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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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Aber Robinson ließ nicht locker. »Ich lasse euch bei Nacht nicht zu Fuß gehen«, sagte er, »ihr wißt, wie unsicher es auf den Straßen ist.« Also sagten wir ja. Und warum sollten wir nicht mit ihm fahren? Wenn ich an die Anwaltsspesen dachte, die wir ihm im Laufe der Jahre bezahlt hatten, gehörte mindestens eines der vier Räder uns.
    Der neue Wagen war ein Prachtstück. »Ihr müßt beide von der linken Seite einsteigen«, sagte Robinson, »von der rechten Tür ist der Türgriff abgebrochen und kann erst nach Weihnachten repariert werden. Bei neuen Wagen kommt das vor.« Also stiegen wir von der linken Seite ein. Der Wagen war etwas niedrig, so daß ich mir sofort das Kreuz verrenkte. Schwungvoll warf Robinson die Tür zu, stieg ein und startete. Das heißt, er wollte starten. Der Wagen sprang nicht an. »Es ist ihm kalt!« sagte Frau Robinson, und wir nickten verständnisvoll. »Bei neuen Wagen kommt das vor.« Dem Wagen war volle zwölf Minuten kalt. Endlich gab es einen Ruck. Der Wagen war, wie bereits erwähnt, etwas niedrig, wodurch mein Kopf gegen das Dach schlug. »Hast du dir weh getan?« fragte Frau Robinson. Ich sagte nein und wußte nicht, was mehr schmerzte – der Kopf oder das Kreuz. Wir fuhren los und waren in vier Minuten vor unserem Haus.
    Wir reichten Robinsons die Hände und dankten ihnen, daß sie uns nach Hause gebracht hatten. »Ihr müßt links aussteigen«, sagte Robinson, »von der rechten Tür ist der Türgriff abgebrochen und kann erst nach Weihnachten repariert werden.« Wir wußten das bereits – bei neuen Wagen kommt das vor – wir wollten aussteigen – die Tür ging nicht auf. »Du mußt leicht dagegendrücken«, sagte Robinson. Ich drückte leicht dagegen, ich drückte stark dagegen – die Tür ging nicht auf. »Deine Frau soll gegen dich drücken«, riet Robinson. Meine Frau drückte gegen mich, ich drückte gegen die Tür – die Tür ging nicht auf. »Ich werde es von außen versuchen«, meinte Robinson und wollte aussteigen – aber auch seine Tür ging nicht auf. »Versuch es bei dir«, sagte er zu seiner Frau. Frau Robinson versuchte – auch ihre Tür ging nicht auf. »Wir sind gefangen!« stellte meine Frau fest. »Lächerlich!« meinte Robinson. »Versuchen wir es zu dritt!« Er stand auf, drehte sich um, kniete sich auf seinen Sitz, drückte gegen meine Frau, meine Frau drückte gegen mich, ich drückte gegen die Tür – die Tür ging nicht auf. Robinson drehte sich nach vorn, wobei er seiner Frau die Perücke verschob, und wir verschnauften ein wenig. Meine Frau hatte eine Weltidee: »Wir zerbrechen eines der Fenster, stecken die Hand durch und versuchen es von außen.« Robinsons Blick verdüsterte sich. »Das Glas ist unzerbrechlich«, sagte er.
    Langsam wurde es kalt, weil die Heizung nur funktionierte, wenn man den Motor laufen ließ. Robinson stellte also den Motor wieder an. Vier Menschen, in Pelze gehüllt, erbarmungslos eingeschlossen in einen Wagen, dazu der Benzingeruch – Robinson stellte den Motor wieder ab. Es wurde wieder kalt.
    »Wenn wir zu Fuß gegangen wären«, stöhnte meine Frau, »könnten wir jetzt schon im Bett liegen.«
    »Ist das der Dank, daß wir euch mitgenommen haben?« krähte Frau Robinson. Frau Robinson krähte immer, aber in dieser Nacht war sie besonders gut bei Kräh.
    »Wir wollten ja nicht mitgenommen werden!« konterte meine Frau.
    »Hast du gehört, Emil?« rief Frau Robinson höhnisch. »Sie wollten nicht mitgenommen werden!« Und zu uns: »Vor dem Wagen seid ihr gestanden und habt ihn so lange angeglotzt, bis wir euch mitnehmen mußtenl«
    Meine Frau wandte sich entrüstet an mich. »Was sagst du!?« fragte sie. »Wir haben den Wagen angeglotzt!«
    Ich versuchte, Frieden zu stiften. »Wir haben den Wagen nicht angeglotzt, Bela«, sagte ich zu Robinson.
    »Und wenn wir ihn angeglotzt haben«, fügte meine Frau hinzu, »dann haben wir ihn nur angeglotzt, weil wir uns gefragt haben, welche Snobs ein solches Ungetüm fahren.«
    Meine Bemühungen, den Frieden zu erhalten, waren gescheitert, denn jetzt mischte sich Robinson ins Gespräch.
    »Das ist eine Beleidigung«, schrie er. »Den ›Snob‹ lasse ich nicht auf mir sitzen!«
    »Ich auch nicht!« pflichtete seine Frau ihm bei.
    »Ihr könnt uns ja verklagen!« sagte meine Frau.
    »Drauf könnt ihr euch verlassen!« schrie Robinson wieder. »Hättet ihr euch ein Taxi genommen, wenn euch unser Wagen nicht paßt!« fiel Frau Robinson ein.
    »Wir wollten ja gar nicht

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