Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
jetzt wohl hoffentlich nicht dein Ernst? Hast du schon mal davon gehört, dass zu einem Kuss immer zwei Personen gehören? Du kannst dich jetzt nicht einfach aus der Affäre stehlen.”
“Es war ein Fehler”, sagte er und schüttelte den Kopf. “Bitte entschuldige, ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Aber der Kuss war trotzdem ein Fehler, Marie. Wir sind schon so viele Jahre miteinander befreundet. Lass uns die Sache nicht unnötig verkompizieren, in Ordnung?”
“Verkompizieren?” Marie lachte bitter auf. “Lars, ich liebe dich! Hast du das denn immer noch nicht verstanden?”
Fassungslos schaute Lars sie an. “Ich … Aber das kann doch gar nicht sein.” Er legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. “Marie, du bist durcheinander und …”
“Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?” Marie wich seiner Berührung aus. Die Enttäuschung war ihr deutlich anzusehen. “Ich gestehe dir meine Gefühle, und du willst mir einreden, ich sei verwirrt?”
“So nimm doch Vernunft an, Marie”, entgegnete Lars sanft. “Wir kennen uns jetzt schon so viele Jahre, und unser Verhältnis war bislang immer sehr gut. Lass uns das nicht kaputt machen, indem …”
“Was hat sie, das ich nicht habe?” Tränen strömten Marie über die Wangen. “Darum geht es doch, nicht wahr? Immer dreht sich alles bei dir nur um Katrina. Ich war für dich doch immer nur die gute Freundin, zu der du gegangen bist, um deine Probleme und Sorgen abzuladen. Für mich und meine Gefühle hast du dich nie wirklich interessiert.”
“Das ist nicht wahr!”, protestierte Lars. “Aber ich kann nichts daran ändern, dass ich deine Gefühle nicht erwidere, Marie. Du hast recht, ich liebe Katrina. Ich habe sie all die Jahre nicht vergessen können, und ich werde es wahrscheinlich auch in Zukunft niemals tun. Willst du wirklich einen Mann, der immerzu an eine andere Frau denkt, wenn er mit dir zusammen ist? Ich finde, du hast etwas Besseres verdient als das.”
“Du willst mich also nicht”, stellte sie nüchtern fest. In ihrem Blick lag ein seltsamer Ausdruck, der Lars Sorgen bereitete. Sie ordnete ihre Frisur mit den Händen. “Also schön, es ist deine Entscheidung. Wenn du es tatsächlich vorziehst, auf ewig einer Frau nachzutrauern, die du nicht haben kannst, dann kann ich es nicht ändern. Katrina jedenfalls wird noch heute mit ihrem Verlobten zurück nach New York fliegen.”
“Heute schon?”, fragte Lars erschrocken. Dann wurde ihm klar, was Marie gerade gesagt hatte. Er fixierte sie fest. “Einen Moment mal. Woher willst du das wissen? Verheimlichst du mir etwas?”
“Andrew holt sie um acht Uhr ab.” Marie erwiderte seinen Blick ungerührt. “Das weiß ich deshalb so genau, weil er es mir gesagt hat.”
“Was hast du mit dem Amerikaner zu schaffen?”
“Wenn du es genau wissen willst: Ich habe einen Deal mit ihm. Ich helfe ihm, und dafür schafft er mir Katrina vom Hals.”
“Du hast – was?”
“Verflixt, anders war dir ja nicht mehr zu helfen. Sie ist nicht gut für dich, ist das denn so schwer zu verstehen? Im Grunde solltest du mir dankbar sein!”
Ungläubig schaute Lars sie an. Ihm war, als hätte er Marie noch nie zuvor gesehen. “Ich erkenne dich nicht wieder”, sagte er leise. “Was ist bloß in dich gefahren? Warum tust du das alles? Bist du vollkommen verrückt geworden?”
“Verrückt? Ich?” Marie schüttelte wütend den Kopf. “Weißt du was? Mach, dass du wegkommst! Lauf ihr nach, wie du es immer schon getan hast! Aber komm hinterher nicht zu mir, wenn sie dich mal wieder abblitzen lässt, hörst du?”
Ihre letzten Worte nahm Lars kaum noch wahr. Wie gehetzt sprintete er zu seinem Wagen, der vor der Galerie parkte, setzte sich hinters Steuer und raste mit quietschenden Reifen die Hauptstraße hinunter. Erst als er am Söderhus angelangt war und Katrinas Volvo vor dem Haus stehen sah, atmete er erleichtert auf. Sie war also noch da.
Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppe zur Veranda hinauf und klopfte an die Tür. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe geöffnet wurde.
“Lars?”, rief Editha überrascht aus. “Ich hoffte eigentlich, dass es Katrina sei. Sie ist vor einer Weile angekommen und dann gleich wieder verschwunden. Seitdem war auch dieser schreckliche Amerikaner mit seinem Angeberwagen wieder da. Angeblich, um Katrina abzuholen, aber das kann ja wohl nicht sein, oder? Sie wollte doch noch bleiben.”
“Andrew Carson war hier?”, fragte Lars aufgeregt.
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