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Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Titel: Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Pieper
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brachte mir meine Mutter zusätzlich noch kleingeschnittenen Apfel, stets mit der Bemerkung: «Äpfel erfrischen das Hirn!» Ich bezweifle, dass ein Apfel dazu in der Lage ist, habe die kleine Zwischenmahlzeit aber gerne angenommen. Man muss schließlich sehen, wo man bleibt. So eine Abiturvorbereitung verbraucht Energie.
    Außerdem verschlingt sie Geld, denn kurz vor den Klausuren kommen gewisse Zweifel auf, ob man nicht vielleicht doch etwas vergessen hat. Folglich kauft man in der nächsten Buchhandlung einen oder besser noch zwei Abiturtrainer oder Abiturvorbereitungskurse als PC -Programme. Die haben allerdings die Tendenz, eher zu viel Material als zu wenig zu enthalten und dafür einige abiturrelevante Themen einfach ganz auszulassen. Reine Geldverschwendung also, was den Lernerfolg angeht, aber psychologisch unglaublich wertvoll. Wenn man sich erst mal so ein Lernbuch angeschafft hat, dann kann einen das Abitur doch auch nicht mehr schocken. Und was die in solchen Büchern fehlenden Themen anging: egal. Hatte man dort eben «auf Lücke» gelernt.
    Man kann sich auch deshalb nicht immer auf das Lernen konzentrieren, weil vor so einem Abitur auch an anderen Stellen unglaublich viel getan werden muss. Denn bevor man seine Prüfungen schreibt, muss man schon mal vorsorglich das Bestehen dieser Klausuren feiern. Im Misserfolgsfalle hatte man dann wenigstens vorher ein bisschen Spaß. Eine vernünftige Party braucht keinen Grund. Und einen Anlass findet man immer.
    Sämtliche Diskothekenbetreiber der Region haben sich in dieser Zeit bestimmt freudig die Hände gerieben: Wir machten nicht nur ein Mal eine Abschlussparty, sondern feierten auch das Vorabi, das Unterrichtsende, «Nie wieder Lehrer», «Nie wieder Schüler sein» und «Endlich frei».
    Während wir uns davon erholten, galt es, den letzten Schultag vorzubereiten: Wir planten, die Schule bis oben hin mit Konfetti, Luftschlangen und Luftballons anzufüllen. Außerdem hatten wir ein Abimotto zu finden. Das ist in der Regel irgendein lustiger Spruch oder ein bekannter Filmtitel, in den man dann ganz kreativ das Wort «Abi» einbaut: «Mohammed Abi – 13  Jahre durchgeboxt» oder «Abikalypse Now».
    Bei uns an der Schule wollte der Rektor die Abimottos immer schon vorher wissen und behielt sich ein Vetorecht vor. So lehnte er den Vorschlag «Abi mit der Maus – 13  Jahre Lach- und Sachgeschichten» ab. Wegen der Lachgeschichten. Hallo!?
    Unsere Partyplanungen riefen natürlich die Lehrer auf die Barrikaden: «Ihr seid euch gar nicht bewusst, wie ernst das alles ist!» Kurz vor dem Abi dramatisieren Lehrkräfte eben gerne. Als wenn man beim Nichtbestehen der Prüfungen sofort an die Bearbeitungsstelle für Schwervermittelbare des Arbeitsamts weitergereicht würde. Glaubt man den Lehrern, so öffnet sich bei der Überreichung des Abizeugnisses eine Himmelspforte und tausend blondgelockte Englein überschütten einen mit Gold. Um es abzukürzen: Nichts dergleichen passiert!
    Ich glaube aber, den Grund für die Panikmache der Lehrer zu kennen: Es sind Selbstzweifel gepaart mit einem Hauch Midlife-Crisis und einem Schuss Sinnlosigkeitsangst. Anstatt sich zu freuen, dass wir schon im April aus der Schule raus sind und sie folglich bis zu den Sommerferien viel weniger als sonst unterrichten müssen, wird den Lehrern klar: Im Gegensatz zu uns werden sie bis zu ihrer Rente in dieser Schule bleiben. Wir gehen hinaus in die große, weite Welt und lassen die Lehrer allein zurück mit dem Gedanken, ob ihr Job, ihre Arbeit und überhaupt ihr ganzes Leben denn einen Sinn haben.
    Manche Lehrer gucken einen fast vorwurfsvoll an, wenn man die Schule ein für alle Mal verlässt. Ich muss da mal was richtigstellen, liebe Lehrer: Ihr habt uns nicht adoptiert! Wenn es euch so leidtut, dass wir gehen und ihr bleibt, warum habt ihr dann nicht vorher mal gezeigt, wie sehr wir euch am Herzen liegen?
    Irgendwann schlagen die Selbstzweifel in verbitterten Arbeitseifer um. Der Lehrer sagt sich: «Wenn die schon gehen, dann will ich denen wenigstens noch was mitgeben – und wenn es nur eine einzige Vokabel ist.»
    Ist man dann nach bestem Wissen und Gewissen des Lehrers vorbereitet, kann das Abitur kommen. Soll es doch versuchen, uns mit seinen Prüfungsbögen und Aufgabenstellungen kleinzukriegen! Wir geben die Antwort mit Füller und Tintenkiller, und dann zeigt sich ja, wer hier der Abiturient ist!
    Prüfungsstress
    Bevor man uns in die Freiheit entließ, schmiss man uns

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