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Wenn die Dunkelheit kommt

Wenn die Dunkelheit kommt

Titel: Wenn die Dunkelheit kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weiterschlafen zu lassen. Wenn es sein mußte, konnte sie ihn schnell wecken, und sie konnte mit einem Schrei Tante Faye und Onkel Keith herbeirufen.
    Der heisere Schrei war wiedergekommen, schwach, aber vielleicht nicht ganz so schwach wie zuvor.
    Penny stand auf und ging zur Frisierkommode, die im Dunkeln stand, außerhalb des Lichtfächers der Nachttischlampe. In der Wand über der Kommode, etwa einen Fuß unterhalb der Decke, befand sich ein Auslaß für die Heizungs-und Klimaanlage. Sie legte den Kopf schief, versuchte, die fernen, verdächtigen Geräusche zu hören und war dann überzeugt, daß sie durch die Rohre in den Wänden übertragen wurden.
    Sie stieg auf die Kommode, streckte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und konnte dann das Ohr gegen die Platte vor das Gebläse des Ventilationssystems legen.
    Sie hatte gedacht, die Kobolde seien in anderen Wohnungen oder auf den Fluren weiter unten im Gebäude; sie hatte gedacht, die Rohre übertrügen nur ihre Geräusche.
    Jetzt begriff sie schlagartig, daß die Rohre nicht nur das Geräusch der Kobolde übertrugen, sondern daß die Wesen selbst darin waren. Auf diese Weise beabsichtigten sie also, ins Schlafzimmer einzudringen, nicht durch die Tür oder das Fenster, nicht durch einen Fantasietunnel in der Rückwand des Schranks. Sie befanden sich im Ventila tionsnetz und bewegten sich durch das Gebäude herauf, sie drehten und wendeten sich, glitten und krochen, eilten die horizontalen Rohre entlang und kletterten mühsam die vertikalen Sektionen des Systems hinauf, aber sie kamen näher und näher, so sicher wie die warme Luft, die aus dem riesigen Ofen von unten heraufstieg.
    Zitternd, mit klappernden Zähnen, von einer Angst erfaßt, der sie sich nicht ergeben wollte, legte Penny das Gesicht an die Platte und spähte durch die Schlitze, in das Rohr. Die Dunkelheit war so tief und so schwarz und so undurchdringlich wie die Dunkelheit in einer Gruft.

3
    Jack saß geduckt am Lenkrad und blinzelte nach vorne auf die winterliche Straße. Die Windschutzscheibe fror zu. Eine dünne, milchige Eisschicht hatte sich am Rand der Scheibe gebildet und kroch langsam nach innen. Die Wischer waren mit Schnee verkrustet, der sich immer mehr zu Eisklumpen verfestigte.
    »Ist diese verdammte Scheibenheizung auf höchster Stufe?« fragte er, obwohl er spürte, wie die Hitzewellen über sein Gesicht strichen.
    Rebecca beugte sich vor und sah nach den Heizungsschiebern. »Höchste Stufe«, bestätigte sie. »Die Temperatur ist wirklich stark abgesunken, seit es dunkel geworden ist.«
    »Da draußen müssen minus zehn Grad sein. Noch weniger, wenn du den Windfaktor mit einbeziehst.«
    Jack hatte erwartet, schnell zum Apartmenthaus der Jamisons durchfahren zu können. Auf den Straßen war wenig oder gar kein Verkehr, der ihn behindern konnte. Außerdem hatte sein Wagen, obwohl er nicht als Polizeifahrzeug gekennzeichnet war, eine Sirene, und er hatte das abnehmbare, rote Blinklicht auf die Metallnocke am Dachrand aufgesetzt und sich damit die Vorfahrt vor allen anderen etwaigen Verkehrsteilnehmern gesichert. Er hatte erwartet, Penny und Davey innerhalb von zehn Minuten in die Arme schließen zu können. Jetzt war klar, daß die Fahrt doppelt so lange dauern würde.
    Jedesmal wenn er ein wenig schneller fahren wollte, kam der Wagen trotz der Schneeketten ins Rutschen. »Da kämen wir ja zu Fuß schneller voran!« stieß Jack grimmig hervor.
    »Wir kommen rechtzeitig hin«, beruhigte ihn Rebecca.
    »Und wenn Lavelle schon da ist?«
    »Das ist er nicht. Bestimmt nicht.«
    Dann erschütterte ihn ein entsetzlicher Gedanke, er wollte ihn nicht in Worte fassen, konnte sich aber nicht beherrschen: »Was ist, wenn er von den Jamisons aus angerufen hat?«
    »Das hat er nicht«, sagte sie.
    Aber Jack war von dieser gräßlic hen Möglichkeit plötzlich wie besessen und konnte den morbiden Zwang, sie laut auszusprechen, nicht beherrschen, obwohl die Worte ihm entsetzliche Bilder vor Augen führten.
    »Was ist, wenn er sie alle getötet hat...«
    (Verstümmelte Körper.)
    »...Penny und Davey getötet hat...«
    (Die Augen aus den Höhlen gerissen.)
    »...wenn er Faye und Keith getötet...«
    (Die Kehle aufgebissen.)
    »... und dann gleich von dort angerufen hat...«
    (Die Fingerspitzen abgenagt.)
    »... wenn er mich von dort, von der Wohnung aus angerufen hat, um Gottes willen...«
    (Die Lippen zerfetzt, die Ohren herabhängend.)
    ».. .und dabei vor ihren Leichen stand!«
    Sie hatte

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