Wenn die Liebe dich findet
erwiderte sie nur: »Darüber sollten wir definitiv nachdenken.«
»Bist du in der Zwischenzeit bereit für eine weitere Stunde?«
In Amandas Magengegend flatterte es bei diesen Worten, denn die Stunden, die sie bei ihm genommen hatte, waren über das Reiten weit hinausgegangen. Jetzt jedoch sprach er lediglich von einer Reitstunde, natürlich, und sie verließ den Stall und sagte: »Ich muss mich zuerst umziehen, und du solltest dich in deinem Zimmer einrichten. Wir treffen uns in einer Stunde hier.« Dann eilte sie fort, damit er ihre roten Wangen nicht bemerkte.
Kapitel 40
A manda genoss am Nachmittag den gemeinsamen Ausritt mit Devin auf den Ländereien ihrer Familie. Sahra die Zweite erwies sich als genauso brav wie ihre Namensvetterin, und Amanda wurde klar, dass sie tatsächlich begann, das Reiten zu lieben. Ihr Vater war dagegen, dass sie mit Damensattel übte, und sie war nur allzu froh darüber, denn vor jenen Stunden hatte sie sich in der Tat gefürchtet. So musste sie sich jetzt keine Sorgen mehr machen, was dies anbelangte.
Sie zeigte Devin sämtliche Orte, an denen sie als Kind entweder mit Rafe oder ihrer Freundin Rebecca gespielt hatte, und erinnerte ihn: »Rebecca hast du auf dem Ball kennengelernt und meinen Cousin Rupert, den sie vor Kurzem geheiratet hat. Du wirst die beiden heute Abend beim Dinner sehen. Tante Julie ist diesen Morgen mit ihrer Familie angekommen.«
»Ich würde mich niemals bei einem Familienessen aufdrängen.«
»Sei nicht albern! Du bist unser Gast. Es wäre unhöflich, die Einladung abzuschlagen.«
Er sah sie amüsiert an. »Und wieso glaubst du, dass mich das interessieren würde?«
»Natürlich, ich vergaß«, gab sie zurück und schnalzte missbilligend mit der Zunge, »Unhöflichkeit ist ja eine deiner Stärken.«
Er lachte und widersprach: »Ich habe einige Stärken, aber das ist keine davon.«
Er beliebte zu scherzen. Das wusste Amanda, die Bemerkung trieb ihr dennoch die Röte in die Wangen, denn sie wusste genau, dass er sich auf sein Talent zum Küssen bezog, das er ihr schon zweimal bewiesen hatte – oder vielleicht auf etwas noch Intimeres, was sie sich ebenfalls gern von ihm zeigen lassen würde.
Aber Devin wischte ihre verträumten Gedanken schnell beiseite, indem er sie daran erinnerte, dass zu seinen Stärken auch sein Umgang mit Pferden gehörte. »Ich werde deine Stute weiter ausbilden, während ich hier bin. Ich will sicher sein, dass du keine Probleme mit ihr haben wirst.«
»Danke.«
Er erschien diesen Abend tatsächlich zum Dinner, obwohl Amanda eigentlich nicht damit gerechnet hatte. Ophelia und Raphael begrüßten ihn, als er eintrat, Rafe allerdings etwas weniger herzlich als Ophelia. Esmerelda, Prestons älteste Schwester, war wegen Rafes Geburtstag auch schon früher gekommen. Sie hatte sich zum Essen eine Decke über den Schoß gebreitet und trug einen Mantel über ihrem Kleid aus dickem Brokat, den sie nicht vorhatte auszuziehen, was ihr einige Lacher einbrachte, als sie den Lakaien, der ihr den Mantel abnehmen wollte, verscheuchte. Ihre Anwesenheit war auch der Grund, warum der Speisesaal heute Abend so überheizt war. Sie beschwerte sich genauso oft über die Kälte wie früher ihre Mutter Agatha. Agatha Locke verließ deswegen auch fast nie ihre eigenen Räumlichkeiten, und auch heute machte sie keine Ausnahme, wobei Preston darauf bestand, dass sie morgen Abend erschien.
Julie freute sich sehr, Devin wiederzusehen, und begrüßte ihn überschwänglich. Sie hatte in ihm das perfekte Gegenstück zu ihrer Ruppigkeit entdeckt, die er hinnahm, ohne mit der Wimper zu zucken, und heute Abend war sie in Bestform, dank Ruperts Aufzug.
Rupert sah einfach zu gut aus. Alle Frauen fanden ihn schön, obwohl er sich sehr weiblich gab, indem er sich in Samt und Seide kleidete.
Das machte er vor allem, um seine Mutter zu ärgern, und es funktionierte immer.
Julie hatte ihre weiche Seite schon vor langer Zeit aufgegeben, um die Elternrolle für ihre Söhne zu übernehmen und ihnen den Vater zu ersetzen. Bei dieser extremen Transformation, die die Familie zum Großteil amüsierte, hatte sie eine ziemlich ruppige, herrische Art entwickelt. Rupert gab seiner Mutter immer einen Anlass, ihn zurechtzuweisen, indem er sich so übertrieben kleidete. So konnte sie weiter denken, dass ihre Jungen sie brauchten. Er trug diese Dandy-Kleidung allerdings nicht in der Öffentlichkeit, sondern ließ es seine Mutter nur glauben. Außerdem zog er sich inzwischen
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