Wenn die Demokratie zusammenbricht
ist.
Die Demokratie entstand zu einer Zeit, als staatliche Herrschaft relativ schwach war. Anderthalb Jahrhunderte der Demokratie haben jedoch zu einer gewaltigen Ausweitung des Staates in allen demokratischen Ländern geführt. Sie haben auch zu einer Situation geführt, in der wir nicht nur den Staat fürchten sollten, sondern auch unsere Mitbürger, die in der Lage sind, uns mittels der Wahlurne zu versklaven.
Der blinde Glaube an die Demokratie in unserer Gesellschaft ist nicht selbstverständlich. Tatsächlich ist er ein ziemlich neues Phänomen. Viele Leser mag es überraschen, aber die groÃen Gründerväter der Vereinigten Staaten â Männer wie Benjamin Franklin, Thomas Jefferson und John Adams â waren ohne Ausnahme gegen die Demokratie. »Demokratie«, sagte Benjamin Franklin, »ist, wenn zwei Wölfe und ein Lamm darüber abstimmen, was sie zu Mittag essen sollen.« â »Freiheit«, fügte er hinzu, »ist ein gut bewaffnetes Lamm, das die Abstimmung anficht.« Thomas Jefferson sagte, Demokratie sei »nicht mehr als Pöbelherrschaft, wo 51 Prozent der Menschen den anderen 49 Prozent ihre Rechte nehmen dürfen«.
Sie standen kaum allein. Die meisten klassisch-liberalen und konservativen Intellektuellen im 18. und 19. Jahrhundert, einschlieÃlich berühmter Denker wie Lord Acton, Alexis de Tocqueville, Walter Bagehot, Edmund Burke, James Fenimore Cooper, John Stuart Mill und Thomas Macaulay, lehnten die Demokratie ab. Der berühmte konservative Autor Edmund Burke schrieb: »Darüber bin ich mir sicher, dass in einer Demokratie die Mehrheit der Bürger fähig ist, die grausamste Unterdrückung der Minderheit auszuüben ⦠und dass die Unterdrückung der Minderheit sich auf eine weit gröÃere Anzahl erstrecken und mit weit gröÃerem Ingrimm betrieben werden wird, als es fast jemals von der Herrschaft eines einzelnen Szepters befürchtet werden kann.«
Thomas Macaulay, der berühmte britische liberale Denker, brachte ähnliche Gefühle zum Ausdruck: »Ich bin seit Langem davon überzeugt, dass rein demokratische Institutionen früher oder später die Freiheit oder die Zivilisation oder beide zerstören müssen.« Das waren zu dieser Zeit völlig akzeptable Gedanken, wie Erik Ritter von Kuehnelt-Leddihn in seinem Buch Freiheit oder Gleichheit (1953) zeigt.
Während des späten 19. und des 20. Jahrhunderts jedoch wurde das klassisch-liberale Ideal zunehmend in den Hintergrund gedrängt und durch den Glauben an den Kollektivismus ersetzt â die Ansicht, dass das Individuum der Gruppe untergeordnet sei. Der Liberalismus wurde durch verschiedene Formen des Kollektivismus ersetzt â Kommunismus, Sozialismus, Faschismus und Demokratie. Die Letztere gilt nun als unsere Idee von »Freiheit«. Aber wie wir in diesem Buch gezeigt haben, ist es völlig falsch, Demokratie mit Freiheit gleichzusetzen. Wie klassisch-liberale Denker in der Vergangenheit festgestellt haben, ist Demokratie in Wirklichkeit eine â recht schlaue â Form von Sozialismus. Was von unserer Freiheit übrig ist, ist der klassisch-liberalen Tradition zu verdanken, die im Westen immer noch lebendig ist, nicht der Demokratie.
Diese klassisch-liberale Tradition steht jedoch unter starkem Druck. Mit jeder neuen Generation, die mit der täglichen demokratischen Propaganda aufwächst, die uns überall umgibt, stirbt ein Teil unseres liberalen Erbes ab. Niemanden erstaunt es mehr, wenn Frauen Quoten in Firmenvorständen fordern, wenn der Staat das Rauchen in Kneipen untersagt oder wenn die Regierung entscheidet, was unsere Kinder in den Schulen lernen. Nicht jeder mag mit diesen Ansichten übereinstimmen â aber jeder findet es vollkommen normal, dass die Regierung über diese Angelegenheiten entscheiden sollte. Es gibt kaum einen Widerstand gegen die Tatsache, dass wir in einem System leben, das in unser Leben bis hinunter zum kleinsten Detail eingreift. Es gibt keinen prinzipiellen Widerstand gegen die Ansicht, das »demokratisch« entschieden werden sollte, wie wir alle leben sollten.
Dezentralisierung und individuelle Freiheit
Ist eine Alternative zur Demokratie möglich? Eine Gesellschaft ohne einen übergeordneten Staat, ohne Mehrheitsregel, eine freie und kooperative Gesellschaft?
Absolut. Eine solche Alternative wird dringend benötigt, wenn wir nicht in
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