Wenn der Wind dich ruft
aber nicht hin. Und er wehrte sich auch nicht. Er breitete einfach die Arme aus, als wollte er dem Zorn seines Bruders eine größere Angriffsfläche bieten. Portia bezweifelte, dass er etwas unternommen hätte, um ihn aufzuhalten, hätte Adrian sich gebückt und eines der verkohlten Holzstücke aufgehoben, die überall verstreut herumlagen, um es ihm ins Herz zu stoßen.
Ehe er das tun konnte, packten Larkin und sie ihn, jeder an einem Arm. Er hätte sie mühelos abschütteln können, als seien sie nicht mehr als lästige Mücken, aber Portia wusste, dass er ihr nie absichtlich wehtun würde.
»Du Bastard! «, spie er Julian entgegen und wand sich in ihrem Griff. »Ich hätte wissen müssen, dass du deine gierigen Reißzähne — oder auch deine nicht minder gierigen Hände — nicht von ihr lassen könntest.«
»Nein, Adrian!«, rief Portia und zerrte verzweifelt an seinem Arm. »So war es nicht! Er wollte es nicht tun. Ich habe darauf bestanden, dass er von mir trinkt.«
Adrian wirbelte so heftig herum, dass Larkin ihn loslassen musste. »Warum, Portia? Lag er wieder im Sterben? Oder war ihm einfach der Port ausgegangen, den er sich sonst die Kehle herunterkippt, als wäre es Wasser?« Er fuhr wieder zu Julian herum, schüttelte angewidert den Kopf. »Hast du ihr in der Gruft nicht genug angetan? Musstest du sie erneut zu einem Opfer deines verfluchten Appetits machen? Kennen deine Gier, deine Wollust und Selbstsüchtigkeit keine Grenzen?«
Julian blickte ihn nur stumm an, sein Gesicht nahezu ebenso ausdruckslos wie Carolines.
Adrians Züge erschlafften, seine Fäuste ballte er nicht länger vor Wut, sondern aus Hilflosigkeit. »Du bist mein kleiner Bruder, Julian. Ich habe dich geliebt, seit du alt genug warst, aus deinem Gitterbettchen zu klettern und mir nachzulaufen. Und ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um dich zu beschützen und zu retten. Aber um welchen Preis? Portias Unschuld? Das Leben meiner Tochter?«
»Gib dir nicht die Schuld, Adrian«, antwortete Julian leise. »Deine einzige Sünde war Erbarmen, und ich bin sicher, dass Gott sie dir vergeben wird.«
Ungläubig sah Portia zu, wie er sich umdrehte und wegzugehen begann.
»Das hier ist nicht deine Schuld, Julian«, erklärte sie heftig und eilte ihm nach. »Und Valentine wird es nicht wagen, Eloisa auch nur ein Haar zu krümmen, solange sie glaubt, dass noch die Chance besteht, du kämest zu ihr zurück. Wir werden Eloisa finden. Wir bringen sie gemeinsam nach Hause.« Mit jedem Schritt wuchs ihre Verzweiflung; sie fasste ihn am Ärmel, wollte, dass er stehen blieb.
Er wirbelte zu ihr herum. Seine Eckzähne waren zu ihrer vollen Länge ausgefahren, seine Augen glühten wie lebendige Kohlen in seinem maskenhaft verzerrten Gesicht. Sie wich unwillkürlich zurück.
»Verstehst du denn nicht, Portia? Adrian hat Recht! Das hier ist genau das, wovor ich dich zu warnen versucht habe. Das ist der Grund, warum ich mich all die Jahre von dir ferngehalten habe.«
Heiße Tränen begannen ihr über die Wangen zu laufen. »Aber du hast doch gesagt, du hättest niemals aufgehört, mich zu lieben! «
»Meine Liebe vergiftet alles, was ich berühre! Wenn ich zuließe, dass sie dich zerstört, wäre ich noch viel rettungsloser verdammt, als ich es schon bin! « Trotz der Heftigkeit, mit der er das sagte, streckte er eine Hand aus und wischte ihr zärtlich mit dem Daumen eine Träne von der Wange. »Du hättest mich in der Gruft sterben lassen sollen.«
Als er ihr erneut den Rücken kehrte und sich entfernte, spürte Portia zu ihrer eigenen Überraschung maßlose Wut in sich aufsteigen. »Weißt du was? Du hast voll und ganz Recht. Es tut mir leid, dass ich dich am Leben gehalten habe. Und es tut mir leid, dass du mir jemals unter die Augen gekommen bist. Weil es seitdem keinen einzigen Moment in meinem Leben gegeben hat, in dem ich nicht schwer an der Bürde meiner Liebe zu dir getragen hätte. Und ich habe nicht ein einziges Mal Luft eingeatmet, die nicht mit dieser Liebe vergiftet gewesen wäre! «
Er ging stur weiter.
»Wenn du jetzt aus meinem Leben schreitest, Julian, dann brauchst du dir nicht die Mühe zu machen, zurückzukommen! Niemals! Hast du mich gehört?«
Er blieb jäh stehen, dann drehte er sich um und kam zu ihr zurück. Er fasste sie an den Schultern und riss sie in seine Arme, gab ihr einen bittersüßen Kuss, in dem sich ein Leben voller Sehnsucht und eine Ewigkeit voll Bedauern mischten.
Dann ging er, ließ sie zurück
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