Wenn der Wetterhahn kräht
fürchte, daß mein Refugium unbrauchbar wird, sobald es Ihre Verfolger
entdeckt haben. Falls sie es denn tatsächlich entdecken sollten.« Sie klang
nicht sonderlich zuversichtlich, und auch Peter konnte ihr keine großen Hoffnungen
machen.
»Die Chancen stehen leider nicht sehr
gut. Aber kurz bevor wir Ihren Baum entdeckt haben, sind wir eine Weile durch
dem Schlamm gewatet. Vielleicht verwirrt das die Hunde. Ich fürchte allerdings,
daß wir ziemlich auffällige Fußabdrücke hinterlassen haben. Es tut mir wirklich
leid für Sie, Miss Binks.«
»Nun machen Sie sich bloß keine
Vorwürfe! Sie konnten schließlich nicht wissen, daß ich oben im Baum mein Nest
gebaut hatte. Dazu bin ich ein viel zu seltener Vogel.« Sie kicherte. »Hier,
nehmen Sie sich noch etwas von dem, was wir gerade trinken, was immer es auch
sein mag. Ich muß allerdings gestehen, daß es nicht mein Spitzenjahrgang ist.
Im letzten Jahr sind die meisten Apfelblüten dem fürchterlichen Hagel zum Opfer
gefallen, daher war die Ernte nicht sonderlich erfolgreich. Ich mußte ihn
gezwungenermaßen mit Holunderbeeren strecken.«
»Nichts gegen Holunderbeeren.« Peter
nahm einen weiteren Schluck und rollte ihn im Mund wie bei einer Weinprobe.
»Ich bin zwar nur Laie, aber ich würde sagen, die Holunderbeeren runden den
Geschmack hervorragend ab. Wo bleibt Swope denn bloß so lange?«
»Wahrscheinlich ist er auf
Entdeckungsreise gegangen«, sagte Miss Binks. »Ich habe mir ein Beispiel an den
Waldmurmeltieren genommen und meine Höhle mit mehreren Notausgängen versehen.
Außerdem dienen sie zur Belüftung. Ich hoffe nur, Mr. Swope hat seinen Kopf
nicht genau im falschen Moment herausgesteckt.«
»Keine Sorge, ich habe aufgepaßt.«
Cronkite trat aus dem Tunnel hervor, seine himmelblaue Hose war zwar mittlerweile
nicht mehr wiederzuerkennen, doch sein Gesicht und seine Hände schienen wieder
einigermaßen sauber. »Das ist ja wirklich eine Superhöhle, Miss Binks. Wozu
dient die Vorrichtung in dem kleinen Raum hinten im Tunnel?«
»Das ist meine Schwarzbrennerei, und
ich wäre Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie mich nicht beim Finanzamt
anschwärzten. Ich glaube, ich sollte jetzt besser die Suppe aufsetzen. Das
Feuer ist genau richtig.«
»Was passiert mit dem Rauch?«
erkundigte sich Peter.
»Kein Problem. Ganz in der Nähe haust
eine Kolonie Stinktiere, ich leite den Rauch einfach durch ihren Bau. Bisher
hat noch keiner etwas gemerkt. Und falls doch, hätte er sicher wenig Lust,
weitere Nachforschungen anzustellen. Hierher verirrt sich nur selten jemand,
wissen Sie, höchstens ein einsamer Jäger oder die scheußlichen Kerle, die sich
am Woeful Ridge eingenistet haben. Bisher haben sie sich allerdings fast
ausschließlich dort aufgehalten. Ich hoffe nur, daß sie nicht etwa auf die Idee
kommen, sich hier in der Nähe eine neue Basis zu suchen. Aber malen wir den
Teufel lieber nicht an die Wand.«
»Wenn man vom Teufel spricht, kommt
er.« Cronkites Bemerkung war nicht gerade taktvoll, aber zurücknehmen konnte er
seine Worte leider auch nicht mehr. Diese bemerkenswerte Frau gab sich bestimmt
nicht der Illusion hin, daß ihr ungewöhnlicher, aber durchaus angenehmer
Lebensstil wohl schon sehr bald auf immer dahin sein würde, es sei denn, jemand
schaffte ihr diese brutalen Mistkerle schnellstens vom Hals. Peter hätte nur zu
gern gewußt, was sie mit ihren Granaten und Bazookas vorhatten.
»Miss Binks«, sagte er schließlich,
»wissen Sie eigentlich Genaueres über diese sogenannten Überlebenskämpfer? Wann
haben Sie zum ersten Mal bemerkt, daß die Kerle Woeful Ridge zu ihrem
Hauptquartier auserkoren haben?«
»Ich glaube, es muß etwa zwei Jahre
zurückliegen. Da ich keinen Kalender habe, richte ich mich nach den
Jahreszeiten, wissen Sie, daher kann ich leider keine genaueren Angaben machen.
Ich erinnere mich noch gut, wie aufgebracht ich war, als ich feststellen mußte,
daß sich jemand dauerhaft in dem Gebiet einnistete, das ich als meine eigene
Privatdomäne betrachte. Woeful Ridge gehört zwar nicht mehr zum Binks-Besitz,
doch es liegt so nahe, daß mich jede Veränderung dort unmittelbar betrifft.«
»Sind Sie je dort gewesen und haben
versucht herauszufinden, was die Kerle treiben?«
»Ja, ein oder zweimal, als ich relativ
sicher sein konnte, daß niemand da war. Aber ich habe lediglich festgestellt,
daß sie sorgsam darauf achten, nichts herumliegen zu lassen, was auf ihre
Gegenwart hinweisen könnte, was mich wiederum
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