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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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mich.«
    Somerhill sah aus, als fiele es ihm schwer, ihr zu glauben. Aber er sagte nur: » Wenn Sie dann so weit sind, sollten wir gehen.«
    Er führte sie in ein relativ kleines Lokal ganz in der Nähe, über dessen Eingangstür ein bescheidenes Blechschild hing. » Zur freien Presse« stand darauf. » Der Inhaber unterstützt Mr. Stevensons Ansichten über die absolute Unabhängigkeit der Zeitungen«, erklärte Miles. » Und wir sind natürlich gehalten, wiederum ihn zu unterstützen. Tavernen gehen nicht allzu gut, wenn die Leute kaum Geld in der Tasche haben.«
    » Wegen Gouverneur Gawlers Verschwendungssucht?«
    » Nein, das kann man so nicht sagen«, erwiderte Somerhill ernsthaft. » Es gibt hier in Südaustralien zu viele Spekulanten, die ein Vermögen mit dem Kauf und Verkauf von Land gemacht haben, anstatt es zu bewirtschaften. Deshalb fehlen unserer Kolonie Waren für den Export. Was die deutschen Siedlungen rund um Adelaide anbauen, reicht gerade für den Eigenbedarf. Die paar Ballen Schafwolle, die wir nach England schicken können, fallen dagegen kaum ins Gewicht.«
    » Wenn wir also mehr Waren produzieren würden, die woanders verkauft werden könnten, ginge es allen besser?«
    » So ungefähr.« Miles Somerhill schmunzelte. » Respekt, Sie haben schnell begriffen, worum es geht! Man muss Gawler zugestehen, dass er alles getan hat, um den Landverkauf anzukurbeln: Er hat vermessen und parzellieren lassen, was das Zeug hielt. Dazu jede Menge Straßen bauen lassen– aber damit hat er die Spekulation nur noch angeheizt.«
    » Konnte er das nicht einfach verbieten?«
    » Leider nein. Der freie Handel ist ein Grundrecht englischer Bürger, das kann nicht einmal die Königin verbieten. Schon gar nicht ein kleiner Gouverneur in einer Kolonie am Ende der Welt.«
    Dorothea stutzte, als ihr ein störender Gedanke in den Sinn kam. » Wie kann man überhaupt das Land hier einfach verkaufen? Gehört es nicht den Eingeborenen?«
    » Die wissen doch gar nicht, was sie damit anfangen sollen, Missy«, mischte Hoby, der Wirt, sich ein und stellte einen Krug Limonade vor sie auf den Tisch. » Oder haben Sie schon mal einen Schwarzen auf dem Feld arbeiten sehen?« Herausfordernd stemmte er beide Arme in die fülligen Seiten. » Na also. Steht übrigens schon in der Bibel: Wenn einer seinen Weinberg verkommen lässt, dann soll man ihn einem anderen geben. Er gehört dem, der ihn pflegt. Ist es nicht so, Mr. Somerhill?«
    » Ich bin nicht sehr bibelfest«, sagte der einschränkend. » Aber sowieso greift hier juristisch das Prinzip der Terra nullius, was bedeutet, dass das Land als Niemandsland angesehen wird, auf das jeder Anspruch erheben kann.«
    » Und wir Engländer waren die Ersten, die es taten.« Hoby kicherte, bei einem derart massigen Mann ein irgendwie unpassender Heiterkeitsausbruch. » Wenn ich denke, dass dieser Kontinent anfangs nur wegen der Sträflinge kolonisiert wurde! Sie sind Deutsche, nicht? Wussten Sie, dass es sogar schon Verhandlungen gab mit einem deutschen Fürstentum, ich weiß jetzt nicht, welches, aber die wollten auch ihre Zuchthäusler hierher verschiffen. War ihnen dann nur zu teuer, die Passage.«
    » Es gibt Sträflinge hier? Doch nicht in Adelaide?«, fragte Dorothea erschrocken.
    » Keine Sorge, Missy. In ganz Südaustralien gibt es keine. Hier leben nur anständige Leute. Die großen Sträflingskolonien sind an der Ostküste, nicht hier«, beruhigte Hoby sie. » Was darf ich bringen? Lamm-Stew, Entenpastete oder Kängurubraten?«
    Dorothea wählte das Lamm-Stew, und während sie auf das Essen warteten, unterhielt Miles sie mit mehr oder minder skurillen Anekdoten aus den ersten Tagen der Kolonie.
    Es gefiel Dorothea ungemein, dass er mit ihr nicht wie mit einem unwissenden Kind sprach, sondern sie wirklich als gleichwertigen Gesprächspartner ansah. Wie ihre zukünftige Zusammenarbeit wohl aussehen würde? Miles Somerhill schien keiner zu sein, der sein Wissen hütete wie einen Schatz, den man nicht mit anderen teilt. Wenn Mr. Stevenson mit ihrem Artikel zufrieden war– und sie zweifelte nicht daran–, dann begann für sie ein neues Leben!
    Wie Mr. Stevenson und Mr. Somerhill würde sie sich dafür einsetzen, dass niemand ungerecht behandelt wurde, dass alles mit rechten Dingen zuging, dass auch Höhergestellte die Gesetze einhielten, die für alle galten. Und sie würde aus erster Quelle erfahren, was in der großen, weiten Welt vor sich ging.
    Wer sich nicht für die Schönheit

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