Wenn der Wetterhahn kräht
klingt viel malerischer als Bau, finden Sie nicht?
Aber jetzt erzählen Sie mir bitte mehr von den anderen Bränden, Professor. Wann
haben sie sich ereignet?«
»Der letzte und schwerste war erst
gestern abend«, teilte Peter ihr mit. »Kennen Sie zufällig die
Lumpkin-Seifenfabrik?«
»Nicht besonders gut, als Tante noch
lebte, sind wir gelegentlich dorthin gefahren. Die Wetterfahne hat mir immer
sehr gut gefallen. Ich fand den dürren alten Mann, der oben auf dem Dach ein
Bad nahm, wirklich lustig, meine Tante dagegen fand ihn wenig erbaulich. Sie
hat immer versucht, mir ein Gefühl für das Erbauliche und Erhabene zu
vermitteln, da sie der Meinung war, eine Miss Binks sei zu Höherem berufen.
Eine Meinung, die ich nie geteilt habe, wie ich zugeben muß.«
Miss Binks zuckte mit den Achseln. »Ich
habe mich oft gefragt, ob meine späteren vergeblichen Versuche, Großvaters Erbe
anzutreten, möglicherweise nur einer Art familiärer Verpflichtung entsprangen
und mit meinen eigenen Wünschen im Grunde nichts zu tun hatten. Falls dies
zutreffen sollte, habe ich mein Geld sinnlos verschleudert und bin selber
schuld, daß ich alles verloren habe. Doch das ist Schnee von gestern, und ich
muß gestehen, daß es mir nicht mehr viel ausmacht. Hier lebe ich bestimmt sehr
viel glücklicher. Und auf jeden Fall gesünder. Noch etwas Suppe, Mr. Swope?«
»Ja, sehr gern, wenn Sie noch welche
übrig haben.«
»Mein lieber junger Freund, ich besitze
eine Speisekammer, die zwanzig Meilen lang ist. Sie brauchen sich wirklich
keine Sorgen zu machen, daß mir der Vorrat ausgeht.«
Sie füllte sein Schüsselchen wieder.
»Um noch einmal auf die Seifenfabrik zurückzukommen, soll das etwa heißen, daß
dieses riesige Backsteingebäude tatsächlich Feuer gefangen hat und abgebrannt
ist? Wie konnte es dazu denn überhaupt kommen?«
»Die Leute glauben, daß mein Bruder
Brinkley die Fabrik angezündet hat«, murmelte Cronkite, den Mund voll mit
gekochtem Grünzeug.
»Ihr Bruder? Aber warum in aller Welt
hätte er so etwas tun sollen?«
»Brink würde so etwas nie tun. Aber die
Arbeiter glauben alle, daß er es getan hat, weil er Mr. Snell schon so lange
damit in den Ohren liegt, daß die Fabrik modernisiert werden soll.«
»Mr. Snell? Du liebe Zeit, das versetzt
mich zurück an einen Ort, an den ich nicht besonders gern zurückkehre. Leider
erinnere ich mich nur allzu lebhaft an Mr. Snell. Tante und ich haben ihn
gelegentlich bei den Clavaton Civic Symphoniekonzerten gesehen. Wir wohnten in
West Clavaton, was ich möglicherweise noch nicht erwähnt habe. Er spielte die
Gambe, oder glaubte dies zumindest, und hat sich immer lang und breit über
Musik ausgelassen und dabei ärgerlicherweise stets die richtigen Worte an der
falschen Stelle gebraucht. Aalglatter Mensch. Aber da Mr. Snell der reichste
Förderer des Orchesters war, hat man ihm alles nachgesehen. Reden kommt ihn
zweifellos billiger als Renovieren. Dann ist Mr. Snell also immer noch aktiv?
Hat Ihr Bruder in der Seifenfabrik gearbeitet?«
»Ja, er hat direkt nach der High School
dort angefangen.«
»Dann wäre es doch äußerst kurzsichtig
von ihm gewesen, die Fabrik niederzubrennen. Er hätte sich bestimmt nicht um
seinen eigenen Arbeitsplatz gebracht, nur um seinen Standpunkt zu
verdeutlichen! Gibt es keine einleuchtendere Theorie?«
»Mein Bruder Huntley, der für die
Weiterverarbeitung der Seife verantwortlich ist, sagt, daß er einen Soldaten
gesehen hat, der etwas, das wie eine Handgranate aussah, in einen der
Talgkessel geworfen hat.«
»Na also«, sagte Miss Binks, »damit
wäre das Problem doch gelöst.«
»Das Problem ist, daß ihm außer uns
Swopes niemand glaubt. Wir wissen, daß Hunt weniger Phantasie hat als ein
Türknauf. Er kann nicht mal lügen, wenn er es wirklich versucht. Was den Rest
der Stadt nicht davon abhält zu behaupten, er habe alles nur erfunden, um Brink
zu schützen. Alle sind so stinksauer, daß sie ihren Job verlieren, daß sie
unbedingt einen Sündenbock brauchen, vermute ich.«
»Kann man den Soldaten nicht ausfindig
machen und dazu bringen, ein Geständnis abzulegen? Wer ist der Mann überhaupt?«
»Keine Ahnung. Hunt ist sich nicht mal
sicher, daß es wirklich ein Soldat war. Es war zu dunkel, um richtig sehen zu
können. Der Kerl hätte genausogut ein Marineinfanterist sein können.«
»Vielleicht auch ein Matrose oder ein
Pfadfinder?«
»Auf keinen Fall«, insistierte
Cronkite. »Er trug Militärkleidung, die Hosenbeine hatte
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