Wenn das Schlachten vorbei ist
waren breit und flach wie die von Bären, ihre Gewohnheiten undurchschaubar, und wo verrichteten sie eigentlich ihr Geschäft? Immer wieder überraschte Kat sie auf ihrem Bett, und zweimal war die Bettdecke danach verdächtig feucht.
Es war noch kein Monat vergangen, da begann sie Greg in den Ohren zu liegen, er solle sich nach einer eigenen Wohnung für sie beide umsehen – nichts gegen seine Familie, aber sie brauche ein wenig Privatsphäre –, und als Alma dann geboren war und Kat den ganzen Tag in ihrem Zimmer blieb, um sich nicht schon wieder anhören zu müssen, was ihre Schwiegermutter zum Thema Kinderaufzucht zu sagen hatte, wurde die Sache dringlich. Im Frühjahr des folgenden Jahres 1969 erfüllte sich ihr Wunsch. An einem feuchten, nebligen Abend kam Greg von der Arbeit nach Hause, strich sich das Haar aus dem Gesicht und verkündete mit einer Stimme, der man die Erregung anmerkte, dass sie zum Hafen ziehen würden, auf ein Boot, das er für 3600 Dollar gekauft hatte – ein Drittel war angezahlt, der Rest nach einem Jahr fällig. Wäre das Baby nicht gewesen, dann wäre sie ihm um den Hals gefallen. So legte sie einen Arm um Greg, im anderen hielt sie Alma, und dann tanzten sie im Zimmer herum, bis Gregs Onkel Billy, der in der Nachtschicht arbeitete und das Zimmer unter ihnen hatte, die Treppe hinaufkam und sich beschwerte.
Die Black Gold war ein Fischerboot, ein umgebautes Zehn-Meter-Kajütboot mit einem offenen Achterdeck aus Fiberglas anstelle der ursprünglichen Holzbeplankung, unter dem sich ein Laderaum für den Fang befand. Die Kajüte und die Kojen befanden sich im Vorschiff. Das Boot verfügte über eine Kombüse, so groß wie ein Kühlschrank, einen Kühlschrank, so groß wie eine Apfelsinenkiste, einen Tisch, der heruntergeklappt werden konnte, wenn er nicht benutzt wurde (also nie), eine winzige, sarggroße Toilette und eine Sperrholzplatte, dekoriert mit einer uralten Schaumstoffmatratze und einem Schlafsack, der eine Mischung modriger Gerüche verströmte. Duschen, Klos und Waschmaschinen gab es im Yachthafen. Kat sagte im Scherz, das Boot gebe eine völlig neue Definition des Begriffs Feuchtigkeit. Jedes Kleidungsstück, jede Windel, jedes Handtuch hätte ebensogut ein Schwamm sein können – das Zeug trocknete nur, wenn die Sonne schien und der Wind auffrischte und die Sachen aufgehängt werden konnten. An den Tagen, an denen das Boot im Hafen lag, wohlgemerkt. Und solche Tage waren, anfangs jedenfalls, selten.
Sie wurde im Dunkeln von Almas Weinen geweckt, nahm die Kleine mit ins Bett, um sie zu stillen, stand danach auf und machte das Frühstück für Greg: gebratenen Reis, vier Eier, Makrelen oder Abalone oder kanadischen Speck, in der Pfanne gebraten, Käsetoast, Unmengen Kaffee. Und dann, wenn sein Partner Mickey Mans erschien und gleichermaßen verkatert, ausgehungert und stoned aussah, nahm sie das Baby und verbrachte den Tag bei ihrer Schwiegermutter oder ging den ganzen Weg die Anacapa Street hinauf zur Bibliothek, wo sie in Büchern blätterte und mit Alma spielte, bis sie glaubte, vor Langeweile zu ersticken. Aber das Leben war billig, sie hatten ihre Privatsphäre, und jeden Abend wartete sie mit einer Einkaufstüte voller Lebensmittel am Hafen, wenn die Black Gold tuckernd einlief. Sie entwickelte sich zu einer Spezialistin für schnelle, aber nahrhafte Mahlzeiten, die sie meist im Wok zubereitete: Blumenkohl, Pok Choy, Pilze, Zuckerschoten, Bohnensprossen oder was sich sonst gerade auf dem Markt fand, dazu Fisch, den sie den heimkehrenden Fischern für praktisch nichts abkaufte: Heilbutt, Hummer, Krabben oder Rotbarsch.
Und uni , obwohl sie sich nie dafür erwärmen konnte. Uni – Seeigel – waren das, was Greg und Mickey aus dem Meer holten, ausschließlich uni , denn mit Abalone war wegen der Überfischung kein Geld mehr zu verdienen, auch Grundfische waren selten geworden, und Hummer durften nur zu bestimmten Zeiten gefangen werden. Gregs Vater hatte den Nischenmarkt für Seeigel entdeckt. Er verkaufte sie an einen Zwischenhändler in L. A., der sie nach Japan fliegen ließ. Sie waren unter den ersten, die sich auf Seeigel spezialisierten, aber in den späten siebziger Jahren, als Alma in die vierte, fünfte, sechste Klasse ging und es für das Normalste auf der Welt hielt, auf einem Boot zu leben, setzte ein echter Boom ein. Bis dahin hatte man Seeigel für eine Plage gehalten, doch mit einemmal waren sie ungeheuer begehrt. Die Japaner konnten gar nicht genug
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