Wenn die Liebe dich findet
Mitgefühl überraschte sie. Eine solche Reaktion hatte sie nicht erwartet von so einem – ihr fiel nicht einmal ein passendes Schimpfwort für ihn ein.
»Ich glaube allerdings nicht, dass mein Vater sonst darauf bestanden hätte«, fuhr sie fort. »Es ist ja nicht so, dass ich reiten lernen musste . Ich bin die ganzen Jahre mit der Kutsche gefahren und sehr gut damit zurechtgekommen – bis jetzt.«
Devin ritt wieder zu der Wiese in der Mitte der Reitbahn zurück, dann hielt er an, hob Amanda vorsichtig auf den Boden und stieg ebenfalls ab. »Ein Sturz von einem Pferd kommt eher selten vor, Amanda. Und die meisten Stürze enden auch nicht mit gebrochenen Knochen – wirklich nicht. Aber es ist auch jetzt nicht so, dass Sie reiten lernen müssen .«
»Doch.« Sie hob stolz und trotzig ihr Kinn. Sie hatte gerade auf einem Pferd gesessen und war nicht in Ohnmacht gefallen. Anscheinend hatte es wirklich geholfen, darüber zu reden. Und während ihr diese mutigen Gedanken in den Sinn kamen, streckte sie ihre Hand aus, damit Devin ihr aufs Pferd helfen konnte.
Er starrte erst die Hand an, dann schloss er die Augen. Aber schließlich nahm er sie und zog Amanda vor sich. Sie hätte nach oben schauen müssen, um ihm ins Gesicht zu sehen, so nahe stand sie, aber sie schaute weg. Ihr blieb kurz die Luft weg, als sie fühlte, wie er seine Hände um ihre Taille legte. Er umschloss sie beinahe ganz mit seinen langen Fingern. Einen Moment lang hielt er sie einfach nur so fest. Sie sah auf und traf den Blick seiner bernsteinfarbenen Augen, in denen ein Strahlen lag, das ihr den Atem raubte. Ihr Herz begann, zu schlagen, aber nicht vor Angst!
»Legen Sie Ihr rechtes Bein über das Sattelhorn«, wies er sie an, während er sie hochhob und in den Sattel setzte. »Dann haben Sie einen guten Halt.«
Er stellte ihr den Steigbügel für das linke Bein ein und prüfte, ob ihr Stiefel fest darin stand. Aber Amanda spürte es nur und sah es nicht, denn sie saß allein im Sattel, klammerte sich am Sattelhorn fest, als ginge es um ihr Leben, und presste die Augenlider fest zusammen.
Devin musste es bemerkt haben, denn sie hörte ihn sagen: »Dieser Goswick hat es Ihnen wirklich angetan, oder?«
Sie stieß hervor: »Ich mache das … um Ihnen zu beweisen … dass ich nicht feige bin.«
»Herr im Himmel, Mandy, ich wusste, dass Sie das nicht sind!« Er lachte. »Sie sind viel zu temperamentvoll, um feige zu sein.«
Sie öffnete die Augen und sah, wie er sie angrinste. Fast hätte sie zurückgegrinst. Guter Gott, dieser Mann hatte wirklich dafür gesorgt, dass sie sich wohlfühlte! Sie blickte nach unten und stellte fest, dass der Boden nicht sehr weit weg war, lang nicht so weit wie in ihrer Erinnerung! Und Devin stand immer noch an ihrer Seite. Selbst wenn sie vom Pferd herunterrutschen würde, war er nahe genug, um sie aufzufangen.
In einem plötzlichen Anfall von Mut schob sie ihre Hüften nach vorn – daran erinnerte sie sich noch. Die Stute kooperierte, indem sie sich kein bisschen bewegte.
»Ich führe Sie ein Stück.« Devin nahm die Stute an den Zügeln.
Amanda nickte, und sie gingen eine ganze Runde um die Bahn. Er erklärte: »Wenn Sie die Zügel nehmen, um sie anzuhalten, dann immer nur vorsichtig! Sie ist zwar nicht nervös, sie steigt nicht gleich, wenn Sie ihr einen Ruck ins Maul geben, aber es muss auch nicht sein. Und denken Sie daran: Sie sitzen auf einem Damensattel! Versuchen Sie also, Ihr Gewicht gleichmäßig und nicht nur auf den einen Steigbügel zu verteilen. Sitzen Sie ruhig und ganz locker. Sie wollen Sarah ja keine unterschiedlichen Signale geben. Sie muss spüren, dass Sie die Kontrolle haben. Wenn Sie nervös sind, merkt sie es, also denken Sie immer daran: Entspannen Sie sich, und genießen Sie den Ritt!«
Als er jedoch zur zweiten Runde um die Bahn ansetzte, fühlte sie sich wie ein verhätscheltes Kind. Sie erinnerte sich an Amelia, die so glücklich mit ihrem Pony war. Sechs Jahre alt, und niemand hatte sie um die Bahn geführt. Amanda saß gut im Gleichgewicht, fühlte sich wohl und glaubte inzwischen, dass das Pferd brav war und nicht buckeln oder steigen würde. Sie war bereit für den nächsten Schritt: das Pferd selbst zu lenken.
»Lassen Sie es mich allein versuchen!«
Devin blieb stehen, das Pferd ebenfalls. Bevor er ihr die Zügel reichte, neckte er sie: »Versprechen Sie mir auch, die Augen offen zu halten?«
Sie lachte. »Solange Sie mir versprechen, mich aufzufangen, wenn ich
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