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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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gegenüberliegende Haustür im Blick. Er hatte sich lang ausgestreckt, seine Beine ragten ein Stück über die Couch hinaus, auf seiner Brust lag ein Revolver. Er kaute auf einem Streichholz, wippte sichtlich nervös mit den Füßen und schaute ständig auf seine Armbanduhr. Denninger saß mit dem Rücken zum Fenster auf einem Stuhl. Er war gefesselt.
    Jeremias zog die hellen Lederhandschuhe aus seiner Jacketttasche und schlüpfte hinein. Sie passten wie angegossen. Wie alles, was er trug, waren auch sie maßgeschneidert. Er hob einen von den Kieselsteinen auf, die haufenweise auf der Terrasse lagen, und warf ihn gegen die Tür. Der älteste Trick, um jemanden aufzuschrecken. Er hatte Erfolg. Schwabe fuhr augenblicklich hoch und starrte nach draußen. Nach einer Weile näherte er sich mit dem Revolver im Anschlag der Tür und schob sie vorsichtig auf.
    Doch Jeremias war vorbereitet, schnellte aus seiner Deckung nach vorn. Schon krachte seine Faust gegen Schwabes Kinn, der wie ein Sack nach hinten flog, die Kante des Esstisches streifte und auf den Dielenboden fiel.
    »Über mangelnden Besuch kannst du dich heute wirklich nicht beklagen, Denninger«, sagte Jeremias, als der alte Mann sich langsam umdrehte, um zu sehen, was da vor sich ging. »Ich denke, es wird noch ein unterhaltsamer Abend für uns alle werden.« Welch ein schönes Geschenk, dachte er und hob den Revolver auf, den Schwabe hatte fallen lassen. Wie es aussah, musste er seine eigene Pistole gar nicht einsetzen. Zufrieden über den gelungenen Auftakt seiner Unternehmung schloss er die Terrassentür und zog die Vorhänge zu. »Wo sind Linden und die Fotografin?«, wollte er von Denninger wissen, während er die Stehlampe einschaltete.
    »Gegangen.«
    »Das ist eine gute Nachricht.« Er hatte keine Lust, sich auch noch mit den beiden befassen zu müssen.
    »Drecksau, elende«, stöhnte Schwabe, der allmählich wieder zu sich kam.
    »Du hättest eben einen großen Bogen um mein Land machen sollen, Schwabe«, erwiderte Jeremias und grinste überheblich.
    »Dein Land? Bist du etwa der Nachfolger von unserem König Ludwig geworden?«
    »Könige sind nur die Marionetten der Macht. Ich ziehe lieber die Fäden, an denen sie hängen.« Jeremias stützte sich mit einem Arm auf den Kaminsims und hielt Schwabe mit seinem eigenen Revolver in Schach.
    »Irgendwann erstickst du noch an deinem Hochmut, Rimbar.«
    »Der Neid derjenigen, die nichts zu schlucken haben. Was willst du, Schwabe?«
    »Mein Geld.« Aufrecht und breitbeinig baute sich Schwabe vor Jeremias auf. Der bullige Mann war gut einen halben Kopf größer als der Bürgermeister, die Muskeln, die sich unter seinem Shirt abzeichneten, waren das Ergebnis jahrelangen intensiven Trainings.
    »Welches Geld?«, fragte Jeremias gelangweilt und polierte seine Fingernägel am Revers seines Jacketts, während er Schwabe nicht aus den Augen ließ.
    »Ich will einen Ausgleich für das Geld, mit dem du reich geworden bist, Bürgermeister. Ich weiß von deiner angeblichen Erbschaft. Nur eine Woche nach meinem Coup hast du in die Ölklitsche investiert, die du Judith immer wieder als gute Anlagemöglichkeit empfohlen hast.«
    »Es stimmt, dass ich investiert habe. Klitsche ist allerdings nicht die richtige Bezeichnung für ein erfolgreiches global operierendes Unternehmen.«
    »Damals war es eine Klitsche.«
    »Ich habe die Möglichkeiten des Unternehmens erkannt.«
    »Ganz offensichtlich. Heute bist du der größte Aktionär, wie ich gehört habe.«
    »Auch du hättest investieren können.«
    »Dazu ist es aber nicht gekommen, du arroganter Mistkerl. Es war eine Scheißidee, dass die Judith dich als Berater angeschleppt hat.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, ging es bei euch um eine Erbschaft, die ihr unbedingt gewinnbringend anlegen wolltet?«
    »Spar dir deine Heuchelei, du hast die Judith ausgehorcht, bis sie dir alles erzählt hat. Gib es zu, oder bist du zu feige für die Wahrheit? Wie hast du sie dazu gebracht, dir zu vertrauen, verdammt?«
    »Wie sagte schon Kant? Die Weltweisheit der Frauen ist nicht Vernünfteln, sondern Empfinden.«
    »Verrecken sollst du an deinen Weisheiten.«
    »Ich habe sie mal in meiner Scheune zusammen gesehen«, schaltete sich Denninger in das Gespräch ein.
    »Du meinst, ihn und die Judith?«, schnaubte Schwabe, und seine Adern an den Schläfen begannen sichtbar zu pulsieren, als Denninger zustimmend nickte.
    »Sie wollte mir den Keller zeigen, den sie entdeckt hatte. Ich war wirklich

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