Wenn die Liebe dich findet
er überlegte es sich anders und verfiel in Schweigen. Sie war zu verwirrt, um nachzufragen oder noch irgendetwas zu sagen. Aber auf einmal bekam sie Hilfe dabei, an etwas anderes zu denken – vorerst zumindest. Sie stand auf, zeigte zum Wasser und konnte sogar lachen.
»Es sieht so aus, als hättest du einen Fisch gefangen – und er ist davongeschwommen und hat die Angelrute mitgenommen!«
Es schien ihr völlig selbstverständlich, dass sie, nachdem Devin ihr sein Geheimnis anvertraut hatte und sie sich so nahe gekommen waren, nun die förmliche Anrede fallen ließen.
Kapitel 39
Z uerst musste sie über Devins verwirrten Gesichtsausdruck lachen, als er bemerkte, dass seine Angelrute nirgends zu sehen war, dann über den Anblick, wie er auf der Suche nach dem guten Stück am Flussufer entlangrannte. Er war schon fast außer Sichtweite, als er es endlich fand.
Das Lachen half ihr, sich zu sammeln und das Gefühlschaos nach dieser erstaunlich leidenschaftlichen Begegnung mit Devin zu verdrängen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sie einen Mann so begehren konnte, und wahrscheinlich hätte sie auch ewig ohne diese Erkenntnis weitergelebt, wenn sie nicht mit einem so maskulinen, sinnlichen Mann wie Devin allein gewesen wäre. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Kendall so weit gegangen wäre. Bei Robert konnte sie es sich vorstellen – nein, eigentlich nicht einmal bei ihm. Sein verliebtes Getue auf dem Ball war von Alkohol befeuert gewesen. Wenn er nicht betrunken gewesen wäre, hätte er sich sicher wie ein Gentleman verhalten, was geraubte Küsse oder das Erwecken unziemlicher Leidenschaften vor der Ehe ausschloss.
Nun war Amanda klar, dass sie Leidenschaft empfinden konnte – was sich inzwischen zwei Mal bestätigt hatte –, und sie verspürte das umso dringendere Bedürfnis zu heiraten, und zwar schnell, damit sie mehr von dieser Leidenschaft erleben konnte, aber im gesellschaftlich zulässigen Rahmen. Außerdem quälte sie nun eine weitere Sorge. Sie hatte von einigen verheirateten Freundinnen gehört, dass ihre Ehemänner nicht mit ihnen in einem Bett schliefen und dass sie sich für den Liebesakt nicht einmal ganz auszogen und die Bettdecke verschämt über ihre Körper breiteten! Nach dem heutigen Erlebnis wusste sie, dass sie eine solche Ehe nicht akzeptieren würde, aber wie zum Teufel konnte sie schon im Vorfeld herausfinden, ob ihr künftiger Gatte auch so prüde war? Bei Devin war sie sich in dieser Hinsicht ziemlich sicher. Er würde sie so nackt wollen, wie Gott sie schuf. Ihm würde es nichts ausmachen, wenn sie jeden Millimeter seines Körpers berührte. Er würde es vielleicht sogar wollen!
Sie fächelte sich kurz Luft zu, da ihr bei dem Gedanken ganz heiß wurde, dann lachte sie, weil ihr eigentlich kalt war, nachdem die Sonne hinter einer großen Wolke verschwunden war.
Sie lachte noch mehr über Devins Gesichtsausdruck, als er zurückkam. »Und zu allem Überfluss ist der Fisch auch noch entkommen!«
»Also, ich glaube, ich habe für heute genug vom Fischen.« Sie stand auf und schüttelte die Decke aus. »Und ich muss zugeben, dass ich es kaum erwarten kann, die Stute zu sehen, die du für mich gekauft hast. Ich würde jetzt gern in den Stall gehen.«
Er nickte und nahm ihr die Decke ab. Auch ihre Angelrute trug er für sie. Sie gab dem Gefäß mit den Würmern einen kleinen Tritt, damit die Würmer wieder in Freiheit und Sicherheit kriechen konnten. Mit einem Seitenblick sah sie, wie Devin die Augen verdrehte.
»Und du hast wirklich geglaubt, du könntest selbst einen Köder auf den Angelhaken schieben?«
»Ich habe es früher schon gemacht!«
»Etwas, das man als Kind tut, tut man nicht unbedingt auch als Erwachsener. Als Kind hat man noch nicht alle Eigenschaften entwickelt, die sich beim Erwachsenen herausbilden. Du hast dich anscheinend zu einer weichherzigen Person entwickelt.«
»Das ist nichts Schlechtes.«
»Für eine Frau nicht.« Er bot ihr den Arm.
Amanda tat, als hätte sie es nicht bemerkt, und eilte schnellen Schrittes voraus. Sie hatte Angst, ihm zu nahe zu kommen, denn die Leidenschaft zwischen ihnen wirkte noch in ihr nach. Devin hielt mit ihr Schritt, bestand aber nicht darauf, sie durch die Wälder zu führen, sondern lief neben ihr her und hielt respektvoll Abstand.
Es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis sie zu den gepflegten Wiesen des herzoglichen Anwesens zurückkehrten. Als er das große Haus erblickte, bemerkte er: »Zweihundert Gäste
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