Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen
verkutzt sich.)
Gustl (kommt zurück): Der Karpfen ist heimtückisch. – Das vertragt man heute nimmer …
Schwester: Ich hab ihn nie mögen … Schon bei die Eltern nicht.. Ich wollt ihnen nur nicht das Fest verderben …
Gustl: Am schönsten war die Kriegsweihnacht. – Da hat man sich besonnen …
Pitsch: Echten Cognac hats geben.
Schwester: Ich hab das ganze Jahr Eingemachtes gespart. – Aber die Männer waren nicht da …
Pitsch: Wie wir zruckkommen san, haben wir dasselbe wie die andern fressen müssen …
Gustl: Habt ihr das Gansl für morgen im Eisschrank?
Schwester: Ich habs auf den Balkon geben. Dort kanns auslüften. Es schneit ja.
Pitsch: I gfreu mi auf das Gansl.
Schwester: Ich glaub, der Karpfen war wirklich komisch … (Sie eilt weg.)
Pitsch: So werden wir immer weniger.
Gustl: Von Jahr zu Jahr …
Pitsch: Erst glaubt man, es kommt was, dann wirds nix …
Gustl: Wie mit der Liebe …
Pitsch: Wenns mit dem Kindersegen einmal aus is. – 1 bin eigentlich froh, daß sie heuer net da san …
Gustl: Man merkt doch, daß alles teurer wird.
Pitsch: Wir haben ja gar nix zum Trinken …
Gustl: Deine Schwester wird schon was bringen. Sie ist ja rührend als Hausfrau. – Auch wenn man merkt, daß sie ihr ganzes Leben allein gelebt hat.
Schwester (kommt mit Sekt und Gläsern): Eigentlich war er ja für Silvester bestimmt, aber da bin ich schon im Spital …
Pitsch: Ich war schon oft im Spital, und nie is was gwesen. – Du wirst sehen, es wird sehr nett sein. Man weiß eh nicht, wo man zu Silvester hingehen soll …
Gustl: Ich geh auf den Stephansplatz und schau mir die Leut an.
Pitsch: Was machen die?
Gustl: Sie schauen mich an …
Pitsch: Warum?
Gustl: Weil i bsoffen bin.
Pitsch: Die sind doch selber bsoffen …
Gustl: Das is ja eben das Lustige an Silvester. –
Schwester: Es wart so viel zum Lesen auf mich … Ich habs noch gar net auspackt. Vielleicht is ein Diätkochbuch dabei. Das soll so gsund sein.
Pitsch: Mir scheint, der Karpfen is a Spätzünder. Sonst war ich doch der einzige, der ihn vertragen hat. (Ab)
Schwester: Der Korken is so zäh. Ich habs schon vor dem Essen probiert …
Gustl: Das is eben der Unterschied zum Champagner. (Er hantiert mit Flasche und Korkenzieher). Wie die das im Kino immer machen?
Schwester: Die lernens von der Wiege auf. (Der Korken knallt. Sonst geschieht nichts.)
Gustl: Jetzt müßt er schäumen.
Schwester: Wie schmeckt er denn?
Gustl (kostet): Früher wären wir froh gewesen …
Schwester (kostet gleichfalls): Zum Anstoßen reichts …
Gustl: Wir müssen Geduld haben mit dem Herrn Bruder. Die erste Weihnachten ohne seine Gattin …
Schwester: Und er hat sich so drauf gfreut. Seit Jahren schon –
Gustl: Manchmal macht man sich so Illusionen …
Schwester: Das kann uns nicht passieren …
Gustl: Waren Sie einmal verliebt?
Schwester: Einmal …
Gustl: Und er hat nix davon gmerkt? Vielleicht ist es noch nicht zu spät … (Er setzt zu einer Umarmung.)
Schwester: O ja. Er is ein amerikanischer Stummfilmstar und längst tot …
Gustl: Da hat er ja noch Glück ghabt. Jetzt gibts schon lang Farbfilm …
Schwester (mit Tränen): Warum laßt man die Kerzen so kurz brennen?
Gustl: Es gibt soviel Zimmerbrände.
Schwester: Die armen Kinder …
Gustl: Ich hab immer gleich nachher ins Bett müssen. (Er legt seinen Kopf schluchzend an ihre Schulter.)
Schwester (schluchzt gleichfalls): Ich hab nie ein anständiges Bett ghabt … (Ernüchtert:) Wir haben ja noch gar net getrunken.
Gustl: Mir ist es plötzlich zu Bewußtsein gekommen, daß ich nie ans Christkindl geglaubt hab.
Pitsch (kommt zurück): Überall brennen die Lichter. – Dabei sind nirgends Kinder da. Nur alte Weiber …
Schwester: Du bist der einzige Mann im Haus!
Pitsch (lacht): Der Weihnachtsmann.
(Man hört die Feuerwehr.)
Schwester: Die armen Kinder!
Pitsch: Wieso?
Schwester: Die brennen als erste …
(Stille)
Gustl: Also was geschiecht jetzt?
Schwester: Unsre Geschenke können wir uns ja nicht anziehn …
Pitsch: Spielen wir was!
Gustl: Wann kommt man sonst dazu?
Schwester (zieht unter dem Weihnachtsbaum ein Würfelspiel hervor): Das is ein ganzes Spielmagazin. Also was? Halma, Domino, Wettrennen, Mensch-ärgere-dich-nicht?
Pitsch: Das is ja zu dumm! Von wem is das überhaupt? (Er sieht nach:) Von einem Bürokollegen. – (Er sieht noch einmal hin:) Sein Sohn is grad in Frühpension gangen und hinterläßt keine Kinder.
Gustl: Probieren wirs!
Schwester
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