Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
«zu wissenschaftlich» gerade in Zeiten von akademischen Plagiatsaffären das offizielle Gütesiegel, um sich als Ghostwriter für Promovierwillige zu empfehlen. Ich werde meine Karrieremöglichkeiten diesbezüglich nochmal überprüfen.
Letztlich kann es den Lehrern aber auch egal sein, ob man ihre Beurteilungen anzweifelt. Das Einzige, was man durch eine offizielle Beanstandung erreicht, ist eine Zweitkorrektur der Arbeit durch einen anderen Lehrer, der seinem Kollegen bestimmt nicht in den Rücken fallen wird. Außerdem muss man bedenken, dass man den Lehrer danach ja auch weiter im Unterricht hat. Also lieber schweigen und akzeptieren: Lehrer sitzen am längeren Hebel. Dafür kann man dann mit anderen Schülern umso besser über diese Lehrkraft lästern. Das ist doch auch schon mal was.
Lehrer haben immer recht, und wer das nicht einsehen will, muss eben den Schulhof fegen. Das war bei uns an der Schule jedenfalls die Strafe für ungehöriges Verhalten oder Verstöße gegen die Hausordnung. Und irgendein Grund findet sich für die Verhängung einer solchen Strafarbeit – Verzeihung, pädagogischen Übung – immer.
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«Ich mag euch, weil ihr dumm seid!» – Die Schüler
Arbeitsvermeidung
Lehrer sind ja nur die eine Seite des Unterrichts. Auf der anderen sitzen die Schüler. Ihre Aufgabe ist es aus Sicht der Lehrkräfte, sich als Profischüler zu verhalten. Als Menschen, deren Beruf es ist, zur Schule zu gehen. Frei nach dem Motto: G 8 statt Hartz IV . Wir sollen es folglich als unsere Pflicht empfinden, immer pünktlich zu erscheinen, engagiert den Unterricht zu verfolgen, unserem Chef, also dem jeweiligen Lehrer, nach dem Mund zu reden und das Lernen als unsere Hauptbeschäftigung anzusehen.
Meine Frage, ob wir denn auch wie alle anderen normalen Angestellten eine eigene Kaffeeküche bekommen würden, blieb unbeantwortet. Ebenso wie die Nachfrage, warum wir nicht bezahlt würden, wenn Schülersein unser Beruf sei. Und auch einen richtigen Leitfaden, wie man denn ein Profischüler ist, gab uns keiner an die Hand. Es kamen lediglich Tipps, wie z.B. Ratschläge dahingehend, die Zeit richtig einzuteilen und ökonomisch zu arbeiten. Das ist aber gar nicht so einfach. So ein Schüleralltag kann ganz schön hart sein – skizzieren wir doch einmal im Folgenden einen ganz normalen Mittwochnachmittag.
Die Schule ist aus, und der Schüler sitzt in seinem Zimmer. Er will gerade anfangen, seine Hausaufgaben zu machen, da fällt ihm doch glatt auf, dass er noch den Schreibtisch aufräumen müsste – wohin sollte er sonst auch die Aufgabenblätter legen? Er beginnt also mit dem Aufräumen und stößt nach drei weggeräumten Teilen auf eine alte Liste, auf der Sachen notiert sind, die er eigentlich schon vor drei Wochen erledigt haben wollte. Ordentlich, wie er ist, beschließt der Schüler, dass diese Liste noch ergänzt werden müsste, und fügt zu den schon notierten Punkten «Blumen gießen», «Rasen mähen» und «Bleistift kaufen» die Tagesordnungspunkte «Hausaufgaben machen» und «Schreibtisch aufräumen» hinzu. Er schaut auf die Liste und findet sie nun etwas unübersichtlich; außerdem ist sie total zerknittert. Also schreibt er die Liste nochmal systematisch und schön sauber ab. Da sein Schreibtisch immer noch zu voll ist, um die Liste dort zu positionieren, legt er sie auf das Tischchen neben seinem Bett. Neben der Liste landet sein Geschichtsbuch, das auf dem Schreibtisch einfach im Weg lag. Erst dann bemerkt er die Krümel des gestern verzehrten Apfelstreuselkuchens, die nun Liste und Buch mit Fettflecken verziert haben. Der Schüler wischt die Kuchenreste notdürftig ab und ergänzt «Geschichtsbuch sauber machen».
Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, dass bereits eine Stunde vergangen ist, seitdem er beschlossen hat, seine Hausaufgaben zu machen. Nun will er aber loslegen.
In diesem Moment fällt ihm der Punkt «Blumen gießen» auf seiner Liste ins Auge. Er beschließt, der Natur – und dazu rechnet er selbstverständlich auch seine Zimmerpflanzen – eine größere Bedeutung als seiner eigenen Bildung beizumessen, selbst wenn ihm schwant: Die wenigstens Lehrer werden wohl Verständnis dafür aufbringen, dass die Pflege einer sauerstoffproduzierenden Pflanze Vorrang vor schulischer Betätigung hat.
Dennoch nimmt er die Gießkanne zur Hand und will zur Tat schreiten, allein, er kann seine geliebte kleine Palme nicht finden. Doch halt, da! In einem Blumentopf
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