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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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fahren!« brüllte nun meine Frau. »Ihr habt uns ja nicht zu Fuß gehen lassen!«
    Robinson tobte. »Das ist eine Lüge!« schrie er.
    Das war wieder mir zuviel. »Wollt ihr vielleicht behaupten, daß meine Frau eine Lügnerin ist?«
    »Mischen Sie sich nicht ein!« stellte Robinson mich ab. Wir waren bereits per Sie. »Im übrigen, verlassen Sie meinen Wagen!«
    »Wenn wir das könnten«, dachte ich.
    »Wagen?« lachte meine Frau, aber es war kein freundliches Lachen. »Das ist doch kein Wagen! Das ist ein fahrendes Gefängnis! Darin fühlen vielleicht Sie sich wohl und auch Ihre Frau, aber wir nicht!«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß meine Frau und ich ins Gefängnis gehören?« fragte Robinson lauernd. »Ich werde Sie verklagen! Wegen Ehrenbeleidigung!«
    »Und ich werde Sie verklagen! Wegen Freiheitsberaubung!« schrie jetzt auch ich.
    »Sehr richtig!« stimmte meine Frau mir zu. »Wie kommen wir dazu, die Nacht in einem solchen Vehikel zu verbringen!«
    »Vehikel!« Frau Robinson fiel fast in Ohnmacht. »Wissen Sie, was dieses ›Vehikel‹ gekostet hat? Zweihundertvierzigtausend Schilling!«
    »Haben Sie es schon bezahlt?« fragte ich grinsend.
    »Nicht ganz«, grinste Robinson zurück. »Den Rest werde ich bezahlen, bis Sie die Güte haben werden, das Honorar zu begleichen, das Sie mir von Ihrem letzten Plagiatsprozeß her noch schuldig sind!«
    Jetzt hatte ich genug. »Sie Winkeladvokat!« schleuderte ich ihm ins Gesicht.
    »Sie Schandfleck der Literatur!« gab er den Ball zurück. »Sie und Ihre Brettldiva –«
    »Brettldiva?« unterbrach meine Frau ihn empört. »Mich hat mein Mann aus Liebe geheiratet, während Sie Ihre Frau nur genommen haben, weil sie eine Million Schilling hatte!«
    »Das kannst du nicht sagen«, wies ich meine Frau scheinbar zurecht. »Er hätte sie auch genommen, wenn sie eine Million Dollar gehabt hätte! Hahaha!« Ich beschloß, mir diese Pointe zu merken.
    »Hahaha!« machte Robinson mir nach.
    »Das läßt du dir gefallen?« kreischte seine lautere Hälfte. Robinson holte aus und wollte mir eine Ohrfeige geben. Zu unserem größten Vergnügen bedachte er die Enge des Raumes nicht und schlug seine Frau mit dem Handrücken ins Gesicht.
    »Du hast mich geschlagen!« begann sie zu jammern. »Nach zwanzigjähriger Ehe!«
    »Wenn du mir mit dem Gesicht in die Hand rennst!« fauchte Robinson sie an. Die beiden vergaßen uns und stritten sich nach Art des Hauses. Meine Frau und ich lehnten uns zurück, und bald waren wir eingeschlafen.
    Plötzlich erwachte ich. Jemand mußte aus dem Wagen gefallen sein. Als ich mich umsah, war ich es. Ich mußte mich gegen die Tür gelehnt haben, die anscheinend plötzlich von selbst aufgegangen war. Zu meinem Glück war ich in einen Schneehaufen gefallen, sehr zum Gaudium der Kinder, die den Wagen umstanden. Es war bereits 8 Uhr früh. Ich öffnete die restlichen drei Türen, weckte meine Frau und die Robinsons.
    »Na also!« sagte Robinson freundlich. »Da wären wir.«
    »Ja«, sagte ich, »und vielen Dank, daß ihr uns mitgenommen habt.«
    »Fröhliche Weihnachten!« sagte meine Frau.
    »Fröhliche Weihnachten!« sagten Robinson-Er und Robinson-Sie. »Und laßt euch bald bei uns anschaun!«
    Dann fuhren sie los. Wir winkten ihnen nach. An der nächsten Ecke hatten sie eine Panne.
    Bei neuen Wagen kommt das vor.

OLIVER HASSENCAMP: Weihnachtsbilanz einer deutschen Familie
    OLIVER HASSENCAMP

    Weihnachtsbilanz einer deutschen Familie
1945
Vater:
Amerikanische Taschenlampenbatterie, Paar Schuhsohlen
Mutter:
Wiechert: Das einfache Leben, Wollstrümpfe, 0,5 Pfund Kaffee
Sohn:
Kasperlefiguren
Tochter:
Puppe (aus Uniformstoff)
Onkel Eugen:
Großvaters Regenpelerine
Tante Lisbeth:
2 Topflappen
Freund Paul:
Ohrenschützer
Schwiegervater:
(im Lager)
1947
Vater:
Fahrradschläuche, Schweizer Chronometer, Camel
Mutter:
Amerikanische Wolldecke, Dose Nescafé, Das Buch vom Tee
Sohn:
Candies, Roller (antiquarisch)
Tochter:
Candies, Kleidchen (aus Tischdecke)
Onkel Eugen:
Rasierapparat (gegen Raucherkarte)
Tante Lisbeth:
Peanutbutter, Reader’s Digest
Freund Paul:
Lucky Strike, Aluminiumaschenbecher
Schwiegervater:
(noch im Lager)
Captain Sullivan:
Altdeutschen Zierhumpen, Perserbrücke
1949
Vater:
Schonbezüge (Opel P4), Anzugstoff, Camel
Mutter:
Kalbfellmantel, Nylonstrümpfe, Schuhe
Sohn:
Anorak, Karl May
Tochter:
Teddybär, Pullover
Onkel Eugen:
Diplomatentasche, Krawatte
Tante Lisbeth:
Christstollen, Flasche Vermouth
Freund Paul:
Fahrrad (vom

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