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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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angefressene Melone verächtlich mit dem Fuß an, sodass sie auf den Schwarzen zurollte. » Der hat sie doch sowieso irgendwo geklaut.– Du da, troll dich gefälligst! Und dass du dich hier so schnell nicht wieder blicken lässt. Haben wir uns verstanden?« Er unterstrich die in barschem Ton hervorgestoßene Anweisung mit entsprechenden Handbewegungen.
    Der Angesprochene gehorchte, wobei er den Wirt und sein Haustier mit wütenden Blicken bedachte. » Die nächste Zeit würde ich Ihren kleinen Liebling nicht mehr unbewacht lassen«, riet der Constabler. » Na, Mr. Somerhill, wieder auf der Suche nach einem zündenden Thema für die nächste Ausgabe?« Er bemerkte Dorothea nicht sofort, weil sie im Schatten stehen geblieben war. » Langsam wird es für den Register eng, was?« Die leise Schadenfreude in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    » Wetten Sie lieber nicht darauf, dass Thomas und Stevenson das Handtuch werfen«, gab der Reporter kühl zurück. » Uns, nicht dem Southern Australian, sind die Regierungsaufträge zugesichert worden. Wir werden ja sehen, was London zu Gouverneur Gawlers Eigenmächtigkeit sagt.– Hoby, die Rechnung bitte.«
    » Worum geht es bei diesen Regierungsaufträgen eigentlich?«, erkundigte Dorothea sich, als sie in bestem Einvernehmen Arm in Arm zum Mietstall schlenderten. » Sie scheinen ja sehr wichtig zu sein.«
    » Das kann man bei einem Volumen von eintausendachthundert Pfund im Jahr wohl sagen«, meinte Somerhill trocken. » Ursprünglich war der Register die einzige Zeitung hier in Südaustralien, und die Kolonialbehörde hatte Mr. Thomas auch sämtliche Druckaufträge der hiesigen Regierung zugesichert. Mr. Stevensons Kampf für die Pressefreiheit und seine Opposition gegenüber Gouverneur Gawler haben dann einige Herren dazu bewogen, ein Konkurrenzblatt zu gründen.« Er schnaubte verächtlich durch die Nase. »Der Southern Australian ist nichts anderes als ein Sprachrohr der Verwaltung. Aber mit den Druckaufträgen, die uns entzogen und ihnen zugeschanzt werden, floriert das Blatt recht ordentlich.«
    So viel zur Pressefreiheit! Dorothea verspürte einen Stich der Enttäuschung darüber, dass es auch hier am anderen Ende der Welt immer noch um gesellschaftliche Rücksichten und schnöden Mammon ging. Hatte nicht auch Herr Dünnebier Angst vor einer Klage beziehungsweise deren finanziellen Folgen gehabt?

6
    Dass Weihnachten praktisch vor der Tür stand, kam Dorothea genauso unwahrscheinlich vor wie ihre neue Position als freie Korrespondentin. Ihre Mutter hatte zwar den Kopf geschüttelt, als sie davon hörte, jedoch keine Einwände erhoben. Auch ihr Vater hatte nur gemurmelt: » Tempora mutantur. Ich hoffe nur, dass du nicht Schaden an deiner Seele nimmst, wenn du in die Niederungen menschlichen Daseins hinabblickst.«
    Jane war hellauf begeistert von der Aussicht, dass nunmehr Dorothea diejenige sein würde, die ihre Geschichte aufschrieb. » Ich spreche viel lieber mit dir als mit diesem Mann«, vertraute sie ihr an. » Er wird allerdings ärgerlich sein, jetzt nicht mehr herkommen zu können.«
    » Wieso denn das?«
    » Ich habe gesehen, wie er dich mit den Augen verschlungen hat. Wenn es nach ihm ginge, würde er dich hinter einen Busch ziehen«, sagte Jane und lächelte vielsagend.
    Dorothea schluckte bei der Vorstellung, Miles Somerhill auf diese Art näherzukommen. Er gefiel ihr wirklich ausnehmend gut. Nicht nur, dass er glänzend aussah mit seinem gut geschnittenen Gesicht, das sie an die Abbildungen römischer Büsten in den Büchern ihres Vaters erinnerte. Mehr noch zog sie sein herausforderndes Lächeln, sein bissiger Humor und der Hauch von Unverfrorenheit an, der ihn umgab. Sie hätte absolut nichts dagegen gehabt, wenn er den Versuch unternommen hätte, sie zu küssen. Irgendetwas sagte ihr, dass es keine unangenehme Erfahrung sein würde. Aber er hatte keinerlei Anstalten dazu gemacht, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie es anstellen sollte, ihn zu ermutigen.
    » Jane, so etwas sagt man nicht«, brachte sie schließlich verlegen hervor. » Außerdem ist Mr. Somerhill ein Gentleman. Der würde so etwas nie tun.«
    » Alle Männer sind gleich.« Die junge Aborigine war nicht im Mindesten beeindruckt. » Die Weißen, die in unser Lager kamen, wollten immer nur… Wie sagt man in eurer Sprache dazu?« Sie vollführte eine obszöne Geste, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.
    » Man spricht überhaupt nicht über solche Dinge.«

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