber gewiss nicht eingestehen. Die Haushälterin war auch so schon besorgt genug.
“Wo ist Gustaf?”, erkundigte er sich stattdessen.
“Ich habe ihn geschickt, nach Katrina zu suchen. Er läuft das Ufer des Sees ab. Eigentlich müsste er gleich zurück sein.” Sie rang die Hände. “Ich hoffe, er hat sie gefunden. Nicht auszudenken, wenn ihr etwas zugestoßen ist!”
“Katrina kann auf sich aufpassen”, entgegnete er. “Trotzdem werde ich jetzt auch noch mal losgehen und …”
In diesem Moment trat Gustaf durch die Tür – ohne Katrina. “Ich konnte sie nicht finden”, sagte er, zog seine Mütze vom Kopf und knetete sie in den Händen. “Allerdings …”
“Was ist?” Editha musterte ihren Mann eindringlich. “Du verschweigst mir doch etwas, das spüre ich.”
“Das Boot.” Er schüttelte den Kopf. “Den ganzen Sommer lang war es am Anlieger vertäut. Vorhin habe ich es auf dem See treibend aufgefunden. Das muss nichts heißen, aber …”
“Auf dem See?” Editha fuhr zusammen. “Mein Gott, sie wird doch nicht …?”
Gustaf schüttelte den Kopf. “Mach dich nicht verrückt. Das muss überhaupt nichts bedeuten.”
“Aber es könnte. Wir müssen die Polizei informieren.”
“Die werden jetzt noch gar nichts unternehmen”, mischte Lars sich ein. “Immerhin ist Katrina
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