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Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Titel: Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Pieper
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nicht nur zu normalen Bürozeiten. Nein! Auch nachts um drei oder morgens um halb fünf erreichte einen die ein oder andere hochwichtige Nachricht. Und wehe, man hatte die am nächsten Tag noch nicht gelesen oder irgendwelche mitgeschickten Blätter nicht ausgedruckt!
    Leider entdeckten immer mehr Lehrer diese Kommunikationsmöglichkeit und ließen ihre Kopierkosten zulasten unserer Druckerkosten sinken. «Sollen doch die Schüler den Kram ausdrucken, dann muss ich mich nicht mehr mit dem Kopierer herumschlagen», haben sich die Lehrer wahrscheinlich gedacht.
    Einerseits bieten sich durch diese Verteiler mit Sicherheit auch viele positive Möglichkeiten, wenn man aber irgendwann – wahrscheinlich nachts um Viertel vor vier – eine E-Mail bekommt, in der für alle einsehbar die Noten der letzten Klassenarbeit stehen, und man mehr Mails von einer Lehrerin als Werbemails für Billigurlaube und fadenscheinige Erbschaften in Ostafrika bekommt, dann bereut man den Augenblick, in dem man den Lehrern seine E-Mail-Adresse gegeben hat, und überlegt, die Lehrermails automatisch in den Spamordner verschieben zu lassen.
    Als Schüler möchte man doch nicht immer und überall für den Lehrer erreichbar sein und dauernd per E-Mail mehr Aufgaben geschickt bekommen!
    Doch all dies sollte nur der Anfang einer größeren Katastrophe werden. Am 26 . Oktober 2010 um 23 : 57  Uhr (ich erinnere mich noch sehr genau, denn es war ein traumatisches Ereignis) öffnete ich meinen Facebook-Account und las eine Benachrichtigung, die mein Leben verändern sollte: «Angelika van der Held hat dir eine Freundschaftsanfrage geschickt.»
    Da saß ich nun. Ich konnte doch nicht meine Politiklehrerin als Freundin bei Facebook hinzufügen! Klar, Facebook-Freunde und richtige Freunde sind nicht das Gleiche, aber dann könnte sie ja alles sehen, was ich schreibe, und noch schlimmer: Ich könnte lesen, was sie so von sich gibt.
    Darauf wollte ich gerne verzichten. Ich hatte keine Lust auf Nachrichten wie «Angelika van der Held gefällt
Polittalk – Das Magazin
» oder «Angelika van der Held hat den Unterricht für morgen fertig vorbereitet und backt nun mit ihrer Tochter einen Schokokuchen».
    Es ist ja schön und gut, wenn Lehrer sich mit moderner Technik auseinandersetzen und diese auch benutzen, aber bitte, es gibt Grenzen! Ein Klempner schreibt ja auch nicht seinen Kunden auf Facebook, wie erfolgreich er gerade eine Eckmuffe im Badezimmer von Familie Meier ausgetauscht hat! Und ich habe auch noch nie davon gehört, dass ein Gas- und Wasserinstallateur seine Kundendatei dazu nutzt, auf Facebook zur Veranstaltung «Wasserschaden in der Karl-Marx-Allee» einzuladen.
    Aber so mancher Lehrer fühlt sich eben berufen, auch außerhalb der Schule Kontakt zu seinen Schülern aufzubauen. Vielleicht ist das alles aber auch nur ein Teil der Taktik der Schulmafia und der Lehrer-Stasi, die die Schüler mürbe machen soll, damit sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen. Immer frei nach dem Motto: Wer im Unterricht stört, dem schickt der Lehrer am Nachmittag mindestens zehn Facebook-Spieleinladungen.
    Da sind mir dann ehrlich gesagt diejenigen Lehrer lieber, die von alldem keine Ahnung haben und allein beim Wort Facebook zusammenzucken und peinlich berührt eingestehen, dass sie das nicht verstehen, weil sie kein Französisch sprechen.
    Besonders unser Computerfreak Jonas mochte Lehrer, die elektronische Medien großflächig nutzten und beherrschten, nicht. Wahrscheinlich weil er es vermissen würde, zu Rate gezogen zu werden, wenn ein Lehrer, der ausnahmsweise mal auf Technik zurückgreift, wieder mal nicht klarkommt. Er äußerte sogar mal, dass er am liebsten Frau van der Helds Computer hacken würde und ihre E-Mail- und Facebook-Accounts löschen wollte.
    Wenige Tage später kam Frau van der Held völlig verzweifelt in die Klasse und berichtete, ihr Computer habe einen Virus, und nichts gehe mehr. Das
kann
Zufall sein …
    Der Lehrerolymp
    Die alten Griechen glaubten an ihnen sehr ähnliche Göttergestalten, die mit allzu menschlichen Lastern ihre Freizeit verbrachten und den Menschen dennoch überlegen waren. Zog man in den Krieg, stand eine wichtige politische Entscheidung an oder hoffte man auf eine gute Ernte, so war man von der Gunst der Götter abhängig und musste nach ihrem Willen leben.
    Als die alten Griechen diesen Glauben langsam ablegten, verloren auch die Götter ihre Macht und mussten sich ein anderes Betätigungsfeld suchen. Sie

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