Wenn der Acker brennt
beeindruckt, dass dieses Versteck zuvor noch keiner bemerkt hatte. Kompliment, Denninger.« Jeremias schmunzelte herablassend.
»Wie hast du es aus Judith herausbekommen?«, fragte Schwabe, faltete seine Hände und dehnte die Finger, bis die Gelenke knackten.
»Im Heu ist sie mit ihm gelegen, so wie viele andere«, gab Denninger preis, was er wusste und so viele Jahre für sich behalten hatte.
»Du hast meine Judith …?«
»Ich habe gar nichts. Sie war es, die es wollte, richtig ausgehungert war sie.«
»Halt dein dreckiges Maul!«, schrie Schwabe.
»Bleib, wo du bist.« Jeremias war ganz ruhig und spannte den Hahn des Revolvers, als Schwabe einen Schritt auf ihn zu machen wollte.
Schwabe hielt inne. »Weißt du was, Rimbar, die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Beenden wir die Sache einfach, du packst mir zwei Millionen Euro in hübschen kleinen Scheinen zusammen, und dann siehst du mich nie wieder.«
»Zwei Millionen Euro? Bist du noch ganz dicht? Darf ich dich daran erinnern, dass ihr nur fünf Millionen Mark erbeutet habt? Ihr wart zu dritt, das wären für jeden …«
»Ich weiß, was mir zustand, aber du vergisst die Zinsen, Rimbar. In dreißig Jahren kommt da so einiges zusammen. Zwei Millionen Euro, ich bleibe dabei.«
»Träum weiter, Schwabe.«
»Ich habe nichts mehr zu verlieren, Rimbar, ich habe meine Strafe abgesessen.«
»Schön für dich, genieße deine Freiheit.«
»Zwei Millionen«, wiederholte Schwabe seine Forderung, »wenn du mir nicht entgegenkommst, lege ich im Nachhinein ein umfassendes Geständnis ab, vielleicht sogar vor laufenden Fernsehkameras. Das wird eine interessante Angelegenheit, weil du dabei ganz groß herauskommen wirst. Ich könnte behaupten, du hättest die Sache geplant. Irgendjemand springt bestimmt darauf an, einer wie du hat garantiert Feinde, die nur auf so eine Gelegenheit warten. Ein Puzzelteil fügt sich zum anderen, und dann – bumm!« Schwabe klatschte in die Hände und lachte laut auf, als er das Zucken um Jeremias’ Mundwinkel wahrnahm.
»Ich glaube nicht, dass du das tun wirst, Schwabe.« Jeremias ließ sich nicht verunsichern, drückte den Lauf der Pistole gegen Manni Schwabes Brust.
»Du kannst mir nicht drohen!«, fuhr Schwabe ihn an, packte Jeremias’ Arm und schob ihn zur Seite. »Einer wie du mordet nicht im Beisein von Zeugen.«
»Und wie soll es deiner Meinung nach jetzt weitergehen?« Schwabe hatte recht, er würde sich keine Zeugen leisten.
»Gib zu, dass die unbekannte Landstreicherin, die in der Scheune verbrannt ist, die Judith war, damit ich endlich meinen Frieden machen kann. Und dann zahl mich aus.«
»Darüber muss ich nachdenken«, spielte Jeremias den Kompromissbereiten.
»Lass dir nicht zu viel Zeit. Ich hab lang genug gewartet.«
»Betti Lachner ist tot, Jeremias«, unterbrach Denninger das Schweigen, das für einen Augenblick zwischen den beiden herrschte.
»Ich habe davon gehört.«
»Hast du dir die Fotografin aus München mal genauer angeschaut?«
»Ich weiß, wer sie ist.«
»Sicher?« Georg Denninger scharrte mit den Füßen über den Boden. Früher, als seine Welt noch in Ordnung war, rochen die Dielen freitags nach frischem Bohnerwachs. Auch heute war Freitag, aber er machte sich nicht mehr die Mühe, die Dielen zu wachsen. Alles vergeht, dachte er. »Dass Amata und Judith nicht mehr sind, das ist eure Schuld. Sie hätten beide etwas Besseres verdient gehabt als solche Lumpen wie euch!«, machte er sich Luft. Er zweifelte nicht mehr daran, dass die unbekannte Tote in der Scheune Judith gewesen war und Jeremias das Geld genommen hatte.
»Hast du uns verpfiffen, Denninger, weil dir so viel an dem Seelenfrieden von der Judith lag?«, wandte Schwabe sich zornig an den alten Mann.
»Ich hatte doch keine Ahnung von euren Plänen.«
»Dann hast du auch den blauen Rucksack mit dem Geld nicht in deiner Scheune entdeckt?«
»Doch, den Rucksack habe ich gesehen, leider. Ich war auf dem Weg zu einer Messe in der Stadt und wollte bei einem Freund übernachten. Ich hatte ihm ein paar Flaschen von meinem Obstler versprochen. Als ich die aus dem Scheunenkeller holte, habe ich bemerkt, dass die Destillationsmaschine ein Stück von der Wand vorgezogen war. Da habe ich ihn gesehen, diesen verdammten Rucksack.«
»Wohin hast du ihn dann geschafft?«
»Ich habe ihn nicht angerührt. Mir war gleich klar, dass es die Beute aus dem Überfall war und Judith vermutlich die dritte Person war, die mit der Beute entkommen
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