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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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»Und lächeln. Na los, lächel doch mal.«
    Eine Frau neben Beverly machte ein kehliges Geräusch, aus dem eine Mischung aus Abscheu und Faszination sprach. »Was ist das?« fragte sie. »Ein Schwertfisch?«
    Der Angler lächelte breit, und die Kamera klickte. »Sehen Sie vielleicht irgendwo ein Schwert?« fragte er rhetorisch. »Ich nicht.«
    »Das ist ein Delphin«, sagte jemand.
    »Das ist kein Delphin«, entgegnete der Angler, der sich köstlich amüsierte. »Und auch kein Thunfisch.« Er beugte sich zum Kopf des Tiers, zu den Kiemenschlitzen und dem starrenden Auge, packte die leblose Schnauze und zog sie hoch. »Sehen Sie die Zähne?«
    Und da waren sie, plötzlich enthüllt, eine ganze Landschaft aus hintereinander angeordneten, gezackten Zähnen, die sich in der Terra incognita des dunklen Schlundes verlor, und ihr wurde bewusst, dass dies ein Hai war, die Geißel der sieben Meere, das einzige Tier, das alle anderen fraß, das in einer Explosion von Schaum an die Oberfläche kam, um einen Seelöwen zu packen oder einen Surfer zu verstümmeln und am Strand von La Jolla oder Redondo für Schlagzeilen zu sorgen, die schon eine Woche später wieder vergessen waren.
    »Wissen Sie, was das ist, was Sie hier sehen? Ein weißer Hai, zwei Meter fünfunddreißig lang, ein richtig übles Vieh. Und der hier ist kaum mehr als ein Baby. Verdammt, die sind bei der Geburt ja schon eins fünfzig lang.«
    Die Menge drängte näher. Tills Augen leuchteten. Das war etwas, das ihm gefiel, etwas für Männer – ein richtig übles Vieh . Es gab nur noch eine Frage, und sie hörte ihre Stimme zittern, als sie sie stellte: »Wo haben Sie den gefangen?«
    Eine Pause. Ein Lächeln. Ein weiteres Klicken der Kamera. »Na, hier, am Ende der Pier.«
    Der Anblick verfolgte sie noch lange. Sie fragte Till, wie das sein könne – der Mann hatte gesagt, er habe den Hai am Ende der Pier gefangen, genau dort, wo sie schon als kleines Mädchen immer geschwommen war –, und er versuchte sie zu beruhigen. »Ich schätze, die können überall auftauchen«, sagte er, »aber hier sind sie selten. Richtig selten.« Er drückte sie an sich. »Eigentlich sind sie dort draußen« – er zeigte auf die Nebelbank, die sich über den Horizont senkte – »bei den Inseln.«
    Man konnte von Haien gefressen werden. Man konnte verdursten. Man konnte an Unterkühlung sterben. Sie trug nur noch den Slip und den BH, sie war praktisch nackt, und das Wasser saugte ununterbrochen die Wärme aus ihrem Körper. Sie klammerte sich zitternd an die Kühlbox und spürte, wie der Lebenswille sie verließ. Sollen die Haie doch kommen, dachte sie, träumte sie, denn die Kälte lullte sie ein, bis sie wie der Mann in dieser anderen Geschichte von Jack London war, der Mann, der sich hinlegte und starb, weil er es nicht schaffte, ein Feuer zu entzünden. Auch sie konnte kein Feuer entzünden, denn Wasser brannte nicht, und sie befand sich in einer Welt, in der es nichts gab außer Wasser.
    Sie erwachte spuckend und würgend – in ihrer Kehle steckte eine kalte Faust. Sie hustete, keuchte, schnaufte, und die Heftigkeit, mit der sie das tat, holte sie wieder zurück. Sonne, Meer, Wind, Wellen. Sonne. Meer. Wind. Wellen. Die Kühlbox schaukelte, und sie schaukelte mit. Dann war unvermittelt noch etwas anderes da, etwas Neues, Lebendiges, das die Wasseroberfläche mit einer wilden, kochenden, vernichtenden Plötzlichkeit durchbrach: der Hai, der gekommen war, um ein Ende zu machen. Sie schloss die Augen und wandte das Gesicht ab. Sie zog die Beine nicht an, denn was für einen Sinn hätte das gehabt? Der Augenblick rückte näher, der erste reißende Schock der Zähne. Trauer breitete sich in ihr aus wie eine Schliere im Wasser, Trauer um Till, um ihre Eltern, um alles, was hätte sein können … doch der Augenblick ging vorüber und auch der Augenblick danach, und sie war noch immer da, sie war noch immer unversehrt und schaukelte mit der Kühlbox.
    Das nächste Platschen war näher. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und versuchte, trotz der geschwollenen Lider etwas zu erkennen. Ihre Pupillen brannten. In ihren Ohren rauschte das Blut. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass dies kein Hai, ja nicht einmal ein Fisch war – Fische hatten keine Hundegesichter oder Schnurrhaare oder Augen, so rund und dunkel glänzend wie die eines Menschen. Sie starrte verblüfft in diese Augen, bis sie im Wasser versanken, und dann sah sie jenseits des wirbelnden Schaums die

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