Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
Bauland und ein lukratives Terrain für Grundstücksspekulanten, wie der Immobilienmakler Geraldine versichert hatte. Die GröÃe des Grundstücks hätte ohne weiteres einen Ausbau des Cottage zugelassen, und seine idyllische Lage inmitten von Farmland am Ende eines Feldwegs war praktisch garantiert. Aber Geraldine konnte sich eine Erweiterung des Hauses nicht leisten, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie konnte kaum die monatlichen Hypothekenraten aufbringen, und dann waren da noch die Kosten für Tante Mays Pflegeplatz, für ihren eigenenLebensunterhalt und für das kleine Auto, das seit Tante Mays Unterbringung in dem Hospiz für Geraldine unerlässlich geworden war.
Ihr Kopf begann zu schmerzen, die Buchstaben auf dem Bildschirm verschwammen vor ihren Augen. Müde rieb sich Geraldine die Augen, warf einen Blick auf die Uhr und wollte kaum glauben, wie lange sie schon wieder am Rechner saÃ. Seufzend lehnte sie sich zurück und reckte die verspannten Schultern.
Sie war nicht sehr groÃ, knapp über einen Meter sechzig, und dabei sehr schlank und zierlich. In den vergangenen Monaten hatte sie zusätzlich abgenommen, sodass ihre zarten ovalen Gesichtszüge mit den ernsten grauen Augen allmählich fast abgezehrt wirkten und den groÃen Stress verrieten, unter dem sie litt. Ihr blondes Haar, das sie in London immer zu einer raffinierten, gepflegten Frisur hatte schneiden lassen, war inzwischen so gewachsen, dass es ihr über die Schultern fiel. Sie besaà weder das Geld noch die Energie für regelmäÃige Friseurbesuche. Die natürliche bleichende Wirkung der Sonne hatte die kunstvollen Strähnchen des teuren Londoner Coiffeurs ersetzt, und ihr Teint hatte durch den ständigen Aufenthalt in der frischen Landluft einen sanften Goldton erhalten.
Geraldine hatte sich selbst nie für eine besonders sinnliche oder sexuell attraktive Frau gehalten, aber es war auch nie ihr Wunsch gewesen, so zu wirken. Natürlich hatte es Bewunderer gegeben: Männer, die wie sie zu sehr auf ihre Karriere konzentriert gewesen waren, um sich dauerhaft binden zu wollen; Männer, die sie zwar bewunderten und ihre Gesellschaft suchten, aber auch ihre ausschlieÃliche Ausrichtung auf ihre berufliche Karriere zu schätzen wussten. Männer, die sie respektierten.
Ja, ihre Karriere war der alleinige Mittelpunkt ihres Lebens gewesen ⦠bis sie erkannt hatte, wie krank Tante May tatsächlich war. Anfänglich hatte ihre Tante heftig protestiert, dass es keinen Grund für Geraldine gebe, ihre Karriere und ihr wohlgeplantes Leben aufzugeben, aber sie hatte diese Einwände ebenso ignoriert wie die Andeutungen einiger ihrer Londoner Freunde, sie habe ihre Entscheidung nur aus Pflichtgefühl getroffen. Denn Geraldine wusste, dass es aus Liebe geschehen war. Nicht mehr und nicht weniger. Seitdem hatte sie ihren Entschluss nie bedauert. Im Gegenteil, wenn sie etwas bereute, dann allein die Tatsache, dass sie so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt gewesen war, dass sie nicht früher erkannt hatte, was mit ihrer Tante los war. Diesen Egoismus würde sie sich nie verzeihen, auch wenn Tante May ihr immer wieder versicherte, dass sie selbst fahrlässig gehandelt habe, weil sie frühzeitige Warnsignale einfach ignoriert hatte.
Das Geräusch eines Autos auf dem holprigen Feldweg kündigte die Ankunft des möglichen Untermieters an. Laut Geraldines Information war er ein erfolgreicher Unternehmer aus London, dessen Unternehmensgruppe vor Kurzem eine kleine örtliche Firma übernommen hatte. Deshalb suchte er für die nächsten Monate, solange die finanzielle Abwicklung und die nötigen Umstrukturierungen dauerten, eine Unterkunft in der Gegend.
Geraldine wusste nicht viel über den Mann, auÃer dass sich die Agentur, für die sie arbeitete, für seine Achtbarkeit und Vertrauenswürdigkeit verbürgte. Im ersten Moment hatte Geraldine Zweifel geäuÃert, warum der wohlhabende Präsident einer fortschrittlichen und gewinnträchtigen Unternehmensgruppe aus London ein Zimmer zur Untermiete suchte, anstatt sich irgendwo in der Nähe ein Haus zu mieten. Aber Louise Mather, die Inhaberin der Agentur, die ihr in den vergangenen Monaten eine echte Freundin geworden war, hatte sie mit dem Hinweis beruhigt, Mitch Fletcher entspreche eben nicht den gängigen Vorstellungen von einem erfolgreichen Unternehmer. Als er sich an die
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