Wenn die Liebe dich findet
diesem Gedanken zusammen. Ihr fiel ein, dass Phoebe zu jenen Freundinnen gehörte, die erzählt hatten, dass sie und ihr Mann getrennte Schlafzimmer hatten. Umso schlimmer! Mann und Frau sollten über alles reden können und sich nicht so sehr hinter Anstand und Moral verstecken.
Sie versuchte, für ihre Freundin eine gute Seite an dem Ganzen zu suchen. »Es könnte alles doch noch schlimmer sein – wäre er zum Beispiel ein Weiberheld und würde es nicht einmal verbergen. Er könnte ein Spieler sein und euch ins Armenhaus bringen. Und irgendetwas muss zwischen euch gewesen sein, sonst hättest du niemals Ja gesagt. Also gib jetzt nicht auf! Versuch, die guten Zeiten wiederzuentdecken, die ihr gemeinsam hattet!«
Phoebe umarmte sie. »Hört, hört, das Küken gibt der Henne Ratschläge! Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, ich bin nur etwas früher als erwartet in eine langweilige, bequeme Ehe geschlittert. Aber du hast recht, es gibt keinen Grund, warum wir das Feuer nicht wieder entfachen könnten.«
Sie standen noch immer am Fenster, als die nächste Kutsche vorfuhr und Phoebe fragte: »Ist das Lord Culley? Ich habe ihn seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen! Ich dachte, er sei inzwischen zu alt, um auf Partys zu gehen.«
Amanda kicherte. »Ist man dafür irgendwann zu alt? Aber Owen Culley ist ein alter Freund meiner Tante Esmerelda. Er ist mit einer ihrer Schulfreundinnen verheiratet.«
Die Party war nicht nur für junge Leute. Alte Freunde der Familie waren ebenfalls eingeladen, deshalb gab es so eine lange Gästeliste. Die beiden Männer, für die Amanda sich am meisten interessierte, sollten die ganze Zeit auf dem herzoglichen Anwesen wohnen, damit sie eine Woche lang Zeit hatte, sich ihre Meinung über sie zu bilden und herauszufinden, welchem der beiden sie den Vorzug gab.
Dass noch ein dritter Mann anwesend war, den sie inzwischen sogar weitaus faszinierender fand, könnte sie allerdings von ihrem Vorhaben ablenken. Vor allem jetzt, da sie Mitgefühl wegen des Geheimnisses, das er mit ihr geteilt hatte, für ihn empfand. Ob er vorgehabt hatte, es ihr zu verraten, oder ob es ihm nur herausgerutscht war, spielte letztlich keine Rolle. Es hatte sie einander jedenfalls näher gebracht, zumindest waren sie jetzt so etwas wie Freunde.
Jetzt wäre ein guter Moment gewesen, um hinunterzugehen und Robert willkommen zu heißen und ihm vielleicht sogar das Haus zu zeigen. Das wollte Amanda auch gerade sagen, als es an der Tür klopfte.
Larissa lugte durch den Türspalt herein. »Ach, hier seid ihr!« Leider war ihr Jacinda Brown auf den Fersen und folgte Larissa ins Zimmer. »Ich nehme nicht an, dass du auch dein Zimmer teilst?«
Amanda grinste. Offensichtlich war Larissa verärgert, dass sie für die Dauer der Festlichkeiten von ihrem Ehemann getrennt schlief. »Da ich immer noch hier wohne, nein, ich genieße das Privileg, Tochter des Hauses zu sein. Mit wie vielen Leuten musst du dein Zimmer teilen?«
»Angeblich mit sechs Leuten, aber bis jetzt weiß ich nur von dreien.«
»Das wird bestimmt lustig«, warf Phoebe ein. »Es war doch ein Riesenspaß damals, als wir uns in der ersten Saison in Summer’s Glade alle ein Zimmer geteilt haben.«
»Damals waren wir aber nicht verheiratet«, erwiderte Larissa. »Ich vermisse meinen Mann jetzt schon!«
Phoebe neckte sie: »Psst, sonst denkt Jacinda noch, es sei etwas Schönes daran, verheiratet zu sein!«
»Ohh, ich weiß schon, was das Schöne daran ist«, schnurrte Jacinda, während sie durch den Raum lief und sich Amandas Sachen ansah.
Phoebe hatte offenkundig recht gehabt mit ihrer Meinung über das Mädchen. Eine Bemerkung wie diese hätte Jacinda wohl kaum gemacht, wenn sie nicht schon »Erfahrungen« hätte. Und ihr schien es egal zu sein, ob jemand davon wusste oder nicht.
Die Debütantin hatte eigentlich auch nichts in Amandas Zimmer zu suchen. Ihre Freundinnen hatten Jacinda vielleicht schon kennengelernt, aber sie war Amanda nie vorgestellt worden. Larissa kümmerte sich um Letzteres, als ihr ihre Manieren wieder einfielen. »Die Tochter von Lady Brown, Jacinda, hast du doch schon kennengelernt, oder?«
Amanda versuchte nicht, es schön zu verpacken, sondern antwortete einfach nur: »Nein, habe ich nicht«, bereute es aber sofort, als sie Larissas betretenen Blick bemerkte.
»Es tut mir leid, das wusste ich nicht«, entschuldigte Larissa sich und stellte die beiden einander vor.
Jacinda sah Amanda nicht einmal an und bedankte sich auch
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