Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Bewegungen.“
Ian öffnete den Mund, aber Molly war schneller: „Und dieser Casus, der hinter Ian her ist … er wird seinen Geschwistern nichts tun?“
„Einen von den beiden umzubringen wäre zu diesem Zeitpunkt bloß Energieverschwendung“, erwiderte Quinn. „Vom Standpunkt der Casus aus betrachtet ist es besser, sie am Leben zu lassen, bis auch sie erwacht sind, weil sie dann erst den vollen Machtzuwachs bieten können. Wenn man sie zu früh tötet, wäre das, als würde man unreife Früchte pflücken. Aber natürlich müssen sie vor dem gewarnt werden, was passieren könnte.“
„Können diese Typen denn überhaupt irgendwie getötet werden?“, fragte Ian und warf Scott einen scharfen Blick zu.
„Ja … und nein.“ Seine Stimme klang rau, seine Hand war um die Kaffeetasse gelegt. „Nach der Legende kann man den Geist nicht zerstören, indem man lediglich den Körper des Wirts tötet. Aber man kann den Schatten zurück in das Lager schicken. Zunächst allerdings muss man stark genug sein, um ihn zu besiegen, und das wird nicht leicht werden. Als einer der ursprünglichen Casus wird er stärker sein als Sie. Ihre einzige Chance zu überleben besteht darin zu lernen, mit der wahren Macht eines Merrick, die sie besitzen, zu kämpfen. Deshalb haben wir Sie hierhergebracht.“
„Wird es ihm möglich, sich jederzeit in einen Merrick zu verwandeln, wenn er das muss?“ Molly Stimme zitterte. „Und wie soll das funktionieren?“
Scotts Blick wurde warm als er mit seinen grünen Augen Molly betrachtete. „In der Nacht ist eine vollständige Verwandlung am einfachsten, denn die Dunkelheit ruft nach den Merrick. Aber sobald er stärker wird, werden sich bestimmte Wesensmerkmale herausbilden – besonders, wenn er Hunger hat.“
Ian beobachtete, wie sein Blick zu den verblassenden Bisswunden an Mollys Hals hinabglitt, und die Botschaft war ganz eindeutig. Wenn der Merrick Blut brauchte, konnte er sich das bei Nacht oder bei Tag holen, woraus folgte, dass Sex mit Molly am Nachmittag kein bisschen sicherer wäre als bei Nacht.
Also auch kein Ausweg.
„Wissen Sie, je mehr Sie hier erzählen, desto weniger schmeckt mir diese gottverdammte Legende“, räumte er ein.
„Allerdings liegt die ganze Angelegenheit jetzt nicht mehr in Ihren Händen“, stellte Scott ruhig fest. Sein Blick verweilte kurz auf Molly, bevor er wieder Ian ansah. „Sie müssen Ihre Wut endlich abschütteln und einsehen, dass Sie jetzt keine Kontrolle mehr über die Ereignisse haben, Buchanan. Diese Monster besitzen überhaupt kein Gewissen. Sobald der Merrick-Anteil in Ihnen bereit ist, müssen Sie dem Casus gegenübertreten, bevor er alles vernichtet, woran Ihnen etwas liegt.“
Zorn und Frustration bahnten sich wieder einen Weg in Ians Innerem. „Sie sagen also, meine einzige Überlebenschance besteht darin, dieses Ding in mir zum Vorschein kommen zu lassen?“
Quinn nickte. „Nur der Merrick-Teil Ihrer Natur wird stark genug sein, um den Casus zu besiegen.“
„Aber selbst wenn er es schafft, den Körper dieses Wirts zu töten“, gab Molly zu bedenken, „dann kann er doch, wie Sie sagten, den Geist, den Schatten, bloß zurück in das Lager schicken. Und wenn sie einmal von dort fliehen konnten, können sie das bestimmt auch ein weiteres Mal. Gibt es denn keine Möglichkeit, auch den Geist zu töten, damit der Casus ein für alle Mal vernichtet ist?“
Scott schüttelte den Kopf. „Nicht ohne den Dark Marker.“
„Den was ?“, krächzte Ian.
„Das ist die Bezeichnung dieser Waffen, die das frühere Konsortium damals entwickelt hat – jene, mit denen man den Casus angeblich vollständig zerstören kann, den Körper und die Seele. Aber niemand weiß, ob diese Waffen tatsächlich existieren oder ob sie nur ein weiterer Teil der Legende sind. Es soll sich um einen Talisman handeln, der jene, die sie tragen, vor den Casus beschützt, sodass sie nahe genug an einen von ihnen herankommen können, um ihn umzubringen. Aber falls die Dark Marker überhaupt je existierten, gingen sie ebenfalls verloren, als der Terror des Kollektivs begann. Man weiß nicht einmal, wie sie ausgesehen haben. Manche glauben, sie hätten die Form eines Degens, aber …“
„Nein, das stimmt nicht“, schnitt Molly ihm das Wort ab. Sie warf Ian einen fragenden Blick zu, der aufmunternd nickte, weil ihm plötzlich bewusst wurde, in welche Richtung ihre Gedanken gingen … er freute sich schon darauf, wie ihre Gastgeber reagieren würden. Zu Scott
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