Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
Vom Netzwerk:
Der Stamm, zu dem die erschossenen Männer gehörten, behauptete nämlich, die weiße Frau sei völlig freiwillig zu der Jagdgruppe gekommen. Und auch, dass es nicht zum ersten Mal geschehen wäre.«
    Dorothea stockte der Atem. » Was passierte dann?«
    Somerhill zuckte mit den Achseln. » Nichts. Masters hatte die Leichen der Schwarzen ja bereits beseitigt und seine Frau begraben. Sehr praktisch, dass die Sommerhitze ihm nicht die Zeit ließ, das Eintreffen von einem Arzt abzuwarten.« Miles’ Stimme hatte einen höhnischen Unterton, der Dorothea aufhorchen ließ.
    » Du vermutest, dass es nicht mit rechten Dingen zuging?«
    » Nicht nur ich!« Der junge Mann runzelte die Stirn. » Es war alles ein wenig zu glatt, wenn du verstehst, was ich meine. Alle Beteiligten tot, Masters der einzige Überlebende. Unter der Hand kursierte das Gerücht, er habe die günstige Gelegenheit genutzt und sich seiner Frau entledigt.«
    Dorothea war schlicht entsetzt. » Das hast du doch nicht in der Zeitung geschrieben?«
    » Natürlich nicht. Nur ganz dezent angedeutet. Mit dem Erfolg, dass Richter Cooper wutschnaubend bei uns auftauchte und mit ernsthaften Konsequenzen wegen Rufmords drohte.«
    Janes Hochzeitstermin war für Ende Januar festgesetzt worden. Tim Burton hatte sich gewünscht, in der Trinity Church getraut zu werden. Angesichts des immensen öffentlichen Interesses hatte der anglikanische Geistliche Reverend Howard erst durch eine größere Spende von Mr. Masters dazu gebracht werden können, seine Kirche zum Theater umfunktioniert zu sehen, wie er es nannte.
    Gerade mal zwei Tage vor dem Termin war der Bräutigam in der Mission aufgetaucht. Ein ziemlich grobschlächtiger Mann mit lauter Stimme und einem ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung. Dorothea mochte ihn nicht. Wie abscheulich musste Janes Leben bei ihrem Stamm gewesen sein, um dieses Großmaul als Verbesserung anzusehen? Wenigstens schien er Jane einigermaßen gut zu behandeln.
    Am Morgen ihres großen Tages wirkte Jane nicht im Geringsten so nervös, wie man es gemeinhin von einer Braut erwartete. Es war Dorothea, die fahrig ihre Schublade mit den Taftbändern und dem übrigen Haarputz durchwühlte, weil sie die Seidenblumen nicht mehr finden konnte, die sie Jane ins Haar flechten wollte. In ihrer Ungeduld packte sie schließlich die ganze Lade und schüttete den Inhalt auf das Bett.
    » Was ist denn das?« Jane zeigte auf das kompakte, ungewöhnlich geformte Wurfmesser. Ians Abschiedsgeschenk. Zwischen all den Spitzen und bunten Borten wirkte es unpassend martialisch. » Was macht man damit?«
    » Das ist ein Wurfmesser.« Fast zärtlich nahm sie es auf und balancierte es probeweise zwischen den Fingerspitzen aus. » Das hatte ich ganz vergessen.« Tatsächlich hatte sie nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass sie Ian versprochen hatte, ihr Handgelenk geschmeidig zu halten. Wie es ihm wohl derzeit ging? Ob er an sie dachte? Gleich morgen würde sie wieder anfangen zu üben, nahm sie sich vor, bevor sie es wieder in die Schublade zurücklegte. Die Seidenblumen fanden sich schließlich in einem Spankästchen auf dem Fensterbrett. Während sie Janes drahtiges Haar zu zwei dicken Zöpfen flocht, die sie dann später zu einer Art Krone aufstecken wollte, erzählte sie ihr von Ian und wie es dazu gekommen war, dass sie Messerwerfen gelernt hatte.
    » Vermisst du ihn?«, fragte Jane leise, als sie geendet hatte. » So, wie deine Stimme klingt, wenn du über ihn sprichst, muss er dir sehr nahegestanden haben.«
    » Ach, Jane, du bist unheilbar romantisch«, erwiderte Dorothea und lachte auf. » Ian war ein guter Freund. Ein sehr guter Freund. Mehr nicht.«
    » Nicht so wie Miles?«
    » Wo denkst du hin! Ian war noch ein Junge. Miles hingegen…« Sie verstummte verlegen, während sie an vorgestern dachte, als er sie in ihrem gemeinsamen Zimmer in der Redaktion so leidenschaftlich geküsst hatte, dass sie jeden Rest Selbstbeherrschung verloren hatte. Geradezu fiebrig waren ihre Hände über seinen Rücken geglitten, seine Schultern– und wenn nicht in dem Moment einer der Setzer direkt vor der Tür gehustet hätte, hätte auch Miles sich vermutlich nicht mehr zurückgehalten. Fast unmerklich hatte sie die anfängliche Scheu vor seinem Körper verloren, und es verlangte sie nach mehr. Was war schließlich schon dabei? Miles und sie würden sowieso heiraten, sobald er die Anstellung als Redakteur bekäme, mit der er jede Woche rechnete. Jane hatte auch nicht die

Weitere Kostenlose Bücher