Wenn die Liebe dich findet
seltener so merkwürdig an, da seine Mutter kaum mehr darauf reagierte, weil sie so überglücklich war, dass er endlich geheiratet hatte.
Immerhin versuchte er heute Abend, seine Mutter zu provozieren. Sein zitronengelber Satinmantel mit Spitzenbesatz an beiden Ärmeln fiel Julie sofort ins Auge und rief eine spitze Bemerkung hervor: »Irgendwann finde ich den Ort, an dem du diese grauenhaften Sachen versteckst, und mache Kissen daraus!«
Rupert schenkte ihr ein engelhaftes Lächeln. »Mein Schneider liebt mich.«
Julie schnaubte. »Deinen Schneider sollte man erschießen!«
»Kein Sorge, Mutter. Ich werde Onkel Preston schon nicht in Verlegenheit bringen, wenn die Gäste kommen.«
Preston blickte nicht einmal von seinem Teller auf und bemerkte in autoritärem Ton: »Ich weiß, dass du das nicht tun wirst.«
Julie zeigte auf Devin und sagte: »Wir haben schon einen Gast.«
Rupert sah Devin ebenfalls an, grinste und erklärte seiner Mutter: »Cupidos zählen nicht, die fliegen mit nacktem Hintern herum und schießen mit Pfeilen auf Leute.« Und zu Devin: »Wir beide wären ein tolles Paar, oder?«
Julie blickte mürrisch drein. Alle anderen folgten Prestons Beispiel und beschäftigten sich mit ihrem Essen, abgesehen von Devin, der immer noch die Zankerei beobachtete.
»Du verwendest das sprichwörtliche Bild, obwohl dieser Mann nichts dergleichen tut?«, fragte Julie ihren Sohn schroff. »Das wird dir nun überhaupt nichts helfen, mein Junge!«
Aus irgendeinem Grund hatte Julie nicht vor, das Thema zu wechseln, obwohl sie es sonst immer nach einigen spitzen Bemerkungen dabei bewenden ließ. Wahrscheinlich, weil sie heute in der Tat einen Gast hatten und sich deshalb besonders für den pfauenhaften Aufzug ihres ältesten Sohnes schämte. Aber Rebecca schritt ein und flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr. Er lachte in sich hinein, aber dann wurde ihr Gesichtsausdruck streng, und er erhob sich schließlich und seufzte.
Mit kummervollem Blick, der – für fast alle erkennbar – nur aufgesetzt war, verkündete er: »Du hast gewonnen, Mutter. Jetzt hast du auch noch meine Frau auf deiner Seite.«
»Wurde auch Zeit!«, murmelte Julie, als Rupert den Saal verließ, um sich etwas Vernünftiges anzuziehen.
Rebecca warf ihrer Schwiegermutter einen Blick zu, der Genug! bedeutete, und Julie wandte sich Devin zu. Obwohl sie ihre Worte selten auf die Goldwaage legte, schien die Frage, die sie ihm stellte, selbst für sie ziemlich gewagt: »Also, junger Mann, wir fragen uns, an wem unser Cupido denn interessiert ist?«
Devin, der so überraschend im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, schlug sich tapfer, indem er antwortete: »Wenn es eine solche Lady geben würde, würde ich nicht bei einem solchen Dinner über sie sprechen, Madam.«
»Aber ich glaube, es gibt hier noch mehr Leute, die sich dafür interessieren«, insistierte Julie.
»Ach, wirklich? Und warum?«
»Wie sieht das denn aus, wenn der Mann, der bei anderen für glückliche Ehen sorgt, nicht selbst eine Ehefrau hat?«
Das war nun wirklich zu persönlich, und Preston fühlte sich genötigt einzuschreiten. »Julie, meine Liebe, wenn du nicht endlich Ruhe gibst, werde ich Devin beauftragen, einen Ehemann für dich zu suchen!«
»Keine schlechte Idee!«, fielen mindestens vier Familienangehörige gleichzeitig ein, darunter auch beide ihrer anwesenden Söhne.
Das verschlug Julie für einen Moment die Sprache und schaffte Raum für andere Themen. Raphael, der neben Devin saß, merkte an, wie schön die Stute war, die er im Stall gesehen hatte. Amanda hörte Devins Antwort nicht, denn sie erinnerte sich an ihre Überraschung vor dem Essen, als sie ihren Vater gefragt hatte, was die Stute kostete, und sich herausgestellt hatte, dass Devin ihr das Pferd schenkte.
Er will keine Bezahlung dafür annehmen, obwohl ich mehrmals darauf bestanden habe«, hatte Preston ihr berichtet. »Er sagt, es sei ein wohlverdientes Geschenk für deinen Mut und dein Durchhaltevermögen. Hast du das etwa nicht gewusst?«
»Nein, ich – ich glaube, er war selbst etwas verlegen wegen dieser Geste und wollte es mir nicht sagen.« Mehr fiel ihr dazu nicht ein.
Er hätte es ihr sagen müssen. Der Grund, den er ihrem Vater gegenüber erwähnt hatte, mutete simpel genug an. Warum hatte er das ihr gegenüber nicht erwähnen können? Aber sie saß heute Abend nicht neben ihm, also konnte sie ihn auch nicht fragen. Es war schwierig, den Blick von ihm zu lassen, weil er ihr gegenüber
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