Wenn der Boss von Liebe träumt ... (German Edition)
das?“
„Woher wissen Sie das?“
Sie seufzte wie eine Kindergärtnerin, die mit viel Geduld die Welt erklären muss. Zu Kind Nummer eins, also ihrem Boss, sagte sie: „Weil er verärgert ist, nicht beleidigt. Außerdem wäre er als zurückgewiesener Liebhaber auf beide wütend, die Frau und den Mann.“ Im Grunde genau das, was auch Lucius widerfahren war … Zu Kind Nummer zwei, also dem Konkurrenten ihres Chefs, sagte sie: „Daran, wie ruhig Sie davon erzählt haben, habe ich erkannt, dass es sich nicht um eine Affäre handeln kann.“ Sie lächelte. „Noch etwas Whisky? Oder wollen wir beim Dessert zum Geschäftlichen übergehen?“
„Dessert und Geschäftliches“, entschied Gabe.
„Mit etwas Whisky“, ergänzte Lucius.
Der weitere Gesprächsverlauf war so turbulent wie der Seegang an diesem Tag, denn immer wieder flirtete Gabe mit ihr! Wenn er auf etwas Wichtiges hinwies, berührte er dabei ihre Hand. Wenn er etwas fragte, ließ er seine Hand auf ihrer Schulter ruhen. In einem amüsanten Moment zog er sogar leicht an einer ihrer Haarsträhnen!
Normalerweise wäre Angie auf diesen charmanten Flirt eingegangen, denn natürlich steckte nichts Ernstes dahinter. Aber angesichts Lucius’ düsterer Miene verbot sich ein solches Verhalten von selbst.
Sie verstand es nicht. Er hatte sie schließlich selbst gebeten, mit Moretti zu flirten! Das Ziel dieser ganzen Aktion war doch, ihn abzulenken. Aber ganz offensichtlich hatte sich das Ziel zwischenzeitlich geändert, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Und noch viel schlimmer, der Einzige, der hier abgelenkt war, war Lucius!
Als sie ihren Nachtisch, Crème brulée mit echter Vanille, verspeist hatten, wusste sie nicht mehr weiter. Gabe hatte ihrem Boss viel mehr Zugeständnisse abgerungen, als sie es je für möglich gehalten hätte. Das machte Lucius latent gefährlich, so gut kannte sie ihn. Die Situation spitzte sich zu, als Gabe ihr zum Abschied einen harmlosen Kuss geben wollte. Ein Blick auf Lucius genügte, und Angie drehte vorsichtshalber den Kopf zur Seite, sodass Gabes Lippen nur leicht ihre Wange berührten.
Sie beschloss, sich zur Entschärfung der Lage vorübergehend auf die luxuriöse Damentoilette zurückzuziehen. Vorher bat sie André, ihr ein Taxi zu rufen. Sie hoffte, dass beide Männer in der Zwischenzeit das Restaurant verlassen haben würden.
Aber diese Hoffnung erfüllte sich nur halb, denn Lucius war noch da und legte ihr das Cape um die Schultern.
Sie sah sich nach dem Oberkellner um. „Hat André mein Taxi bestellt?“
„Du meinst unser Taxi. Hat er.“
Oh nein! Sie hatte sich so darauf gefreut, endlich allein zu sein, um sich endlich entspannen zu können. „Ist das nicht ein ziemlicher Umweg für dich?“
„Stört mich nicht. Außerdem bin ich neugierig auf dein Haus.“
Nach großartig! „Kein Problem“, murmelte sie. Riesenproblem, dachte sie. Und es gab kein Entrinnen!
„Ich bin dir dankbar, dass du heute Abend mitgekommen bist“, fügte er zu ihrer Überraschung hinzu. „Ah, da ist ja schon das Taxi.“
Sie folgte ihm nach draußen in die kühle Nachtluft. Vom Meer her wehte eine frische Brise, die nach Salz und Fisch roch. Auf den schaumgekrönten Wogen der Bucht schaukelten Schiffe. Die illuminierte Skyline kündete vom pulsierenden Leben der Großstadt.
Lucius war Angie beim Einsteigen behilflich.
Sie hoffte inständig, dass ihr Kleid nicht noch höher rutschte, was zum Glück nicht geschah. Verblüfft hörte sie, wie Lucius dem Fahrer Anweisungen gab: Er nannte ihm korrekt ihre Adresse, die er ganz offensichtlich auswendig wusste.
Vielleicht lag es an der Dunkelheit, dass Lucius’ Nähe auf dem Rücksitz ihr so übermächtig und erdrückend erschien. Immer wenn sie unter einer Straßenlampe durchfuhren, betrachtete sie seine harten, männlichen Züge. Er wirkte so unnahbar, dass Angie sich an den frühen Humphrey Bogart erinnert fühlte.
Verzweifelt überlegte sie, was sie sagen sollte, um das Schweigen zu brechen. Nicht dass es völlig still im Taxi war. Man hörte alle Geräusche der Stadt, aber sie klangen seltsam entfernt. Lucius’ ruhiges, gleichmäßiges Atmen war ihr viel näher und machte sie zusehens nervöser. Sie sah aus dem Fenster, um festzustellen, wie weit es noch war. Zu weit.
Viel zu weit.
„Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat wie geplant“, sagte sie schließlich.
„Du kannst nichts dafür.“ Seine Stimme klang ruhig, und doch schwang etwas mit, das ihr ihr knappes
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