Wenn die Liebe erblueht - Im Rosengarten der Liebe
Agentur wegen der erforderlichen Neueinstellungenum Hilfe gewandt hatte, hatte er Louise gesagt, er brauche lediglich einen Ort zum Schlafen, wo er weitgehend ungestört bleiben würde. Dafür war er allerdings bereit, sehr gut zu zahlen, und nicht zuletzt deshalb hatte Louise Geraldine gedrängt, mit ihm einen Termin zu machen, weil er die Lösung ihrer finanziellen Schwierigkeiten darstelle.
Müde stand Geraldine auf und musste sich einen Moment an der Rückenlehne ihres Schreibtischstuhls festhalten, weil ihr schwindelig wurde. Erst da wurde ihr richtig bewusst, dass sie seit dem Abendessen am Vortag nichts mehr gegessen hatte, und selbst da hatte sie nur lustlos in ihrem Essen herumgestochert. Vielleicht würde sie sich eher zwingen, wieder vernünftiger zu essen, wenn sie in Zukunft einen Untermieter mit Mahlzeiten zu versorgen hatte? In den letzten Wochen, seit Tante May in dem Hospiz war, war es ihr immer schwerer gefallen, für sich allein etwas Richtiges zuzubereiten, um es dann einsam und allein an ihrem Küchentisch zu essen. Je mehr die Besuche bei ihrer Tante sie bedrückten und ängstigten, desto häufiger kam es vor, dass sie ganz auf Essen verzichtete. Auch das zehrte natürlich an ihren Kräften, die sie doch so dringend brauchte.
Sie sah aus dem Fenster auf den Wagen, der in diesem Moment vor dem Gartentor hielt. Eine stahlgraue BMW-Limousine, die in ihrer sportlichen Eleganz vor dem bescheidenen Häuschen ziemlich fehl am Platz wirkte.
Auf dem Weg nach unten sagte sich Geraldine, dass Mitch Fletcher ihr Cottage vermutlich schon als unangemessen abschrieb, noch bevor sie überhaupt die Tür geöffnet hatte. Sie selber scheute davor zurück, ihr Haus mit einem anderen zu teilen, hatte Angst vor den unvermeidlichen Veränderungen für ihr Leben und fürchtete vor allem, dass sie dann nicht mehr in der Lage sein würde, jede freie Minute am Krankenbett ihrer Tante zu verbringen.
Als sie die Tür öffnete, erstarben ihr die wohlüberlegten höflich-reservierten BegrüÃungsworte auf den Lippen. In sprachloser Verwirrung starrte sie den Mann an, den sie sofort erkannt hatte.
Ehe es ihr gelang, sich wieder zu fassen, hatte er die Initiative an sich gerissen, indem er Geraldine grüÃend die Hand entgegenstreckte und sagte: âMiss Barnes? Mitchell Fletcher. Ich habe von Louise Mather erfahren, dass Sie bereit wären, ein Zimmer zu vermieten. Louise hat Sie vermutlich über meine Situation unterrichtet: Ich suche eine vorübergehende Bleibe, solange ich hier in der Gegend zu tun habe.â
Noch während er sprach, ging er vor, und Geraldine wich automatisch zur Seite, damit er eintreten konnte. Sie wusste nicht, dass ihr Gesicht bis dahin im Halbdunkel ihrer kleinen Diele nur unvollständig zu sehen gewesen war, sodass Mitch Fletcher sie keineswegs ebenfalls sofort erkannt hatte. Erst als er nun stutzte und sich seine Miene schlagartig veränderte, begriff Geraldine, dass er sie in diesem Moment als die Frau wiedererkannt hatte, mit der er am Vormittag den eher unerfreulichen Zusammenstoà erlebt hatte, und dass er überdies nicht sehr erfreut war, ihr wieder zu begegnen.
Seine Reaktion weckte in ihr erneut Schuldgefühle und Unbehagen. Nach ihrem unhöflichen Verhalten am Morgen hatte sie sich damit getröstet, dass sie dem Mann höchstwahrscheinlich nie wieder begegnen würde. Offenbar hatte sie sich gründlich geirrt. Nun errötete sie unter seinem durchdringenden Blick, der sie mit unangenehmer Deutlichkeit an ihre groÃe Unfreundlichkeit erinnerte. Für einen Moment verspürte sie den kindischen Wunsch, Mitch Fletcher die Tür vor der Nase zuzuschlagen, um diesem Blick zu entgehen.
Vernunft und gute Manieren siegten. Mitch Fletcher schien darauf zu warten, dass sie etwas sagte, und da er bereits in ihrer Diele stand, blieb Geraldine nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. So gut es ging, musste sie so tun,als habe es den unliebsamen Vorfall zwischen ihnen nie gegeben und als hätten sie und Mitch Fletcher sich nicht bereits entschieden, dass sie niemals unter einem Dach wohnen könnten.
âJa, Louise hat mir Ihre Situation erklärtâ, sagte sie deshalb höflich. âWenn Sie bitte in die Küche weiterkommen. Dort können wir alles Weitere besprechen.â Was ihre persönliche Lage betraf, so hatte sie Louise ausdrücklich gebeten,
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