Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
wehtat, kniff die Augen zusammen, als ob er so ihre Stimme, ihren betörenden Duft ausblenden könnte. „Himmel, Molly“, stöhnte er. „Bring mich nicht in Versuchung.“
Sie berührte seinen angespannten, harten Bizeps, ihre Finger waren kühl auf seiner erhitzten Haut. „Ist es wegen der Bisse? Hast du immer noch Angst, mich zu verletzen?“
Außer zu einem unterdrückten kehligen Geräusch war er zu keiner Antwort fähig.
„Ich habe doch gesagt, dass ich dir vertraue, Ian.“ Sie klang etwas atemlos.
Er hatte keine Ahnung, wie er das alles überleben sollte. Er war am Rande eines Nervenzusammenbruchs, und sie sah ihn mit ganz weichem Blick aus diesen großen braunen Augen an, ihre Lippen zu einem zärtlichen, einladenden Lächeln verzogen, als hätte sie überhaupt keine Angst vor ihm.
In diesem Augenblick wollte er diese ihm zum Wahnsinn treibende Schale ruhiger Gefasstheit durchbrechen, die sie immer umgab … wollte sie aufbrechen, wollte sehen, wie sie wild wurde, sich an ihn klammerte, kreischte, flehte. Wollte spüren, wie sie unter ihm willenlos wurde, wenn er so tief in ihr war, dass sie ihn überall spürte, bis in ihre Knochen und ihre Geheimnisse, ihre Träume.
Aber du vergisst, dass sie sich ja nicht mit Männern einlässt, die sie auf diese Weise kennenlernt.
Ach ja … richtig. Aber was sollte dann dieser verhangene Blick in ihren Augen? Dachte sie, er würde mit ihr kuscheln, sie festhalten, streicheln, statt in weniger als fünf Minuten meilenweit in ihr zu stecken?
Nicht mal zwei Minuten würde er das aushalten.
„Selbst wenn ich dich darum bitten würde, du wirst heute Nacht nicht bei mir bleiben, nicht wahr?“, flüsterte sie.
Ihre sanft ausgesprochenen Worte überraschten Molly selbst, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, als wären die ganzen letzten vierundzwanzig Stunden nur darauf hinausgelaufen. Auf die überwältigende Erkenntnis, dass sie die Nähe dieses Mannes brauchte. Der Schmerz in seinen Augen, als er in dem Lagerraum dieses Foto betrachtete, war vermutlich der entscheidende Augenblick gewesen. Dann die Art, wie er ihre Hand ergriff, als sie Quinn zum ersten Mal begegneten, und auch seine unerwartete Eifersucht wegen diesem auf schroffe Art attraktiven Kierland Scott. Sogar seine Trauer über den Tod von Kendra Wilcox … und wie er plötzlich in ihrem Motelzimmer auftauchte, verwundet, am Ende seiner Kräfte, nur um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. Jeder dieser Augenblicke hatte den Wandel herbeigeführt, war wie Ebbe und Flut über sie hinweggeglitten, jede Welle hatte ihre Gefühlslandschaft verändert.
Noch immer fürchtete sie sich davor, was für Verwüstungen er in ihrem Gefühlsleben anrichten konnte, aber ihre Vorsicht wurde überwältigt von ihrem Begehren. Was hinterher passierte, spielte keine Rolle. Scotts Warnungen, was noch auf sie zukommen würde, hatten ihr eine düstere Realität vor Augen geführt, und zum ersten Mal wollte Molly ihre Entscheidungen nicht von dem abhängig machen, was ihre Vergangenheit vorgezeichnet hatte. Sie wollte jetzt leben, für den Augenblick. Und daraus wollte sie alles Glück der Welt ziehen, wie lang oder kurz der Augenblick auch immer dauern mochte.
In diesem Moment wusste Molly ganz genau, wenn sie jetzt nicht bei Ian war, solange sie das noch konnte, würde sie es für den Rest ihres Lebens bedauern. Sie schlugen ein neues Kapitel in diesem Drama auf, da wollte sie bei ihm sein. Wollte ihm helfen … ihn festhalten …, denn sie wusste ja nicht, was passieren würde, wenn er gezwungen war, sich dem Bösen zu stellen, das sie bedrohte.
Und sie zweifelte nicht daran, dass der Tag sehr bald kommen würde, möglicherweise noch bevor sie beide bereit dafür waren.
Er reagierte nicht auf ihre Frage, aber Molly konnte ihm die Antwort vom Gesicht ablesen. Sie sah, wie er sich zurückzog, sich in sich selbst verschloss, wahrscheinlich sauer, weil er so viel von sich preisgegeben hatte. Ihre eigenen Dämonen kannte sie, aber was waren seine? „Warum hast du immer solche Angst davor, mir nahe zu sein, Ian? Nachdem, was die da unten gesagt haben, weißt du doch, dass die Merrick nicht böse sind. Sie bringen keine Unschuldigen um.“
„Du warst in meinen Träumen, Molly“, murmelte er mit wildem Gesichtsausdruck, seine Augen hatten die Farbe einer stürmischen See, schön und gefährlich. „Es kann für dich doch nicht so schwer zu verstehen sein.“
„Ja, ich weiß alles über deine Bedürfnisse“, sagte sie
Weitere Kostenlose Bücher