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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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immer wieder versucht, ihn zu unterbrechen. Jetzt schrie sie ihn an: »Hör auf, dich zu quälen, Jack! Wir schaffen es noch rechtzeitig.«
    »Verdammt, woher weißt du denn, daß wir es rechtzeitig schaffen?« fragte er wütend, er wußte nicht genau, warum er auf sie wütend war, er ging nur auf sie los, weil sie gerade da war, weil er nicht auf Lavelle oder auf das Wetter einschlagen konnte, das ihn behinderte, und weil er auf jemanden einschlagen mußte, auf irgend etwas, sonst würde ihn die Spannung, die sich in ihm aufstaute wie in einer ohnehin schon überladenen Batterie der überschüssige Strom, noch völlig verrückt machen. »Du kannst es nicht wissen!«
    »Ich weiß es«, beharrte sie ruhig. »Fahr du nur.«
    »Verdammt noch mal, hör doch auf, mich zu bemuttern.«
    »Jack...«
    »Er hat meine Kinder!« Er trat zu heftig aufs Gas, und sofort begann der Wagen,  auf den rechten Rinnstein zuzuschlittern.
    Er wollte den Kurs korrigieren, indem er das Steuer herumriß, anstatt mit der Schleuderbewegung mitzugehen und es in diese Richtung zu drehen, und als er seinen Fehler bemerkte, begann der Wagen sich zu drehen, und einen Augenblick lang rutschten sie seitwärts - Jacks Magen verkrampfte sich bei dem Gefühl, daß sie mit hoher Geschwindigkeit gegen den Rinnstein prallen, umkippen und sich überschlagen würden - aber sie drehten sich immer weiter, wie ein Karussell, bis der Wagen endlich,  nachdem er fast eine ganze Drehung gemacht hatte, stehenblieb.
    Mit einem Schaudern, das noch verstärkt wurde durch die Vorstellung, was ihnen hätte passieren können, aber in dem Bewußtsein, daß er es nicht riskieren konnte, damit Zeit zu verschwenden, über ihr knappes Entkommen noch länger nachzugrübeln, fuhr Jack wieder an. Er führte das Steuer jetzt mit noch größerer Vorsicht und drückte mit dem Fuß langsam und leicht auf das Gaspedal.
    Weder er noch Rebecca hatten während der wilden Schleuderpartie etwas gesagt, nicht einmal vor Überraschung oder Angst aufgeschrien, und auch den ganzen nächsten Block entlang sprach keiner von ihnen ein Wort.
    Dann sagte er: »Es tut mir leid.«
    »Ist ja gut.«
    »Ich hätte dich nicht so anfauchen dürfen.«
    »Ich verstehe das. Du warst außer dir vor Sorge.«
    »Das bin ich immer noch. Keine Entschuldigung. Das war dumm von mir. Ich kann den Kindern nicht helfen, wenn ich uns umbringe, ehe wir Fayes Wohnung überhaupt erreichen.«
    »Ich verstehe, was in dir vorgeht«, sagte sie wieder, noch weicher als zuvor. »Es ist schon gut. Und alles andere wird auch gut werden.«
    Er wußte, daß sie die komplexen Gedanken und Gefühle, die in ihm brodelten und ihn beinahe zerrissen, tatsächlich verstand. Es tat gut, nicht mehr alleine zu sein,
    »Wir sind fast da, oder?« fragte sie.
    »Noch zwei oder drei Minuten«, sagte er, beugte sich über das Steuer und spähte nervös nach vorne, auf die glatte, verschneite Straße.
    Die dick mit Eis verkrusteten Scheibenwischer kratzten geräuschvoll hin und her und säuberten bei jedem Schwung ein Stückchen Glas weniger.

4
    Lavelle stand aus seinem Schaukelstuhl auf.
    Es war an der Zeit, in psychische Verbindung mit den kleinen Mördern zu treten, die aus der Grube gekommen waren und sich jetzt an die Dawson-Kinder heranpirschten.
    Ohne Licht anzuschalten, ging Lavelle zur Frisierkommode, öffnete eine der oberen Schubladen und zog eine Handvoll seidener Bänder heraus. Er ging zum Bett, legte die Bänder hin und schlüpfte aus seinen Kleidern. Nackt setzte er sich auf den Bettrand und band sich ein violettes Band an den rechten, ein weißes an den linken Knöchel. Obwohl es dunkel war, konnte er ohne Mühe eine Farbe von der anderen unterscheiden. Ein langes scharlachrotes Band wand er sich um die Brust, direkt über dem Herzen. Gelb um die Stirn. Grün um das rechte Handgelenk; schwarz um das linke. Die Bänder waren symbolische Verbindungen, die ihm helfen würden, in engen Kontakt mit den Mördern aus der Grube zu treten, sobald er das jetzt begonnene Ritual abgeschlossen hatte.
    Dieses Ritual mit den Bändern sollte es Lavelle lediglich ermöglichen, unmittelbar an dem Nervenkitzel des Abschlachtens teilzuhaben. Psychisch mit den Mördern verbunden, würde er durch ihre Augen sehen, mit ihren Ohren hören und mit ihren Golem-Körpern fühlen. Wenn ihre rasiermesserscharfen Klauen sich in Davey Dawson schlugen, würde Lavelle unter seinen eigenen Händen spüren, wie das Fleisch des Jungen aufplatzte. Wenn ihre Zähne

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