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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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griechischer Hexameter oder den Aufbau polymorpher Gesteine interessierte, dem boten die häuslichen Gespräche im Hause Schumann wenig Unterhaltung, geschweige denn Anregung. Ihr Vater interessierte sich ebenso wenig wie ihr Bruder August für Politik. Er fühlte sich in seinem kleinen, überschaubaren Kosmos der Missionsstation wohl und schien kein Bedürfnis zu verspüren, zu erfahren, was in der Außenwelt vor sich ging. Vermutlich hätte es ihn auch nur verstört. Sie hatte nicht umhinkönnen, zu bemerken, wie geschickt Pastor Teichelmann für ihren verträumten Vater die Fäden gezogen hatte. Die Hilfslehrerstelle für August, die fest zugesagte weitere Unterstützung der Missionsschule durch die Regierung– der zukünftige Regierungs-Dolmetscher ließ seinen Kollegen in diesen unruhigen Zeiten wohlversorgt zurück.
    » Es würde mich interessieren, zu erfahren, wieso Sie sich für so unweibliche Dinge wie Politik interessieren«, sagte Miles Somerhill und riss sie mit dieser Frage aus ihren Gedanken.
    » Erzählen Sie mir von sich?« Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und sah sie erwartungsvoll an. Sein Interesse an ihrer Person verunsicherte sie gleichermaßen, wie es ihr schmeichelte. Für einen so weltläufigen jungen Herrn wie ihn konnte ihr Leben nur äußerst langweilig sein. Auf einmal bedauerte sie, nicht versierter in Konversation zu sein. » Spannen Sie mich nicht auf die Folter!«, bat er. » Ich würde wirklich gerne mehr über Sie und Ihre Familie erfahren. Wo sind Sie aufgewachsen?« Dabei strahlte er sie so charmant an, dass sie nicht anders konnte, als sein Lächeln zu erwidern.
    » In Dresden«, erwiderte Dorothea. » Das ist eine Stadt an der Elbe, ziemlich in der Mitte von Deutschland, in der Nähe von…«
    » Ich weiß, wo Dresden liegt«, unterbrach er sie. » Ein Cousin von mir hat eine Zeit lang dort studiert. Es soll eine sehr schöne, elegante Stadt sein. Kommt Ihnen Adelaide dagegen nicht richtig provinziell vor?«
    » Ein bisschen.« Dorothea musste lachen. » Außer an Markttagen laufen dort zumindest keine Schweine herum.« Damit spielte sie auf das gut genährte Ferkel an, das zwischen den Tischen nach Essensresten suchte. Auch in den Gärten an der North Terrace, ja selbst in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz, hatte sie welche gesehen und sich gewundert, dass der Magistrat der Stadt das duldete.
    » Und sonst? Vermissen Sie nicht das kulturelle Leben einer Großstadt? Theater, Konzerte, Bälle?«
    Dorothea schüttelte den Kopf. » Wir haben ausgesprochen zurückgezogen gelebt. Bevor mein Vater nach Australien vorausgereist ist, war ich noch zu klein für solche Vergnügungen. Und danach mussten wir sehr haushalten. Also habe ich viel gelesen, weil die Leihgebühr nicht hoch war.« Sie lächelte verschmitzt. » Und Zeitungen konnte man in der Leihbücherei sogar umsonst lesen.«
    Er erwiderte ihr Lächeln in stillem Einverständnis. » Daher also. Sind Ihre Geschwister auch so wissbegierig?«
    » August interessiert sich für nichts anderes als Mineralien und Dampfmaschinen«, erklärte sie. » Was diese Themen betrifft, ist er sicher besser informiert, als ich es je sein könnte. Karl sieht alles nur mit den Augen eines Zeichners, und Lischen ist noch ein Kind.«
    Ein schrilles Quieken und ärgerliche Stimmen von der Straße ließen sie aufspringen und hinauslaufen. Vor der Taverne standen sich ein erzürnter Hoby, sein Ferkel unter dem Arm, und ein gleichfalls aufgebrachter Eingeborener gegenüber. Zwischen ihnen lag im Staub der Straße eine angefressene Melone. Der finster blickende Schwarze fuchtelte wild mit seinem Speer, drauf und dran, den Übeltäter damit zu durchbohren, traute sich jedoch offensichtlich nicht, den Wirt dabei zu gefährden.
    » Was ist denn hier los?« Ein Constabler in schweißdurchtränkter Uniform kam herbei und musterte den Eingeborenen misstrauisch.
    » Mein Schweinchen hat die Melone gefunden und sich drüber hergemacht«, erklärte Hoby in unschuldigem Ton. » Plötzlich kam der anspaziert, behauptete, es sei seine Melone, und verlangte, dass ich ihm dafür einen Shilling bezahle. Was lässt er sie auch herumliegen? Außerdem kann man sie noch gut essen. Es ist noch mehr als die Hälfte da.«
    » Sie wissen, dass Schweine auf den Straßen verboten sind!« Der Constabler zückte seinen Block. » Eigentlich müsste ich Sie dafür verwarnen, Hoby, dass Sie Ihr Viehzeug frei herumlaufen lassen. Aber in diesem Fall…« Er stieß die

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