Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
verdient als nur das – mehr als einen Mann, der sich ihr nicht ganz hingeben konnte. Der sich unter Kontrolle halten musste, wie ein Tier an der Leine – und das bittere, bedauernde Wissen legte sich wie eine Last auf seine Schultern.
Zeit zum Rückzug, Idiot, bevor du noch zu weit gehst.
Schon gut, schon gut. Nur noch ein kleines bisschen mehr, versprach er sich selbst, während seine Zunge auf ihrem Kitzler das nächste Tremolo vollführte. Als er dann plötzlich und unerwartet zwei seiner festen dicken Finger in sie hineinschob, bäumte sie sich in einem weiteren, langen Orgasmus auf, und Ian schnaufte tief durch. Gleich, gleich würde er verschwinden. Er wollte nur noch einen Augenblick spüren, wie sich diese Muskeln rhythmisch um seine Finger schlossen. Wie dieser warme, betäubende Duft jede Faser seines Körpers durchdrang. Den süßen, köstlichen Geschmack auf der Zunge spüren.
Nur ein kleines bisschen noch … ein kleines bisschen … Und dann spürte er plötzlich, dass es zu spät war – er hatte es zu weit getrieben. Die Reißzähne brachen schmerzhaft durch sein Zahnfleisch, und er erstarrte, zu verängstigt, um auch nur zu atmen.
„Genug“, keuchte sie und erlangte langsam ihre Fassung wieder, „ich kann nicht mehr.“ Träge rollte sie auf die Seite, stützte sich auf den Ellbogen, blonde Locken bedeckten eine Gesichtshälfte, kam mit bebender Brust langsam wieder zu Atem. Der Gefahr, in der sie plötzlich schwebte, war sie sich überhaupt nicht bewusst. Sie sah unglaublich verführerisch aus, Ian war erstaunt, dass er nicht auf der Stelle verbrannte. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und lächelte ein bisschen. „Damit haben Sie bewiesen, dass Sie der Beste sind, Mr. Buchanan. Der absolute Großmeister. Ich ergebe mich. Ich bin erwiesenermaßen erledigt. Zerstört. Dir absolut und total ausgeliefert, und wenn du mich jetzt nicht sofort richtig nimmst, lehne ich jede Verantwortung für das ab, was ich mit dir mache.“
Langsam und vorsichtig kam er auf die Knie, jede Bewegung wie berechnet, ausgeführt mit qualvoller Selbstkontrolle, alle Muskeln zitterten vor der unmenschlichen Anstrengung, sich zurückzuhalten.
„Nein“, flüsterte sie, als sie die Panik in seinen Augen bemerkte. „Lass mich nicht allein.“ Sie setzte sich mit unbeholfenen, schnellen Bewegungen auf, die zerrissene Bluse hing von ihren Schultern. Sie nahm sein glühendes Gesicht in ihre kleinen, kühlen Hände, ihre Augen schwammen in Tränen. „Vertrau mir doch, Ian. Es wird nicht schlimm sein. Lass es mich dir beweisen … komm zu mir … nimm mich. Bitte …“
Ein bisschen mehr, Buchanan. Nur ein bisschen mehr.
Er hörte diese Worte irgendwo tief in sich, wo es finster und tödlich war, und auf einmal wusste er, was los war.
Der Merrick lauerte in ihm, lockte, wie der sprichwörtliche fremde Mann: Hier, kleines Mädchen, willst du einen Bonbon haben?
„Nein, verdammt noch mal!“ Die Worte kamen wie ein Pistolenschuss aus seiner Kehle, sie zuckte zusammen, ihre Hände glitten langsam von seinem Gesicht.
„Ian?“ Tränen standen in ihren Augen, während sie ihre Brüste mit der zerrissenen Bluse bedeckte. „Bitte nicht. Lass mich nicht wieder sitzen. Wir müssen einen Weg finden, um es hinter uns zu bringen. Ich kann dir dabei helfen. Das weiß ich genau.“
Das stimmte nicht. Keiner konnte ihm helfen – und sie schon gar nicht. Aber er fand nicht die richtigen Worte, um ihr das zu erklären. Er konnte sie ja nicht einmal mehr ansehen. Nicht ohne den Teufel in ihm in Versuchung zu bringen. Ohne jenen Teil von sich selbst freizulassen, dem er nicht traute. Der ihm eine Heidenangst einjagte.
Er konnte nichts anderes tun, als ihr den Rücken zuzukehren.
Und abzuhauen.
15. KAPITEL
Henning, Donnerstagmorgen
Rachel Potter schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit und ging tiefer in den Wald hinein, die Piniennadeln knisterten unter ihren Stiefeln wie brechende Muschelschalen. Vor ein paar Sekunden war ein Hase aus seinem Versteck hinter einem dicken Baumstamm hervorgeschossen, und sie hatte vor Schreck einen Satz gemacht und die Hände von sich gestreckt, als wolle sie einen Angriff abwehren. Nicht dass sie tatsächlich in Gefahr gewesen wäre, außer das kleine Fellknäuel hatte vor, sich durch ihre Stiefelspitzen zu nagen, um an ihren Nagellack zu kommen. Sie hätte über ihr absurdes Entsetzen gelacht, wenn sie nicht so peinlich berührt davon wäre. Schließlich war sie
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