Wenn die Liebe dich findet
offensichtlich nicht für unschuldige Ohren bestimmt waren. Seine schonungslose Direktheit kannte sie bereits, aber diesmal war er noch viel weiter gegangen. Bevor er seine fein geschneiderte Jacke angezogen hatte, hatte er ausgesehen wie ein Stallbursche, bodenständig, viel zu maskulin, nicht wie der Besitzer dieser Farm. War das der Grund, weshalb er vergessen hatte, dass sie eine Lady war und er in ihrer Gegenwart seine Zunge zu hüten hatte?
Dann fügte er, als wäre nichts gewesen, in normalem Ton hinzu: »Immerhin sind Sie intelligent genug, um zu wissen, dass Lord Kendall die bessere Wahl darstellt, sonst wären Sie jetzt wohl nicht hier. Habe ich recht?«
Sie hatte nicht vor zuzugeben, dass dem so war. Mit ihm würde sie sowieso nicht mehr darüber sprechen, nachdem er sie so eingeschüchtert hatte. Was für ein Grobian, der seine schiere Körpergröße einsetzte, nur um einen Streit zu gewinnen!
Also nickte sie nur steif. Nur um klarzustellen, dass sie nicht seinem Rat folgte, fügte sie jedoch hinzu: »Übrigens, mein Bruder hat mir versichert, dass er Lord Robert umbringen wird, wenn ich ihn nur noch ein Mal ansehe.«
Devin trat einen Schritt zurück und lachte. »Ich wusste, dass ich Ihren Bruder mag!«
Kapitel 23
I ch hatte gehofft, Lord Kendall wäre heute auch hier«, bemerkte Amanda beiläufig, als Devin mit ihr in den mittleren Stall ging, in dem das Pferd stand, das er für sie vorgesehen hatte.
»Sie können froh sein, dass er nicht hier ist. Ich habe Ihnen Zeit verschafft.«
»Was meinen Sie damit?«
»Wollten Sie, dass er diese Woche zum Tee mit Ihrer Schwägerin kommt und sie ihm sagen muss, dass Sie noch nicht bereit für einen Ausritt im Park sind – und warum? Nein, das glaube ich nicht. Deshalb habe ich ihm von einem außergewöhnlichen Vollbluthengst in Frankreich erzählt, von dem ich gehört habe, und er ist hingereist, um ihn zu kaufen. Damit haben Sie eine oder zwei Wochen mehr Zeit gewonnen.«
»Stimmt das mit dem Pferd?«
»Ja, ich hatte sogar überlegt, es selbst zu kaufen.«
Schon wieder eine gute Tat? Für diese konnte sie sich wenigstens bei ihm bedanken, und das tat sie auch.
Devin öffnete eine Box und zeigte ihr eine Fuchsstute, die im Gegensatz zu den anderen Pferden im Stall schon blitzblank gestriegelt war. Er begann, sie zu satteln, und erzählte dabei: »Ich musste mir diesen Damensattel von einem Nachbarn ausleihen. Sie sind die erste Lady auf meiner Farm, die hier reiten will.«
Amanda deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf das Gelände. »Warum haben Sie all das hier gekauft, wenn Ihre Familie in Lancashire schon eine Farm besitzt?«
»Ich habe nicht alles gekauft. Hier stand nur das Haus und ein Stall neben ein paar eingezäunten Weiden. Das Haus war in einem schrecklichen Zustand, deshalb haben sie das Ganze zu einem lächerlich niedrigen Preis verkauft. Den Rest habe ich selbst dazugebaut.«
Er beantwortete damit ihre Frage zwar nicht, aber ihr fiel sogleich eine weitere ein. »Und das Haus wollten Sie nicht renovieren?«
»Wozu? Ich habe nicht vor, darin zu wohnen.«
»Aber warum zwei Farmen?«
Obwohl Devin sie nicht ansah, bemerkte sie das Grinsen auf seinem Gesicht, als er antwortete: »Die Baldwins besitzen schon seit Generationen Gestüte in Lancashire, sie züchten hervorragende Reitpferde und Kutschpferde. Die meisten meiner Vorfahren überließen die Pflege, Zucht und Ausbildung der Pferde allerdings ihren Trainern.«
»Und Sie nicht?«
»Nein, und mein Onkel Donald auch nicht. Genau wie ihm macht mir die Arbeit mit den Tieren Spaß. Meine Tante und mein Onkel, bei denen ich aufgewachsen bin, haben gewartet, bis ich mit der Schule fertig bin, um mir die Farm zu übertragen, damit sie sich in London zur Ruhe setzen können. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, aber jetzt läuft die Sache so gut, dass ich mich kaum mehr darum kümmern muss. Und die beiden vermissten mich. Es war eigentlich ihre Idee, dieses Gestüt hier zu gründen. Mein Onkel kannte den früheren Besitzer und wusste, dass er das Gelände günstig hergeben würde. Außerdem liegt es so nah an London, dass ich wieder bei ihnen wohnen kann. Aber genau wie Sie sehe ich auch keinen Sinn in zwei Gestüten, auf denen dieselbe Art von Pferden gezüchtet wird. Dann erwähnte mein Onkel die nahe gelegene Rennbahn. Für einen jungen Mann in meinem Alter klang das wie Magie, ich habe mich sofort entschlossen.«
Amanda beobachtete, wie sich die Muskeln in seinem Bein
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