Wenn das Schlachten vorbei ist
im Kälteschock nach vorn, als Tim an ihm vorbeifährt, im gleißenden Licht der Scheinwerfer des Wagens hinter ihnen. Sie spürt, dass sein säuerlicher Blick über sie hinwegstreicht, der Motor des Prius summt, die Scheibenwischer fahren rhythmisch hin und her, und aus dem Radio dringt eine ganz leise Stimme, als sie sich an ihm vorbeischieben, doch sie wendet nicht den Kopf. Sie schließt sie aus, diese beiden, sie negiert sie, spielt Verstecken, doch zuvor springt ihr noch der Aufkleber auf dem Seitenfenster des BMW entgegen: Vor dem Hintergrund der Cartoonfigur eines Nagetiers mit menschenähnlichem Gesicht stehen drei knallrote, grellgelb eingerahmte Buchstaben: FPA , und darunter, in Lettern, die wie vom Fahrtwind verwischt aussehen: For the Protection of Animals .
Doch dann merkt sie, dass Tim beschleunigt, und sie rauschen durch den Regenvorhang, oder jedenfalls den von den Scheinwerfern beleuchteten Teil davon, zwischen den rechts und links abgestellten Wagen zum anderen Ende des Parkplatzes und auf der anderen Seite wieder zurück. Bevor sie irgendwelche Einwände machen kann, hält er vor dem Eingang an, auf dem breiten Streifen, der Nur für Fußgänger ist, neben der gewundenen Schlange aus Leuten mit Regenmänteln und Schirmen, die Eintrittskarten wollen, und kaum sind sie zum Stehen gekommen, da beugt er sich vor und streckt die Hand nach ihrem Türgriff aus. »Na los«, sagt er. Der Sicherheitsgurt zerrt an seiner Schulter, und sein Geruch – sein Rasierwasser, sein Shampoo, der warme, feuchte Geruch der Haare unter seinen Achseln und zwischen seinen Beinen, der Geruch ihres Bettgenossen, ihres Geliebten – steigt ihr in die Nase, urtümlich und tröstlich und doch auch verwirrend. Für einen Augenblick weiß sie nicht, was sie tun soll. »Ich parke irgendwo dahinten«, sagt er und weist mit einer unbestimmten Geste auf die weite Schattenarena hinter ihnen. »Ich komme dann nach.« Die Tür schwingt auf. Sie löst ihren Sicherheitsgurt, klemmt sich Laptop und Schnellhefter unter den Arm und steigt aus in den Wind und den windverwehten Regen –, den sie auf den Lippen schmeckt, süß und aufdringlich zugleich. Tim sieht ihr nach. Grinst. »Hals- und Beinbruch«, sagt er.
Bevor sie antworten kann – und was hätte sie schon sagen sollen? Ich werd’s versuchen ? –, ist Frieda Kleinschmidt, die Museumsdirektorin, bei ihr und hält einen leuchtend rosaroten Schirm über sie. Die Lampen entlang des Wegs zum Eingang verschwimmen im Dunst, Leute kommen aus den Schatten und suchen Zuflucht unter dem Vordach, klappen Schirme zusammen, stampfen mit den Füßen auf und streifen Regentropfen von Schultern, Ärmeln und Hüten. Groß, mit schmalen Schultern und verkniffenem Gesicht steht Frieda steif da und starrt auf den Prius, der schräg auf dem Fußweg steht, wo noch nie zuvor ein Wagen gestanden hat. Ihre Stahlbrille schimmert, und aus vergrößerten Augen wirft sie einen ängstlichen Blick auf Tim – Nein, er ist kein Terrorist, will Alma ihr versichern, nur mein Freund –, und dann sagt sie: »Na, da haben Sie ja ein schönes Wetter erwischt. Wer hätte das gedacht?« Sie macht eine pumpende Bewegung mit dem Schirm und senkt ihn auf Almas Höhe. »Ich meine, vor einer Stunde war es noch wolkenlos. Oder nicht? Ich glaube schon. Als ich zuletzt geschaut habe.«
Alma murmelt eine Antwort, und dann gehen sie durch den Innenhof, vorbei am Eingang zum Vortragssaal und zu der Tür des Raums, in dem der unglückliche Grizzly ( Ursus arctos californicus , 1924 für ausgestorben erklärt) Wache hält. »Diese vielen Leute – die sind doch nicht alle wegen mir gekommen, oder?«
»Ich wüsste nicht, wegen wem sonst«, sagt Frieda über ihre Schulter, beugt sich vor, klimpert mit einem Schlüsselbund und öffnet die Tür zu dem kalten, zu hell erleuchteten Raum. Sie bewegt sich schnell, verschränkt die Arme und geht in ihren Joggingschuhen mit federnden Schritten herum, als wollte sie gleich in die Nacht verschwinden. Sie ist nervös, das kann Alma sehen, nervös wegen des zahlreichen Publikums und wegen des Themas und dem, was letzte Woche in Ventura passiert ist. »Aber Sie haben ja alles, was Sie brauchen, oder? Auf dem Podium stehen eine Flasche Wasser und ein Glas. Und ich glaube, wir sollten zehn Minuten später anfangen, weil es ja regnet und damit jeder einen Platz hat.«
»Ja«, murmelt Alma, »ist gut. Ich muss nur den Laptop an den Projektor anschließen. Und das Mikrofon –«
»Ich habe den
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