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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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Paillettenkleid.
    »Soll ich den Fernseher einschalten?« fragte Herr Krieger, als hätte die Fremde das zu entscheiden.
    »Lieber das Radio!« schlug Frau Friese vor. Im Zweifelsfall war Radio immer schöner. »Ihr Kinderlein, kommet«, wurde da gesungen, dann »O du fröhliche, o du selige« und schließlich »Stille Nacht, heilige Nacht«. Frau Krieger half Frau Friese in der Küche. Der Fisch war gerettet, mit Grün garniert sah er in der ovalen Keramikschüssel sehr appetitlich aus. Stupsi durfte die Kerzen anzünden. Sie setzten sich.
    »Guten Appetit!« sagte Maria Friese, als sei sie autorisiert dazu. Es schmeckte ihnen allen so gut wie lange nicht.
    »Vom Himmel hoch, ihr Englein kommt« wurde im Radio gesungen, und Stupsi starrte seine neue Bekannte an. Jetzt begriff er: Natürlich, die war ein Engel! Vom Himmel hoch, da kam sie her! Sie hatte eine Katastrophenweihnacht verhindert, seine Eltern würden sich möglicherweise nicht mal scheiden lassen, und der Heilige Abend würde noch ganz schön heilig werden.
    Später wurde beschert. Die drei Kriegers erhielten genau das, was sie sich gewünscht hatten, und für Maria Friese gab es einen schönen Landschaftskalender. Sie tranken Tee mit Rum und aßen das Weihnachtsgebäck, das Linda noch geglückt war, und ihr Mann stand neben ihr und legte den Arm um ihre Schultern. Sie hatte zwar Nerven wie Spinnweben, aber diese Frau Friese hatte die Spinnweben wieder zusammengeknüpft.
    Dann schlug Frau Friese vor, Herr Krieger solle ihnen das Weihnachtsevangelium vorlesen, das sei ja immerhin unmittelbarer Anlaß zu diesem Fest. Ein verblüffender Vorschlag, sie wollten ihn auch befolgen, fanden die Bibel aber nicht. »Wir müssen doch eine haben!« rief Linda Krieger. »Da rechts vielleicht, neben dem Pilzbuch.« Aber es war ein anderes schwarzes Buch, das da stand. Dann fanden sie schließlich die Bibel, sie stand zwischen dem Buch von der Midlife Crisis und dem Buch »Bewahre uns vor der Liebe«, was auch keine rechte Nachbarschaft für die Heilige Schrift ist.
    Peter Krieger las vor, und ein bißchen Bethlehem zog in die Wohnung Krieger ein. Denn was Weihnachten bedeutete, daran hatten sie schon Jahre nicht mehr gedacht. Später unterhielten sie sich noch, und schließlich bezog Linda im Wohnzimmer die Couch für die Besucherin, und sie gingen schlafen.
    Maria Friese allerdings nahm Tasche und Mantel, ging auf Zehenspitzen auf die Diele hinaus und zog die Wohnungstür leise hinter sich zu. Sie fuhr noch mit dem letzten Zug nach Hause. Dort wartete Tochter Ulla auf sie und fiel ihr um den Hals, denn Ulla hatte auch ein schlechtes Gewissen. Nun wurde es noch ein sehr friedlicher restlicher Weihnachtsabend.
    Herr und Frau Krieger waren zu Bett gegangen und wußten nicht, daß ihr Gast fort war. Sie lagen dicht nebeneinander und überlegten kurz, ob es ungehörig war, sich am Heiligen Abend richtig zu versöhnen. Aber schließlich war es doch ein Fest der Liebe.
    Und der Junge im Kinderzimmer nahm sich fest vor, morgen früh unauffällig mit dem Zeigefingernagel an Frau Friese, dem »Engel«, zu kratzen – möglicherweise ging da doch ein bißchen Blattgold ab.

HELMUT QUALTINGER: Familie unterm Lichterbaum
    HELMUT QUALTINGER

    Familie unterm Lichterbaum

    (Die Familie Pitsch unterm Weihnachtsbaum. Die Kerzen sind heruntergebrannt, die Geschenke ausgepackt. Das Essen ist vorüber. Man sitzt satt herum. Die Herren haben den Rock ausgezogen, den obersten Hosenknopf offen.)
    (Ein Engel geht durchs Zimmer, wie man so sagt).
    Herr Pitsch: Gut, daß wirs hinter uns haben.
    Gustl: War das früher schöner …?
    Schwester: »Stille Nacht« hätt ma singen solln.
    Pitsch: Wir sind doch erwachsen!
    Schwester: Die Kinder sind ja nicht mehr da …
    Gustl: A Karten hab i kriegt. Von einer Insel …
    Pitsch: Dort sans scho wieder weg …
    Schwester: Ich hab mir immer gewünscht: Weihnachten im Wald.
    Pitsch: Dann geh in Stadtpark!
    Schwester: Um die Zeit, in der Nacht …
    Gustl: Ich weiß, es stört die Stimmung, aber ich muß mich für einen Moment entschuldigen … (Ab)
    Pitsch: Die letzten Weihnachten waren … i weiß net warum … festlicher …
    Schwester: Die Kinder waren da, die Mama und …
    (Sie beginnt zu weinen).
    Pitsch: Ich hab ihn dir eh ausstopfen lassen.
    (Er entnimmt einer Tasche einen ausgestopften Hund.)
    Schwester: Das is a Freud – so wie wenn i dir die Deinige hätt ausstopfen lassen!
    Pitsch (lacht): Du hast Ideen! – Die Meinige unterm Christbaum!
    (Er

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