Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
das Thema wechselte. „Ich hab mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis du das erwähnst.“
„Es sieht exakt so aus wie das Kreuz auf deinem Rücken.“ Sie blickte auf in sein verhärtetes Gesicht. „Als du dir das Tattoo hast machen lassen, hast du da ein Bild von dem hier vorgezeigt?“
„Zum Teufel, nein.“ Er deutete mit dem Kinn auf das Kreuz. „Ich hab das blöde Ding noch nie gesehen.“
Verwirrt hob Molly die Schultern. „Wie hast du denn dann das Design ausgesucht?“
„Hab ich ja gar nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Eines Nachts war ich sturzbesoffen, vielleicht vor acht Jahren oder so, als ich ungefähr vierundzwanzig war, und am nächsten Morgen war die Tätowierung da.“ Er lachte rau, aber seine Miene blieb angespannt. „Die Frau, neben der ich aufwachte, schwor Stein und Bein, ich wäre direkt in so einen Tätowierschuppen auf dem Wiltshire Boulevard marschiert, hätte dem Kerl da drin eine detaillierte Zeichnung angefertigt und gesagt, ich wollte es unter dem Halsansatz haben.“
„Wow“, sagte sie leise und fühlte sich wie in einem bizarren Netz gefangen, das mit jeder Sekunde mysteriöser wurde. „Das ist ja … merkwürdig.“
„Da sagst du was.“ Er betrachtete das Kreuz misstrauisch. „Und weißt du, was sogar noch gespenstischer ist? Letzte Nacht, als ich mit dem Casus kämpfte, sagte er was darüber, dass ich den Talisman nicht tragen würde.“
Überrascht starrte sie ihn an. „Dann muss der Casus irgendwoher darüber Bescheid wissen.“ Sie griff nach dem Halsband, nahm es vorsichtig von dem blutroten Samt und war verblüfft, wie schwer es war und wie warm es sich anfühlte. Dann wandte sie sich Ian zu. „Wenn du mal den Kopf senkst, lege ich es dir um den Hals.“
„Keine Chance.“ Sicherheitshalber trat er einen Schritt zurück.
Molly runzelte die Stirn. „Ian, deine Mutter möchte, dass du das trägst. Sie hätte sich doch nicht diese ganze Mühe gemacht, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Sie sagt ja sogar, es würde dich beschützen. Da kannst du es doch nicht weggepackt hier zurücklassen.“
Seine dunklen Augen wirkten fast schwarz unter dem Schatten seiner dichten Wimpern. Eine Ewigkeit lang betrachtete Ian sie, bis er endlich sagte: „Wenn du es nicht in dem Kasten lassen willst, dann trag du es doch.“
„Was?“
„Das meine ich ganz ernst. Hier.“ Er nahm ihr das Halsband aus der Hand. „An dir sieht es sowieso viel besser aus.“
„Ian“, keuchte sie. „Ich … ich kann das nicht annehmen. Es ist doch … verdammt noch mal, es ist doch für dich gedacht.“
„Entweder du trägst es, oder es bleibt in dem Kasten“, teilte er ihr mit halsstarriger Entschlossenheit mit. Er ballte eine Faust um das glänzende schwarze Metall, das lange Samtband ruhte auf seinem mächtigen Handgelenk. Der Anblick des schwarzen Samts auf seiner dunkelgoldenen Haut war irgendwie schmerzhaft sinnlich, sie musste sich zusammenreißen, um nicht sofort über ihn herzufallen.
Gern hätte sie ihn gefragt, ob er die Wärme und die Macht des Kreuzes spüren konnte, aber sie wollte nicht, dass er sie für noch verrückter hielt als sowieso schon.
„Ich meine, was ich sage, Molly.“
„Toll.“ Sie wollte wirklich nicht zickig sein, aber er war wirklich ein Dickschädel.
„Dreh dich um“, wies er sie mit heiserer Stimme an, und als er hinter ihr stand, brachte sie die Hitze seines Körpers zum Erschauern. Er berührte sie nicht … aber er kam nahe genug, dass sie seine starke Männlichkeit spüren konnte, vital und überwältigend. Und sie fühlte sich klein, verletzlich, weiblich. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach ihm. Sie hungerte nach seiner Berührung.
Aber er berührte sie nicht. Er legte ihr bloß das Band um den Hals, das Kreuz strahlte seine Wärme nun zwischen ihren Brüsten aus. Dann sollte sie sich wieder umdrehen.
„Wirklich, Ian, du solltest es tragen“, gab sie unsicher zu bedenken.
„Nicht mein Stil.“ Sein Blick ruhte anerkennend auf dem Kreuz zwischen der Wölbung ihrer Brüste. „Aber an dir sieht es verdammt scharf aus.“
Ein Teil von ihr wollte über das Kompliment lächeln, aber der besorgte und verängstigte andere Teil ließ sie stattdessen die Stirn runzeln. „Du kannst nicht vor dem weglaufen, was du bist, Ian. Glaub mir, ich weiß das.“
Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem absolut männlich arroganten Lächeln. „Ich renne nicht weg, Molly. Wenn ich das täte, wäre ich
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