Wenn die Dunkelheit kommt
feststellen kann, hat keines der beiden Opfer Stich Verletzungen. Vielleicht ergeben sich bei Gewebeschnitten derartige Verletzungen unter einigen der Bisse, aber ich bezweifle es. Vastagliano und sein Leibwächter wurden heftig gebissen. Sie verbluteten an diesen Bissen. Dem Leibwächter wurden mindestens drei Arterien zerrissen, große Gefäße: die äußere Halsschlagader, die linke Armschlagader und die Femoralarterie am linken Oberschenkel. Vastagliano sieht noch schlimmer aus.«
Jack sagte: »Aber Ratten sind doch nicht so aggressiv, verdammt. Man wird einfach nicht in seinem eigenen Haus von Ratten überfallen.«
»Ich glaube auch nicht, daß es Ratten waren«, sagte Goldbloom. »Ich meine, ich habe schon Rattenbisse gesehen. Hin und wieder betrinkt sich ein Saufbruder in irgendeinem Durchgang und bekommt einen Herzanfall oder einen Schlaganfall direkt hinter der Mülltonne, wo ihn vielleicht zwei Tage lang niemand findet. Inzwischen gehen die Ratten dran. Daher weiß ich, wie Rattenbisse aussehen, und das hier scheint in mehreren Punkten einfach nicht dazuzupassen.«
»Könnten es... Hunde gewesen sein?« fragte Rebecca. »Nein. Schon allein, weil die Bisse zu klein sind. Ich glaube, wir können auch Katzen ausschließen.«
»Irgendeine andere Idee?« fragte Jack.
»Nein. Es ist komisch. Vielleicht findet man bei der Obduktion etwas heraus.«
Rebecca sagte: »Wußten Sie, daß die Badezimmertür versperrt war, als die Polizisten eintrafen? Sie mußten sie aufbrechen.«
»Das habe ich gehört. Das Geheimnis des verschlossenen Zimmers«, sagte Goldbloom.
»Vielleicht ist es gar nicht so geheimnisvoll«, meinte Rebecca nachdenklich. »Wenn Vastagliano von irgendeinem Tier getötet wurde, dann war es vielleicht klein genug, um unter der Tür durchzukommen.«
Goldbloom schüttelte den Kopf. »Dazu hätte es wirklich klein sein müssen. Nein. Es war größer. Viel größer als der Spalt unter der Tür.«
»Wie groß, würden Sie ungefähr meinen?«
»Wie eine große Ratte.«
Rebecca überlegte einen Augenblick. Dann: »Da drin ist ein Ventil von einem Heizungsrohr. Vielleicht kam das Wesen durch das Rohr.«
»Aber über der Öffnung ist ein Gitter«, wandte Jack ein. »Und die Schlitze im Gitter sind noch schmäler als der Spalt unter der Tür.«
Rebecca machte zwei Schritte zum Bad hin, beugte sich durch die Tür und verdrehte sich den Hals, um hineinschauen zu können. Dann kam sie zurück und sagte: »Du hast recht. Und das Gitter sitzt fest an seinem Platz.«
»Und das kleine Fenster ist geschlossen.«
»Und verriegelt«, fügte Goldbloom hinzu.
Rebecca strich sich eine schimmernde Haarsträhne aus der Stirn. »Was ist mit den Abflußrohren? Könnte eine Ratte durch den Badewannenabfluß heraufkommen?«
»Nein«, sagte Goldbloom. »Nicht bei modernen Instal lationen.«
»Die Toilette?«
»Unwahrscheinlich.«
»Aber möglich?«
»Vorstellbar, nehme ich an. Aber wissen Sie, ich bin sicher, daß es nicht nur ein Tier war.«
»Wie viele?« wollte Rebecca wissen.
»Ich kann Ihnen unmöglich eine genaue Zahl nennen. Aber... ich würde meinen, was immer es war, es müssen mindestens... ein Dutzend gewesen sein.«
»Gütiger Himmel«, sagte Jack.
»Vielleicht zwei Dutzend. Vielleicht auch noch mehr.«
»Wieso glauben Sie das?«
»Nun ja«, meinte Goldbloom. »Vastagliano war ein großer Mann, ein kräftiger Mann. Mit ein, zwei oder auch drei Tieren von der Größe einer Ratte wäre er fertig geworden, ganz gleich, was für Wesen das waren. Ja, höchstwahrscheinlich hätte er auch ein halbes Dutzend geschafft. Sicher, er wäre ein paarmal gebissen worden, aber er hätte sich wehren können. Vielleicht hätte er nicht alle töten können, aber ein paar hätte er erledigt und die übrigen in Schach gehalten. Deshalb sieht es für mich so aus, als müßten es so viele von den Wesen gewesen sein, eine solche Horde, daß sie ihn einfach überwältigten.«
»Und ROSS , der Leibwächter«, fragte Rebecca. »Glauben Sie, daß er auch von vielen angegriffen wurde?«
»Ja«, sagte Goldbloom. »Hier gilt genau das gleiche.«
Rebecca stieß als Ausdruck ihrer Frustration ihren Atem durch die zusammengebissenen Zähne. »Damit ist das verschlossene Badezimmer noch schwieriger zu erklären. Nach allem, was ich gesehen habe, sind Vastagliano und sein Leibwächter offenbar beide in der Küche gewesen, um sich einen Mitternachtsimbiß herzurichten. Anscheinend begann der Angriff dort. ROSS wurde schnell
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