Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Luft hängen. Sie streichelte seine Brust und wartete, dass er die richtigen Worte fand.
„Es wurde ernster. Sie verbrachte ihre ganze Zeit damit, irgendwelches Zeug über unsere Vorfahren herauszufinden, schleppte merkwürdige Leute an, von denen sie glaubte, die könnten ihre Fragen beantworten. Einige von denen waren auch bloß ein bisschen verrückt, aber manche waren echt durchgeknallt, und deshalb sind wir immer wieder aneinandergerasselt. Ich wollte nicht, dass sie diese Fremden zu uns nach Hause brachte, zu meinem Bruder und meiner Schwester. Aber Elaina versank immer tiefer in diesem Kram, bis es eine richtige Besessenheit wurde. Ich habe ihr gesagt, dass sie mich damit in Ruhe lassen soll, aber sie fing immer wieder an.“
Er unterbrach sich, ließ eine Hand ihr Rückgrat hinuntergleiten, und sie spürte, wie die Anspannung in ihm wuchs, sein Herz unter ihrer Hand schneller schlug. „Eines Nachts schleppte sie eine ganze Gruppe von Leuten an“, krächzte er aufgewühlt, „und flehte mich an, ich sollte zulassen, dass diese Typen irgendeine Zeremonie mit mir veranstalteten, um mit dem ‘Dunklen’ in mir in Kontakt zu treten. Da hat’s mir gereicht. Ich habe Riley und Saige gebeten, mit mir zu kommen, aber die beiden wollten sie nicht allein lassen.“ Er lachte rau. „Und ich war so selbstsüchtig, mich von allem abzuwenden. Ich hab mitten in der Nacht ein paar Sachen gepackt und mich davongeschlichen, und ich bin nie wieder zurückgekommen. Bis gestern habe ich dieses Haus nie wieder betreten.“
Molly richtete sich auf, sah ihn an, strich über seine Wange. „Das muss dir ganz schön Angst gemacht haben“, flüsterte sie. „Mir hätte es jedenfalls große Angst eingejagt. Sie muss … das Einzige, was mir einfällt ist, dass sie auch um dich Angst gehabt haben muss, als du älter wurdest. Angst davor, was die Zukunft dir bringen würde.“
„Vielleicht. Ich weiß nur, dass ich von diesem ganzen Kram wegkommen musste, weil ich sonst verrückt geworden wäre.“
„Also bist du abgehauen“, sagte sie schlicht, und er ließ als Antwort ein Schnauben hören.
„Was ja toll was gebracht hat. Ganz egal, wie schnell oder wie weit man wegrennt, am Ende holt es einen doch ein.“
„Das Schicksal?“
„Oder die Hölle“, brummte er. „Aber ich kann … ich kann einfach nicht glauben, dass sie mir nie erzählt hat, der Casus könnte eines Tages zurückkehren.“
„Vielleicht wollte sie nicht, dass du dein ganzes Leben in Angst und Schrecken verbringst.“
Reue umschattete seine Augen, er seufzte. „Vielleicht.“
„Und was nun?“, fragte sie. Regen begann, in gleichmäßigem Rhythmus auf das alte Dach zu trommeln. Der diesige Morgen wich einem tobenden Sturm, die Luft klebte fast vor Feuchtigkeit.
Ian starrte die Decke an, als könnte er im Prasseln des Regens eine Antwort finden. „Jetzt warten wir“, sagte er.
„Wie lange?“
„Nicht lange“, murmelte er, und sie wusste, dass er es auch spüren konnte.
Irgendetwas rollte mit dem Sturm heran.
Er legte einen Arm um sie, und sie schmiegte den Kopf an seine warme Schulter. „Ich schlafe gern, wenn es draußen stürmt. Aus irgendeinem Grund ist das beruhigend, egal wie wild der Sturm ist.“
„Du solltest wirklich versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.“ Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
„Keine Chance. Ich bin viel zu nerv…“
Bevor sie das Wort aussprechen konnte, drehte er sie auf den Rücken. Er spreizte ihre Beine und drang wieder in sie ein, als könnte er es nicht ertragen, nicht mit ihr vereint zu sein.
„Ich glaube nicht, dass ich so schlafen kann“, stichelte sie. Es war so erregend, ihn wieder tief in sich zu spüren, mit den Händen über seine starken Rückenmuskeln zu fahren.
Langsam glitt er aus ihr heraus, nur um gleich wieder zuzustoßen, und sie bekam überall Gänsehaut. „Keine Sorge, Molly“, hauchte er in ihr empfindliches Ohrläppchen. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du so erledigt sein, dass du einfach ohnmächtig wirst.“
Ihr helles Lachen verwandelte sich in keuchendes Stöhnen, und dann, nur Augenblicke später, in ekstatische Schreie.
Sie liebten sich stundenlang, den ganzen Vormittag, den ganzen Nachmittag, während draußen der Sturm tobte, beide verloren sich in sengender Leidenschaft, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was ihnen bevorstand.
Aber sie wussten insgeheim, dass das Böse mit jeder vergehenden Sekunde näher kam.
Und wenn es zuschlug, würde
Weitere Kostenlose Bücher