Wenn der Wind dich ruft
Erwägung gezogen, zu behaupten, ich hätte den Schlüssel während unserer wilden Flucht in die Freiheit verloren.«
»Nun, ich hätte dir wohl kaum Achtlosigkeit vorwerfen können, wo ich es doch war, der es gelungen ist, in allen versammelten Vampiren mörderische Wut zu wecken.«
Julians Kinn wurde hart. »Wenn du ein Ablenkungsmanöver schaffen wolltest, dann war dein Plan ein atemberaubender Erfolg. Kurzfristig hätte ich dich ebenfalls am liebsten umgebracht.«
Portia schlug die Augen nieder. Sie erinnerte sich zwar nicht mehr an die dramatische Flucht, aber sie erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als sie durch den Saal marschiert war, um seiner ehemaligen Mätresse die Meinung zu geigen. »Valentine hatte einen ganz schönen Wutanfall, dass sie das Weihwasser gezückt hat, nicht wahr?«
»Sie zu fassen zu bekommen wird jetzt nicht mehr so schwer sein. Sie wartet vermutlich auf Adrians Türschwelle auf mich, wenn wir heimkehren. Du warst heute Abend wirklich großartig«, erklärte Julian leise. »Du bist sogar eine noch bessere Schauspielerin, als ich dachte. Wäre ich kein so hartherziger Zyniker, hätte ich jedes Wort geglaubt, das du zu ihr gesagt hast.«
Sie reckte ihr Kinn und schaute ihm geradewegs in die Augen. »Vielleicht wirkte es deswegen so überzeugend, weil es wahr war, was ich gesagt habe.«
15
Julian fasste die Armlehnen des Stuhles fester, jeder Muskel in seinem Körper spannte sich.
Portia zuckte anmutig die Schultern, wobei die Decke auf die Matratze rutschte. »Oh, ich habe versucht, dich nicht zu lieben, ehrlich. Ich hasste dich ziemlich leidenschaftlich für etwa eine Woche, nachdem du gegangen warst. Und ich hatte einigermaßen Erfolg dabei, dich zu verabscheuen, seit ich das mit Valentine herausgefunden habe. Aber ich fürchte, lieb gewordene Gewohnheiten legt man nur schwer ab, besonders wenn sie in das Herz eines sehr jungen Mädchens eingraviert sind. Als Valentine heute Nacht behauptete, du gehörtest ihr, habe ich beschlossen, dass ich dich nicht so einfach aufgeben will. Wenn sie um dich kämpfen wollte, dann würde ich das auch.«
Langsam streckte sie ihre angezogenen Beine aus, stieg aus dem Bett und stellte sich hin. Während sie zu ihm kam wie eine Vision aus einer seiner süßesten und zugleich dunkelsten Phantasien, spielte das Kerzenlicht über die durchsichtigen Falten ihres Hemdes, unter denen eine rosige Brustspitze zu erkennen war und ein dunklerer Schatten in ihrem Schritt zwischen ihren wohlgeformten Schenkeln.
Er erhob sich ebenfalls, wich vor ihr zurück und stellte den Stuhl zwischen sich und sie, als müsse er sie abwehren, als besäße sie die Macht, ihn zu zerstören. »Was soll das, Portia? Du solltest Valentine wahnsinnig vor Eifersucht machen, nicht mich in den Wahnsinn treiben.«
»Hast du vergessen, dass ich angeblich deine ewige Braut bin? Und jede Braut verdient doch eine Hochzeitsnacht, oder?«
Er deutete mit dem Finger auf sie, merkte verwundert, dass er leicht bebte. »Wenn ich nur einen Finger auf dich lege heute Nacht, werde ich mir keine Sorgen mehr wegen Valentine machen müssen, dass sie mich vernichtet. Das erledigt dann Adrian für sie.«
Sie lächelte und machte noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sie in Reichweite seiner Arme vor ihm stand. »Das wäre es aber möglicherweise wert.«
Er stieß mit dem Rücken gegen die Wand, biss die Zähne zusammen gegen das Sehnen, das in ihm wütete. »Davor habe ich ja gerade Angst.«
Ihre Hände leicht auf seine Schultern legend, erhob sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf sein Kinn, streifte mit ihren herrlich weichen Brüsten seinen harten Brustkorb. »Ich habe dich damals in der Gruft gerettet«, flüsterte sie. »Du schuldest mir etwas.«
»Das weiß ich«, knirschte er. »Darum habe ich mich ja all die Jahre von dir ferngehalten. Um dir deine Güte und Großherzigkeit zu vergelten.«
Sie blickte zu ihm auf, ihre Augen weich und leuchtend. »Erinnerst du dich noch, was geschehen ist?«
»Wie könnte ich das je vergessen? Ich hätte dich beinahe umgebracht.«
»Darin unterscheiden sich unsere Erinnerungen offenbar. «
Von dem verzweifelten Wunsch getrieben, den zärtlichen Ausdruck aus ihrem Gesicht zu vertreiben, packte er sie an den Schultern und drehte sich mit ihr um, sodass sie nun mit dem Rücken zur Wand stand, drückte sie mit seinem harten Körper fest dagegen. »Dann lass mich deine Erinnerung auffrischen, Engelchen. Du hast mich geküsst. Dann
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