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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Anschuldigung eines Nachbarn hin, aufhängen ließe?
    Genau das ist hier geschehen: Es ist unbestritten, dass die unglücklichen Schiffbrüchigen auf gewaltsame Art zu Tode gekommen sind. Zumindest diejenigen, deren Überreste gefunden wurden. Wie es jedoch zu der Tragödie kam, wird sich aufgrund der voreiligen Lynchjustiz unseres werten Major O’Halloran wohl niemals mehr aufklären lassen.
    Und das Schlimmste ist der Verdacht, dass in Wahrheit Unschuldige ermordet wurden. Ja, ermordet, denn unser englisches Recht wurde hier mit Füßen getreten. Die angeblich Schuldigen hatten keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Kein Anwalt stand ihnen zur Seite. Das Urteil des Standgerichts, die stümperhafte Vollstreckung desselben war eine einzige Verhöhnung unserer Werte. Major O’Halloran ist ein Mörder, und unser werter Gouverneur ist zumindest ein Anstifter, wenn nicht ein Mittäter. Wollen wir wirklich solchen Männern unsere Sicherheit anvertrauen?«
    Während seine Worte nachklangen, war für einige Momente nichts zu hören als das Klappern von Pferdehufen draußen auf der Straße. Dann räusperte sich Somerhill und sagte: » Sir, ich fürchte, Mr. Thomas hat recht.«
    Stevenson schnaubte unwillig und wedelte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. » Feiglinge, alle beide. Und was sagen Sie, junge Dame?«
    » Ich finde es großartig.« Dorothea holte tief Luft. » So möchte ich auch schreiben können.«
    Kurz entschlossen zog sie das Zeugnis aus ihrem Beutel und hielt es ihm hin. » Mr. Stevenson, bitte, lassen Sie mich Ihnen beweisen, dass ich zu Ihrer Zeitung passe. Hier, schauen Sie, ich habe daheim in Deutschland schon einen Artikel verkauft.«
    Der Chefredakteur hob die Brauen. » Worum ging es? Blumen stecken? Marmeladenwettbewerb? Na, geben Sie schon her.« Seine Mundwinkel zuckten, als er das Zeugnis las. » Dieser Mr. Dünnebier lobt Sie ja in den höchsten Tönen.«
    » Nein, ich schrieb keineswegs über etwas so Banales«, erwiderte Dorothea leicht beleidigt. » Ich schrieb über ein Dienstmädchen und die Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit ihrer Dienstherrschaft.«
    » Tatsächlich?« Mr. Stevenson wirkte nicht übermäßig beeindruckt. » Da gibt es hier nicht viel zu berichten. Dienstboten sind rar und werden entsprechend zuvorkommend behandelt.«
    » Ich dachte eher, ich könnte Mr. Somerhill vielleicht bei dem Artikel über Jane zur Seite stehen«, schlug Dorothea vor. » Viele der Menschen haben keine Ahnung vom wirklichen Leben der Eingeborenen. Sie kennen nur die paltis und die Bettler. Wäre es nicht eine gute Idee, ihnen ihre Lebensweise näherzubringen?«
    George Stevenson musterte sie mit unleserlichem Gesichtsausdruck. » Das kommt jetzt etwas plötzlich, Miss Schumann. Darf ich fragen, ob dieser Plan mit Mr. Somerhill abgesprochen ist?«
    » Nein, Sir. Aber ich hielte es tatsächlich für eine gute Idee«, sagte der nachdenklich. » Die Geschichte von Burtons Verlobter bietet ausreichend Potenzial. Eine entsprechende Hintergrundschilderung würde gut dazu passen. Und ich denke, im Gespräch von Frau zu Frau ist diese Jane vielleicht zugänglicher, als sie es mir gegenüber war. Vor allem wäre es einmal etwas anderes als die ewigen gestohlenen Schafe.«
    » Hm.« Stevenson schien sich allmählich für den Vorschlag zu erwärmen. » Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht. Im Magistrat haben wir erst neulich darüber gesprochen, dass man etwas unternehmen müsste, um bei der Bevölkerung mehr Verständnis für die Eingeborenen zu wecken. Richter Cooper wird mit Diebstahlsklagen überhäuft, die oft genug auf Missverständnisse zurückzuführen sind.– Also gut.« Er nickte abschließend. » Bringen wir zur Abwechslung mal etwas, was dem guten Gouverneur nicht auf den Magen schlägt und Robbie ruhig schlafen lässt! Liefern Sie mir bis nächste Woche eine Arbeitsprobe, Miss Schumann. Wenn ich zufrieden bin, akzeptiere ich Sie als freie Mitarbeiterin auf Honorarbasis. Ist das für Sie in Ordnung?«
    » Ja, natürlich. Danke«, hauchte Dorothea. In ihrem Kopf formte sich bereits der Artikel. Sie würde mit einer Beschreibung der täglichen Pflichten und Aufgaben einer Eingeborenenfrau beginnen. Jane konnte ihr ja alles aus eigener Anschauung schildern. Hier und da hatte sie über ihr Leben im Harem gesprochen, und es war Dorothea recht schnell klar geworden, dass es kein schönes Leben gewesen war. Ob Professor Menge ein solches Dasein auch so romantisch

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