Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Titel: Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Pieper
Vom Netzwerk:
überlegen, was es heißt, wenn sich ein Fliegenpilz «Wodka-Energy» aus einer zur Tarnung des Getränks mitgeführten Thermosflasche zwischen die Lamellen kippt.
    Um einem völlig chaotischen Unterricht vorzubeugen, haben unsere Lehrer, wenn wir gerade nicht Klausur schrieben, denselbigen einfach sausen lassen und mit uns ein Frühstück veranstaltet oder die Stunde einfach so verstreichen lassen. Wenn überhaupt jemand da war. Viele blieben einfach direkt auf dem Schulhof und halfen ihrem Alkoholpegel dabei, die entscheidenden Stufen in Richtung Besinnungslosigkeit zu erklimmen, und die Bemerkung unseres Mathelehrers, dass sich der Intelligenzquotient der Schüler antiproportional zur Menge des konsumierten Alkohols verhält, verhallte ungehört. Wobei, das hätten wir auch nüchtern nicht so wirklich verstanden.
    Zum Glück mussten wir nicht mehr an den offiziellen Karnevalsfesten der Schule teilnehmen. Als jüngerer Schüler war man dazu noch verpflichtet, und diese Veranstaltungen waren immer – formulieren wir es positiv – bemüht. Ein paar mehr oder weniger Freiwillige hatten einige Nummern vorbereitet, die aufgeführt wurden. Wer das nachvollziehen möchte, muss nur bei Google nach «schlechteste Sketche aller Zeiten» suchen.
    Das «Highlight» war jedes Mal eine extrem peinliche Aufführung unserer Lehrer. Wer das erlebt hat, will keinen Karneval mehr feiern. Es ist nämlich nicht schön, seine Lehrer mit schlecht auswendig gelernten Dialogen in albernen Schweinchen- oder Affenkostümen auf einer Bühne zu sehen und zu wissen, dass man in der nächsten Unterrichtsstunde genau diese Menschen wieder ernst nehmen soll. Es geht nicht! Stellen Sie sich mal vor, eine Autoritätsperson wie unsere Bundeskanzlerin würde sich an Karneval verkleidet vor die Fernsehkameras stellen und aufgesetzt fröhlich verkünden: «Mir ist egal die Konjunktur, es geht mir um die Kohle nur!» Tata! Tata! Tata!
    An dieser Stelle möchte ich als Verkleidung für das gesamte Regierungskabinett ein Kasperlekostüm oder Figuren der Augsburger Puppenkiste vorschlagen. Aber bitte schön mit Fäden an den Händen und Füßen, und Herr Ackermann und seine Kollegen laufen als Lobbyisten verkleidet – also ganz ohne Kostüm – neben ihnen her und ziehen die Strippen. Der Verkleidungsaufwand hielte sich dabei auch in Grenzen, man müsste eigentlich nur noch die sowieso vorhandenen Fäden sichtbar machen. Wobei diese Kostümierung damit für einen Politiker schon wieder uninteressant werden würde, denn man müsste kaum Steuergelder dafür verschwenden.
    Ich bin dafür, dass sich Merkel und Co nach ihren jeweiligen Problemfeldern verkleiden sollten. Der eine geht als krisengeschüttelter Euro, der andere als Stuttgarter Tiefbahnhof. Ganz nach dem Vorbild unserer Lehrer, die das schon während meiner Schulzeit wunderbar umgesetzt haben. Da standen also ein griesgrämiger Miesepeter und eine faule Socke neben einer überempfindlichen Schreckschraube und redeten über einen Kollegen, der als depressiver Esel mit einer hinterhältigen Ziege über den Schulhof schlich.
    Und dafür mussten sie sich noch nicht mal verkleiden.
    Diese Unterrichtsstunde wurde präsentiert von …
    Das Geld ist knapp in Deutschland. Da bleibt auch für den Bildungssektor nicht mehr viel übrig. Die Ausrüstung der Schulen veraltet, es können nicht mehr so viele Lehrer beschäftigt werden, Schulen in strukturschwachen Gebieten werden geschlossen. Und wie immer, wenn irgendwo Geldmangel herrscht, wird nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.
    Bei uns an der Schule war das schon immer fester Bestandteil des Schulalltags: Firmen und Unternehmen sponserten unsere Schule – natürlich nur, weil ihnen die Bildung der deutschen Schüler so am Herzen lag und sie sich um qualifizierten Nachwuchs kümmern wollten. Das hatte mit Eigenwerbung gar nichts zu tun. Wirklich nicht.
    Besagte Unternehmen standen auf jedem Schulfest mit einem eigenen Tisch auf dem Pausenhof und verteilten ganz uneigennützig Kugelschreiber und Schreibblöcke. Wenn man als Empfänger eines solchen Kugelschreibers ganz aufdringlich war (aber dann musste man die freundlichen Firmenvertreter geradezu nötigen), wurde einem auch Werbematerial übergeben – oder ein Handyvertrag.
    Andere Firmen engagierten sich, indem sie Führungen in ihren Produktionsstätten anboten. Ich bin in meiner Schulzeit ganze drei Mal durch ein Stahlwerk geführt worden, auch wenn ich es für recht

Weitere Kostenlose Bücher