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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einen halben Meter
hoch, vielleicht auch etwas höher war, mit einem dicken Polster aus weichen
Fichtenzweigen, auf dem mehrere Hirschfelle lagen. Ein paar alte, aber saubere
Wolldecken lagen ordentlich zusammengefaltet am Fußende des Bettes.
Erstaunlicherweise gab es sogar eine Art Kopfteil, die Erde war an dieser
Stelle noch einen halben Meter höher aufgeschichtet und mit mehreren ziemlich
verkohlten Brettern verkleidet. Obenauf thronte eine batteriebetriebene Lampe,
deren Schirm das Bild einer Ente zierte.
    Weitere Bretter dienten zum Abstützen
der Decke und als Bücherborde in einer kleinen, ausgehöhlten Nische. Peter
stellte fest, daß die Bibliothek eine interessante Kombination aus den Werken
der englischen Klassiker in geprägten Ledereinbänden und den gesammelten Werken
über natürliche Ernährung von Euell Gibbons und ähnlichen Schriftstellern in
Taschenbuchausgaben war. Eine weitere Nische diente offenbar als Küche. Hier
befand sich eine Arbeitsplatte aus Brettern, darüber hingen getrocknete
Kräuter, wilde Zwiebeln und weitere Regale. Unter dem Tisch stand ein alter
wassergefüllter Eimer aus verzinktem Eisenblech.
    Die Speisekammer schien gut gefüllt,
auch wenn Peter nur ahnen konnte, was sich in den Behältern, die Miss Binks aus
Birkenrinde angefertigt hatte, und in den Körben befand, die sie aus
getrocknetem Schilf geflochten hatte. Einige Objekte sahen korbähnlicher aus
als andere. Übung hatte hier wohl noch nicht zur Meisterschaft geführt, doch
Miss Binks machte anscheinend große Fortschritte. In einer weiteren Nische
befanden sich eine Feuerstelle, die mit Lehm ausgekleidet war, einige Töpfe und
Pfannen, ein Stapel Feuerholz und ein Stoß Anzündmaterial. Alles an seinem
Platz. Der Einsiedler Dogberry wäre entzückt gewesen.
    »Das Erdklosett befindet sich unten im
hinteren Tunnel«, klärte ihre Gastgeberin sie auf. »Dort finden Sie eine
Schüssel mit Wasser und ein Bündel Seifenkraut, für den Fall, daß Sie sich
frisch machen möchten. Über Gästehandtücher verfüge ich in meiner bescheidenen
Behausung leider nicht, aber es klappt auch ganz gut mit einer Handvoll
trockenem Gras, finde ich. Ich zünde eben schnell das Feuer an, damit Sie Ihre
Kleider trocknen können, und mache uns ein Häppchen zu essen. Sie können
bestimmt eine heiße Mahlzeit gebrauchen. Und vielleicht ein kleines Schlückchen
zur Stärkung Ihrer Nerven nach all der Aufregung.«
    Sie ging zur Speisekammer und fischte
ein Marmeladenglas heraus, das mit einer undefinierbaren Flüssigkeit gefüllt
war. »Ich kann nie genau sagen, was es ist. Vielleicht Apfelschnaps oder
Birnenmost. Oder Arrak oder Slibowitz. Hängt immer ganz davon ab, was ich
finde. Es gibt immer noch ein paar Obstbäume auf dem Grundstück. Manchmal nehme
ich Äpfel, manchmal Pflaumen oder Birnen. Meist ein wenig hiervon und ein wenig
davon und ein bißchen von dem, was mir zufällig in die Finger fällt, wenn ich
mit Destillieren anfange. Jedenfalls trinke ich meine edlen Tropfen schon seit
einiger Zeit, selbstverständlich in Maßen, und wie Sie sehen, bin ich immer
noch am Leben.«
    Zu Peters Überraschung zauberte sie
drei Kristallgläser hervor, die zwar nicht zueinander paßten, aber wunderschön
waren. »Professor Shandy? Mr. Swope?«
    »Ich glaube, ich gehe mich lieber erst
frisch machen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Anscheinend trank Cronkite immer
noch am liebsten Erdbeermilkshakes.
    Peter nicht. »Mit Vergnügen, Miss
Binks, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisten.«
    Sie füllte zwei der Kelchgläser
ziemlich großzügig mit ihrem Gebräu und reichte Peter eines davon. »Mit
Vergnügen. Ich muß gestehen, daß ich mich für gewöhnlich nicht ganz so zügig
fortbewege wie heute abend, daher fühle ich mich nun doch ein ganz klein wenig
erholungsbedürftig. Entspannen Sie sich, und machen Sie es sich gemütlich,
Professor. Ich bin zwar nicht auf Gesellschaft eingestellt, wie Sie sicher
bemerkt haben, aber irgendwie wird es schon gehen. Ich hoffe, Sie mögen
Hirschbraten.«
    »Im Moment würde ich alles essen, von
Ameisenbär bis Zebra«, versicherte er. »Ich kann mich noch dunkel daran
erinnern, daß ich etwas zu mir genommen habe, bevor Swope und ich Balaclava Junction
verlassen haben, aber der Sättigungseffekt scheint nicht lange vorgehalten zu
haben. Wie pflegen Sie denn Ihren Hirsch zu jagen?«
    Miss Binks lächelte. »Oh, ich jage
grundsätzlich nie. Ich bekomme mein Wildbret sozusagen frei Haus geliefert.
Rehe und

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